Amstrad wurde 1968 von Alan Michael Sugar gegründet, um billige HiFi- und TV-Geräten zu vermarkten. Der Name Amstrad setzt sich zusammen aus den Initialen des Firmengründers und der Abkürzung für ‘Trading’. Als Amstrad 1984 den CPC 464 in der Westminster School vorstellt, vermuteten viele der Anwesenden dahinter nur einen Marketing-Gag. Doch Amstrad’s Engagement war wohlgeplant: bereits 1983 wurde ein (diesbezüglich allerdings vollkommen unerfahrenes) Team von Amstrad-Ingenieuren mit der Entwicklung eines neuen Homecomputers mit dem Codenamen Arnold beauftragt. Sie scheiterten an der gestellten Aufgabe, worauf sich Amstrad an die erfahrenen Hardwareentwickler William Poel und Roland Perry wandte. Perry entdeckte schließlich die junge Firma Locomotive, die bereits ein Basic für den MOS 6502 sowie für den Zilog Z80 erstellt hatten. Das Basic wurde als ROM-Version in Arnold implementiert. Nachdem der erste Prototyp fertigestellt und zwecks Produktion nach Asien verschickt wurde, nahm Amstrad Kontakt zu vielen Softwareentwicklern auf, die Software für den neuen Amstrad-Computer, der mittelrweile den Namen CPC-464 (Colour Personal Computer 464) erhalten hatte, entwickeln sollten.
Die Vorstellung des fertigen CPC-464 am 11.April 1984 war eine kleine Sensation: ein komplett ausgestatter, farbfähiger 8-Bit Homecomputer, mit 64K RAM, basierend auf dem Zilog Z80. In das Gehäuse war Tastatur und Kassettenlaufwerk integriert. Wahlweise konnte der CPC mit Grün- (ca. 900 DM) oder Color-Monitor (ca. 1500 DM) geordert werden. Aussergewöhnlich: das Netzteil des Rechners ist in den Monitoren eingebaut. Auch technisch ist der CPC in vielen Punkten dem Klassenprimus Commodore C64 überlegen. Vor allem das Locomotive-Basic des Amstrad beinhaltet Routinen, die beim Basic des C64 weggelassen wurden. Der größte Vorteil ist, das die Grafik- und Soundprogrammierung direkt über das Basic durchzuführt werden kann. Mit dem 6845 verfügte der CPC gegenüber dem C64 über einen sehr flexiblen Videochip, der 20×25 Zeichen (160×200 Pixel), 40×25 Zeichen (320×200 Pixel) bzw. 80×25 Zeichen (640×200 Pixel) darstellen konnte. Vor allem die Textauflösung mit 80 Zeichen pro Zeile und 25 Zeilen war wichtig, den dies entsprach den damaligen Anforderungen für Bürorechner. Daher macht es auch Sinn, das optional ein Diskettenlaufwerk (DDI 1) für den CPC erhältlich war. Durch die Z80 CPU, der hohen Textauflösung und dem Diskettenlaufwerk konnte das in der Bürowelt weitverbreitete Betriebssystem CP/M 2.2 geladen werden. Dem CPC stand somit eine riesige Menge an professionellen Geschäftsanwendungen zur Verfügung.
Die Leistungen des integrierten Soundchips – der natürlich wichtig war für erfolgreiche Spiele – kommt zwar nicht an die des SID des C64 heran, dafür bot der Amstrad die Ausgabe im Stereo-Sound. Ein wesentlich entscheidenderer Nachteil gegenüber dem C64 war, das dem CPC die für die Spielprogrammierung beliebten Sprites fehlten.
Als Komplettangebot mit integriertem Kassettenrekorder und Grünmonitor (Farbmonitor optional) konnte der CPC-464 bis 1990 über 2 Mio. mal verkauft werden.
Alan Sugar von Amstrad und Albert und Bernhard Schneider von den Schneider Rundfunkwerken in Türkheim unterzeichneten 1984 einen Vertrag, der den Vertrieb des von Amstrad in Korea gebauten CPC464 (Colour Personal Computer) über den Vertriebskanal des Rundfunkgeräteherstellers Schneider (Schneider Computer Division) in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorsah.
Eine verbesserte Maschine als Nachfolger des CPC-464 wurde schnell entwickelt und auf den Markt gebracht. 1985 erscheint dieser Nachfolger in Form des CPC-664. Dieser besitzt ein eingebautes 3″ Diskettenlaufwerk (anstelle des Kassettenlaufwerks beim 464). Um die Kompatibilität mit älterer CPC-Software, die nur in Form von von Kassetten vorhanden war, zu erhalten, konnte man einen Kassettenrecorder extern an den 664 anschließen. Die Tastatur wurde leicht verändert, u.a. war sie jetzt in grau und blau gehalten. Der 664 war nur ein kurzes Leben beschieden, denn im selben Jahr bekam er mit dem CPC 6128 Konkurrenz aus dem eigenen Haus. Dieser besaß nun 128 KByte RAM (2×64 KB bankswitched). Ansonsten war er praktisch identisch zum CPC 664.
