Die Geschichte Ataris ist länger als die manch anderer bekannter Computerhersteller. Sie beginnt bereits im Jahr 1972 mit der Gründung der Firma durch Nolan Bushnell und Ted Dabney, welcher aber nach nach einem Jahr wieder ausschied. Hauptsitz war Santa Clara in Kalifornien. Atari produzierte anfangs Videospiele für Münzautomaten im Auftrag der Bally Inc. und machte bereits nach einem Jahr über 3 Millionen $ Umsatz. Das von Atari entwickelte Videospiel Pong war 1975 ein Riesenerfolg. Trotzdem, um weitere ehrgeizige Pläne umzusetzen zu können, suchte Bushnell einen finanzkräftigen Partner und fand ihn in der Firma Warner Communication (Tochterfirma der Warner Brosthers Inc.) Unter Zusicherung der Eigenständigkeit verkaufte er schließlich Atari für 29 Millionen $ an Warner.
1977 erschien die erste Atari-Spielkonsole mit der Bezeichnung Pong und wurde zu einem gigantischem Verkaufserfolg. Neue Spiele wie Asteroids und TicTacToe sicherten dem VCS 2600 ein gleichbleibend hohes Umsatzniveau. Dieser Durchbruch auf dem Videospielsektor ermutigte Atari, die Produktion richtiger Homecomputer zu planen.
Doch erst im Jahre 1979 war er da: der erste Atari Homecomputer mit der Modellbezeichnung 400, 8 KB RAM und Folientastatur. Gleichzeitig wurde mit dem 800 ein etwas teureres Modell mit mehr Speicher (16KB) und Schreibmaschinentastatur herausgebracht. Bereits 1980 war Atari mit einem Markanteil von 80% die Nummer 1 auf dem Videospielmarkt, das Spiel Space Invaders schlug alle bisherigen Umsatzrekorde. 1980 verlor Atari seinen Chip Designer Jay Miner (dieser gründet bekanntlich später die Fa. Amiga Inc.).
1983 mußte Atari die Modellpalette dann überholen, zu groß war der Rückstand auf Apple, Commodore und Co. geworden. Mit dem 1200 XL erschien ein gefällig designter Computer, der den Abschluß technologisch wieder schaffen sollte. Doch der 1200XL hatte ein Problem: da er nicht mehr kompatibel zu den Vorgängern war, verkaufte sich schlecht. Atari reagierte und stampfte den 1200 XL nach nicht mal einem Jahr Produktionszeit wieder ein. Als Nachfolger wurden die Modelle 600 XL und 800 XL bebracht. Doch die Konkurrenz (z.B. Commdore’s C64) hatte sich inzwischen hohe Marktanteile gesichert, Atari’s Umsatz sank bis 1984 drastisch, sogar Verluste wurden eingefahren.
Dann passierte etwas Entscheidendes: der mittlerweile bei Commodore geschaßte Jack Tramiel kaufte 1984 den gesamten Computerbereich Ataris auf. Warner blieb jedoch mit fast einem Drittel beteiligt. Tramiel nahm einschneidende Maßnahmen vor und stellte die Produktion der vorhandenen 8-Bit Computer (vorläufig) ein. Er nutzte seine noch vorhandenen Kontakte zu Commodore, indem er die besten Entwickler (u.a. den C64-Entwickler Shiraz Shivji) von dort abwarb.
1985 erschien mit dem Atari 520 ST erstmals ein erschwinglicher 32-Bit Homecomputer mit einer grafischen Benutzeroberfläche (GEM, das von Digital Resaerch lizensiert wurde). Die Fachwelt war so begeistert, das auch anfängliche Produktionsschwierigkeiten einen hervorragenden Absatz nicht verhindern konnten. Atari verbuchte bereits 1986 wieder Gewinn. Viele Softwareentwickler sprangen auf den 32-Bit Zug auf, der Zubehörmarkt für den 520 ST boomte. Ein verbessertes, voll kompatibles Modell in Form des 1040 ST wurde nachgeschoben. 8-Bit Homecomputer (XE-Serie) rundeten die Produktpalette nach unten ab. Doch Tramiel war schon wieder einen Schritt weiter.
1986 erschien – lange angekündigt – der Atari Mega ST. Keine großen technischen Forstschritte, aber professionellere Optik, ein optional erhältlicher 19″ großer Monitor sowie ein ebenso verfügbarer Laserdrucker zu einem günstigen Paketpreis sicherten weiterhin den guten Absatz. Modellvarianten des Mega ST mit größeren Mengen an Hauptspeicher (Mega ST 2, Mega ST 4) wurden als High-End Produkte beworben.
Auch der Spielkonsolenmarkt lief jetzt wieder hervorragend, die Konsolen 2600 und 7800 verkauften sich gut. Doch die Konkurrenz durch Spielkonsolen-Spezialisten wie Nintendo wurde immer stärker.
1989 wurden die Spielkonsole Lynx und der Notebook Stacy vorgestellt. Im gleichen Jahr begann Atari die Arbeit an einer Neuentwicklung: dem Atari TT. Doch die Implementierung des UNIX basierten Betriebssystems verzögert sich bis Mitte 1990, Entlassungen und Aktienstürze waren die Folge. Auch 1991 war noch kein TT in Sicht, stattdessen kam das ST Book, technisch ein 1040 ST als Notebook. Ende 1991 erschien der TT dann doch noch, aber nur wenige wurden noch ausgeliefert. Und das Atari Portfolio, ein kleiner Notebook, der viele Liebhaber fand. Trotzdem mußte die Atari-Produktionsstätten aus Kostengründen nach Fernost ausgelagert werden.
Ende 1992 erschien der Atari Falcon mit einer Motorola 68030 CPU. Die CPU war jedoch nicht mehr zeitgemäß, die Spitzenprodukte von Commodore setzen zu dieser Zeit schon den Motorola 68040 ein. Trotzdem fand dieses Modell aufgrund seiner professionellen Soundfähigkeiten im Musikgeschäft einen guten Absatz. Doch Atari baute ab, die Umsatzeinbußen erreichten dramatisch Dimensionen. 1993 wurden viele europäische Niderlassungen aufgelöst. Die moderne 64-Bit Spielkonsole Jaguar wurde 1994 noch als Rettungsanker auf den Markt geworfen, doch 1995 betrug der Verlust trotzdem bereits 50 Millionen $.
Warner verkaufte Atari 1996 schließlich an JTS, einem Festplattenhersteller. Der wiederum – mittlerweile selbst bankrott – verscherbelte die Atari-Patente 1998 an den Spielehersteller Hiacxi.
Nachdem auch Hiacxi keine Lust mehr hatte, verkaufte sie die Rechte an den Spielehersteller Hasbro Interactive Corp. (USA). Seit 2001 werden Atari-Spiele (Pong, Frogger…) neu aufgelegt für die aktuellen Spielekonsolen. Im Herbst/Winter gab es sogar einen Werbespot mit dem Titel “Atari sucht Fahrer”. Atari ist eine Gesellschaft des o. g. Hasbro-Konzerns und versteht sich jetzt als absoluter Spiele-Remaker und -hersteller. In Deutschland wird Atari durch “Infogrames” verwaltet (dieser letzte Absatz ist eine Ergänzung von Michael Vogt).