Amiga 1000

Der Amiga 1000 – die Geburtsstunde des Multimedia-Computers

Foto aus einer Amiga 1000 Werbe-Broschüre

Mit Amiga wird im spanischen ein weiblicher Freund bezeichnet. Korrekterweise müsste es also nicht “der Amiga”, sondern “die Amiga” heißen.

Bei seinem Erscheinen 1985 war der Amiga 1000 schon ein Riesenwurf von Commodore, neben dem VC-20 und dem C64 der größte dieses Herstellers. Allerdings hat man sich dabei mit fremden Lorbeeren geschmückt, denn der Amiga wurde ursprünglich von der Firma Amiga Corporation entwickelt – einer bereits 1982 u.a. von ehemaligen Atari-Mitarbeitern (u.a. Jay Miner) gegründeten Computerfirma. Die Firma geriet in finanzielle Schwierigkeiten, bevor sie ihr Produkt fertigstellen und präsentieren konnten. Danach folgte eine wirre Geschichte, denn Atari war ebenfalls an einer Übernahme interessiert. Schlußendlich hat Commodore die Amiga Corporation mit allen Rechten gekauft. Vor dem Amiga 1000 gab es keine Homecomputer mit 16-Bit CPU’s und Commodore wußte, diesen gehört die Zukunft. Bevor Historiker sich jetzt aufregen, soll Texas Instruments mit seinem bereits 1981 erschienenen TI-99/4A und der selbstentwickelten 16-Bit CPU TMS9900 erwähnt werden. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch, denn die erweiterten Grafik- und Audiofunktionen des Amiga 1000 (oder auch des Atari 520ST) konnte dieser nicht ansatzweise bieten. Die Erwartungshaltung bezüglich des neuen Computers war dementsprechend groß, auf jeden Fall in Europa. Neue und grafisch aufwändigere Spiele und einfache Sound- und Videobearbeitung standen ganz oben auf der Wunschliste potentieller Käufer.

Das Konzept der Amiga-Entwickler war tatsächlich revolutionär. Die Motorola 68000 CPU war ein erschwinglicher und leistungsfähiger 16-Bit Prozessor. Diesem stellte man zusätzlich ein ganze Reihe spezialisierter Zusatzchips zur Verfügung, die sich um spezielle Bereiche kümmern und dabei die CPU entlasten sollten. Man gab diesen Spezialchips Namen, die jeder Amiga-User als OCS-Chipsatz kennt (oder kennen sollte): Paula kontrollierte den Audiobereich, Denise den I/O Bereich und Agnus das RAM und die Videoausgabe. So erreichte der Amiga besonders im grafischen Bereich eine beachtliche Systemleistung, die ein IBM PC zu dieser Zeit nicht bieten konnte.

Quelle: Joe Decuir - Ronald Nicholson

Quelle: Joe Decuir – Ronald Nicholson

Eine Besonderheit, die den Amiga 1000 noch von seinen zahlreichen Nachfolgern unterscheidet ist, das er noch keinen ROM-Baustein besitzt, in dem Kernal und Betriebssystem gespeichert ist. Dieses muß nach dem Einschalten des Rechners noch von Diskette geladen und in einem speziell dafür vorgesehenen Kickstart-RAM (256KiB) gespeichert werden. Erst danach ist ein Booten in die grafische Benutzeroberfläche (Workbench) möglich. Alle späteren Varianten besitzen diesen speziellen ROM-IC, in dem dieses als Kickstart bezeichnete Grundsystem gespeichert ist. Das Kickstart auf Diskette gab bis zur Version 1.3, alle weiteren Versionen nur noch als ROM.

Amiga 1000 – Mainboard und Innenleben, Quelle: https://linuxjedi.co.uk

Mit der Amiga ausgeliefert wurde ein Softwarepaket, das neben dem Betriebssystem und Demo’s auch zwei Anwendungen beinhaltete Graphicraft und Textcraft.

