Der Aufbruch ins Homecomputer-Zeitalter
1977 war tatsächlich das Jahr des Aufbruchs ins kommerzielle Computerzeitalter. MITS, IMSAI, Prozessor Technology und Cromenco hatten zuvor den Boden geebnet. Aber jetzt war die Zeit gekommen, den Computer aus der Nerd-Nische zu holen und richtig Geld damit zu verdienen. Sie mußten nur ein bisschen kompletter, billiger und leichter zu bedienen sein. Das erkannten Apple, Commodore und und Tandy-Radio Shack. Nur eine CPU auszuliefern und dem Kunden die Auswahl und das schwierige Zusammenstöpseln der Peripherie zu überlassen war damit Vergangenheit. Alle drei vorgenannten Hersteller boten komplette Pakete mit Computer, Tastatur, Monitor und Speichermöglichkeit an.
Der Tandy TRS-80 Model 1
Wie die Konkurrenz setzte auch der TRS-80 auf eine günstige 8-Bit CPU und ein Basic im ROM, das sofort nach dem Einschalten zur Verfügung stand. Tandy hatte erkannt, das es für die Vermarktung wichtig war, das ein Hersteller auch die passende Peripherie wie Monitor, Drucker und Massenspeichergeräte liefern konnte. Auch deren Anschluß mußte für Laien möglich sein. Die Tandy Marketing-Abteilung sorgte dafür, das alle Gerätschaften das gleiche silberne Design erhielten. Die Verfügbarkeit von Standard-Software – die der Anwender sofort benutzen konnte ohne zuvor einen Basic-Kurs zu machen – war ebenfalls entscheidend für den Erfolg. Tandy hatte diesbezüglich seine Hausaufgaben gemacht, das Gesamtpaket passte. Der Erfolg des Model 1 ermöglichte es Tandy-Radio-Shack, in den Folgejahren eine Reihe von semi-professionellen Tischcomputern zu entwickeln, die neben dem Hobby-Bereich auch in kleineren Geschäftsbetrieben Verwendung fanden. Das sich in der Folge technische (Hitzetot des Diskettencontrollers) und qualitative Mängel (schlechte Passgenauigkeit, Farbabrieb) bei den Geräten herausstellten konnte den schnellen Verkaufserfolg nicht mehr aufhalten.
Das in unserer Ausstellung befindliche Gerät ist übrigens ein verbessertes Model 1 Level II, das über einen zusätzlichen Zahlenblock, ein besseres Basic und mehr RAM verfügt. Vor allem aufgrund des besseren RAM-Ausbaus ist damit einfach mehr Software zu Laufen zu bringen als mit dem Level I. Insgesamt verfügt die Anlage also über 48KiB RAM.
Mit zunehmenden Verkaufszahlen des TRS-80 wurde die hauseigene Zubehörpalette bald von Drittherstellern ergänzt. Außerdem rief der Erfolg des TRS-80 andere Hersteller auf den Plan, die Nachbauten auf den Markt brachten. Die in Hongkong beheimatete Firma EACA war einer davon. In Deutschland wurden diese Geräte von Trommeschläger (TCS) weiterentwickelt und mit der Modellbezeichnung Video Genie vertrieben.
Technische Daten des Model I
Verkaufsstart: 1977
CPU: Z80 mit 1,7 MHz
ROM Level I: 4 KiB (Basic)
ROM Level II: 12 KiB (Microsoft Basic)
RAM Level I: 4 KiB
RAM Level II: 12 KiB, mit Erweiterungseinheit bis zu 48 KiB
Grafik: 128 x 48 Pixel
Betriebssysteme: TRSDOS, LDOS, NewDOS/80
Massenspeicher: Kassettenrekorder
Weiteres Zubehör: TRS-80 Nadeldrucker, Modem/Akustikkoppler
Das Expansion Interface

Quelle: https://www.nightfallcrew.com/gallery
Das Expansion Interface erweiterte die Möglichkeiten des TRS-80 erheblich. Auf der darin enthaltenen Platine konnten zusätzliche 32 KiB RAM untergebracht werden. Ebenfalls auf der Platine enthalten sind eine serielle und eine parallele Schnittstelle. Letztere ermöglichte den Anschluß von Druckern. Zudem war ein Diskettencontroller integriert, mit dem für bis zu vier 5,25″-Laufwerke betrieben werden konnten (35-Track SS-SD und 90 KiB / Diskette). Auch die externen Netzteile konnten im Gehäuse aufgeräumt werden.
Eine weitere Option für das Expansion Interface war der Double Density Kit, wodurch die Speicherkapazität einer Diskette verdoppelt wurde (35 Track auf 40 Track, 180 KiB)
Die Tandy Corporation produzierte nach dem Erscheinen des IBM PC 1981 auch erfolgreich IBM-Clones. Der Tandy 1000 und der Tandy 2000 erschienen 1983 und konnten vor allem in den USA erfolgreich vermarktet werden.