Die Verkaufszahlen liegen in Deutschland bereits 1985 über denen des C64, folgerichtig wird die CPC-Reihe durch Fach-Journalisten aus sieben Ländern zum ‘Computer des Jahres’. Obwohl gerade zu dieser Zeit ein unerbittlicher Preiskampf einsetzte, spornte dieser Erfolg Amstrad an.
Ein Problem der CPC-Reihe waren die Diskettenlaufwerke. Man hatte sich bei Amstrad für ein 3″ Format entschieden, während der Rest der Computerwelt auf Sony’s 3,5″ Format umstieg. Dadurch blieben die Medien für die CPC’s lange sehr teuer (anfangs 17 DM / Stück, später dann immer noch 4-5 DM), während die Preise für die 3,5″ Disketten bald stark fielen. Die Retro-Szene für CPC’s musste sich daher sehr mit dem Anschluß und den Betrieb von 3,5″ und 5,25″ Laufwerken beschäftigen, das die originalen 3″ Medien nicht mehr hergestellt werden.
Der Amstrad PCW 8256 (in Deutschland von Schneider als ‘ Joyce’ vermarktet) ist komplettes Textverarbeitungssystem mit eingebautem Diskettenlaufwerk und Grünmonitor und kam 1985 auf den Markt (in Deutschland mit passendem Drucker für ca. 2500 DM). Da der PCW mit einer mit 4MHz getakteten Z80-CPU ausgestattet war, konnte als Betriebssystem CP/M Plus 3.0 verwendet werden. Somit stand eine Menge professioneller Anwendungen für den Joyce zur Verfügung. Da der Rechner als moderne Schreibmaschine beworben wurde, war die wichtigste Software die Textverarbeitung ‘LocoScript’. Diese befand sich im Lieferumfang, ebenso ‘Dr.Logo’ (Programmiersprache Logo), ‘Mallard Basic’ (eine von ‘Locomotive Software’ aufgebohrte Version des Microsoft ‘MBasic’) und die Grafikbibliothek ‘GSX’ von Digital Research (Vorläufer der GUI ‘GEM’) im Lieferumfang enthalten.
Anfang 1986 mußte auch Amstrad auf MS/PC-DOS-Zug aufspringen und brachte den IBM-kompatiblen PC-20 (baugleich Schneider PC-1512 und Sinclair PC 200) den Markt. Am 7. April des gleichen Jahres kauft Amstrad die Computersparte von Sinclair Research Ltd auf. Die Sinclair Homecomputer Spectrum +2, Spectrum +3 und Spectrum 2A werden weiter produziert, Neuentwicklungen jedoch gestoppt.
1987 brachte Amstrad den PC Clone ‘PPC 1640D’ auf den Markt. Es handelte sich um einen portablen PC, der entweder mit Batterien oder Netzadapter lief. In diesem Jahr kam es jedoch zum Bruch zwischen Amstrad und Schneider. 1988 stellte Schneider den Vertrieb der Amstrad-Produkte ein. Amstrad reagierte mit einer Ankündigung auf der CeBIT 1988, schnellstmöglich eigene Niederlassungen aufzubauen. Dies konnte im gleichen Jahr auch realisiert werden, eine Niederlassung in Deutschland wurder eröffnet (auch für die Schweiz und Österreich zuständig). Trotzdem dauert es zu lange. Die Konkurrenz mit den moderneren Atari ST und Commodore Amiga war bereits zu stark. Vor allem deswegen, weil diese jetzt auch im Preis stark fielen. Letzendlich läutete der Verlust des Distributors Schneider den Anfang vom Ende der CPC-Reihe ein.
1990 versuchte Amstrad, mit dem CPC 464+ die erfogreiche Reihe der CPC-Computer nochmal aufzufrischen. Der 464+ verfügte über kein eingebautes Betriebssystem. Die gesamte Betriebssoftware (incl. des Basic) war auf einem Cartridge gespeichert. Die technischen Erweiterungen des Plus waren schon erwähneswert: zusätzliche Grafikmodi, die bis zu 32 Farben aus 4096 gleichzeitig darstellen konnten, digitalisierter 4-Bit-Sound konnte abgespielt werden. Doch 64 KB RAM und ein Kassettenrecorder waren 1990 nicht mehr Stand der Technik. Der Verkauf des Rechners beschränkte sich daher auf England, und auch dort nur kurz. Kurz nach dem 464+ schob man den CPC 6128+ nach. Eine reine Spielekonsole ohne Laufwerk wurde mit dem Modell GX4000 – technisch identisch mit den CPC+ – ebenfalls angeboten. Doch den Homecomputermarkt teilten sich mittlerweile die wesentlich leistungsfähigeren 16/32Bit Computer von Atari (ST) und Commodore (Amiga) unter sich auf. Somit wendete sich Amstrad nun der PC-Entwicklung zu. Doch auch hier war es mittlerweile schwer geworden, Fuß zu fassen.
Das Ende für Amstrad kam 1997. Die Firma wurde aufgespalten: in Betacom (die den Markennamen Amstrad besaß und später auch in Amstrad Plc umbenannt wird) und Viglen Technology (von Amstrad 1994 übernommen). 1997 produzierte die mittlerweile im Amstrad Plc umbenannte Betacom u.a. Satellitenempfänger. Alan Sugar hat heute andere Hobbies: er besitzt den Fussballclub ‘Tottenham Hotspurs’.