Der Kundenkreis für den Amiga wäre neben der Game-Community sicher in die Geschäftswelt erweiterbar gewesen. 80-Zeichen sowie die Farbdarstellung (max. 640×400 bei 16 Farben aus 4096) hätten eine wesentlich weitere Verbreitung im professionellen Multimedia- oder DTP-Bereich erlaubt. Mit Sicherheit hätte man dem Platzhirsch Apple in diesem speziellen Bereich ein paar Prozent Marktanteil wegzwicken können. Aber das Marketing von Commodore vernachlässigte dieses Potential werbetechnisch vollkommen, wodurch der Amiga heute fast ausschließlich als Spielcomputer bekannt ist.

Die Amiga 1000 war zwar ein riesiger technologischer Fortschritt, aber kein Verkaufserfolg für Commodore. Das lag auch am Anfangs hohen Preis von fast 7000DM mit Farbmonitor. Dieser mußte aber bereits ein Jahr nach dem Erscheinen auf weniger als die Hälfte gesenkt werden. Echte Verkaufs-Renner wurden erst die Nachfolger, vor Allem der Amiga 500 und auch der ausbaufähige Amiga 2000.

Die technischen Daten des Amiga 1000 können vielerorts nachgelesen werden. Das flache Gehäuse mit der abgesetzten Tastatur des Amiga 1000 vermittelt einen recht professionellen Eindruck und erinnert an frühe Workstations von SUN, SGI und Hewlett Packard. Das war vielleicht der der größte Unterschied zum größten Konkurrenten, dem Atari 520ST, jedenfalls was die Optik betrifft. Ein weiterer erwähnenswerter Unterschied: der Amiga 1000 wurde ausschließlich mit Farbmonitor verkauft, der Atari ST auch mit monochromen Monitor. Gemeinsam hatten beide die 16-Bit CPU von Motorola sowie die maus-bedienbare grafische Benutzeroberfläche (GUI). Bei Atari war es GEM, bei Amiga die Workbench (die wiederum auf der Engine Intuition basiert).

Das Sidecar 1060

Quelle: www.zimmers.net

Um auf dem Amiga 1000 die eigentlich für den IBM PC entwickelten Business-Anwendungen lauffähig zu machen, wurde das Sidecar A1060 von Commodore Braunschweig entwickelt. Angeschlossen über den Erweiterungsport des A1000 enthält es ein eingebautes IBM PC-kompatibles Motherboard, das mit dem Amiga bidirektional kommunizieren kann. Auf dem Mainboard des Sidecar befindet sich eine 8088-CPU mit 4,77-MHz sowie 256-KiB RAM, das auf 512KiB ausgebaut werden kann. Drei ISA-Steckplätze sind vorhanden. Standardmäßig steht ein eingebautes 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk zur Verfügung. Im Prinzip ist das Sidecar auch eigenständig lauffähig und wäre auch ganz ohne den Amiga einsetzbar. Dafür braucht es dann eine eigene Tastatur, Grafikkarte und einen Monitor, denn das stellt im Normalfall ja der Amiga zur Verfügung.

Die Verbindung zwischen Amiga und Sidecar stellt die sogenannte Janus-Software her. Im Prinzip verwaltet sie einen Prozess des Amiga, der im Hintergrund laufen kann. Die Software ermöglicht es, entweder eine CGA-kompatible Farbdarstellung (PC-color) oder eine monochrome Darstellung zu starten (PC-mono). In das Sidecar läßt sich auch einen Festplatte einbauen. Da der Platz in dem kleinen Gehäuse knapp ist, wurden vorzugsweise sogenannte Filecards (Controller und Festplatte auf einer Steckkarte) verwendet. Der Festplattenspeicher kann anteilig (in Form einer speziellen Partition) auch dem Amiga zur Verfügung gestellt werden.

Amiga A1010

Quelle: www.commodore-info.com

Mit einem Laufwerk läßt sich mit dem Amiga nicht gut arbeiten. Das A1010 ist das externe Standard-Laufwerk zum A1000. Auf der Rückseite der Zentraleinheit ist ein spezieller Anschluß dafür vorgesehen. Das A1010 hat – wie das interne 3.5″ Laufwerk auch – eine Kapazität von 880KiB pro Diskette.