Die berühmte Gründungsgarage von Hewlett-Packard

Das 1939 gegündetet Unternehmen, das buchstäblich als Garagenunternehmen begann, gehört inzwischen zu den weltweit grössten Elektonikherstellern. Die Produktionspalette von HP umfasst Drucker, Scanner, Massenspeicher, Computer, Taschenrechner und Netzwerkprodukte. HP wird seit April 2005 von Mark Hurd als CEO (Chief Executive Officer) geleitet. Er löste Carly Fiorina ab, die es als erste Frau geschafft hatte, eine führende Rolle in der Computerindustrie zu übernehmen (s.u., Compaq Übernahme)
Die folgende über 60jährige Geschichte von HP besteht aus einer Aneinandereihung von elektronischen Innovationen. Es spricht für diese Firma, das es unmöglich ist, in diesem Rahmen alle relevanten HP-Entwicklungen aufzuführen.

Dave Packard und Bill Hewlett

Nach Abschluß ihres Elektroingenieursstudiums an der Stanford Universität freunden sich Dave Packard und Bill Hewlett bei einem zweiwöchigen Camping- und Angelurlaub in den Bergen von Colorado an. Bill setzt seine Studien an der Stanford Universität und dem MIT fort, während Dave eine Anstellung bei General Electric annimmt. In ihrer Freizeit schrauben die beiden einer angemieteten Garage in Palo Alto (Kalifornien) einen Ton-Oszillator (HP 200B) zusammen, von dem Walt Disney acht Stück für die Produktion des Trickfilmes “Fantasia” bestellt.
Mit Unterstützung ihres väterlichen Freundes Fred Terman, der an der Stanford Universität ihr Professor war, beschließen die beiden, gemeinsam die Firma Hewlett-Packard zu gründen. Ab 1940 beginnt HP erfolgreich mit der Herstellung verschiedener Geräte für Prüf- und Messtechnik. Bald wird eine größere Fertigungsstätte benötigt, so zieht man von der Garage in ein 3000 m2 großes Fabrikgebäude um.
Ab 1950 werden Messgeräte für Mikrowellen und Hochgeschwindigkeits-Frequenzzähler gefertigt. 1951 hat HP bereits über 200 Angestellte und macht über 5 Mio $ Umsatz im Jahr. 1959 werden Zweigstellen in Genf (Schweiz) und in Böblingen (Deutschland) gegründet, der Umsatz steigt auf 30 Mio $, die Beschäftigtenzahl auf fast 1800. 1962 wird HP an der Börse in New York notiert, ein Jahr später zählt die Firma zu den 500 größten amerikanischen Unternehmen. 1964 werden die Firmengründer Dave Packard zum Vorstandsvorsitzenden, Bill Hewlett zum HP-Präsidenten gewählt. 1966 folgt dann der erste Rechner (HP 2116A), der als Controller für Prüf- und Messgeräte konstruiert und eingesetzt wird. 1968 erscheint ein programmierbarer Rechner, der HP 9100A. Dieser Rechner, bei dem das erste Mal in der Computergeschichte der Begriff “Personal Computer” angewendet wird, kann bereits komplexe Berechnungen durchführen und Daten auf Magnetstreifen speichern. 1972 stellt HP mit dem HP-35 den ersten Taschenrechner der Welt mit wissenschaftlichen Funktionen vor. HP hat die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und entwickelt im gleichen Jahr mit dem HP 3000 seinen ersten Großrechner. Aber auch in anderen Bereichen ist HP innovativ: es werden u.a. der Festkörperkomponenten-Oszillator, ein nichtinvasiver fetaler Herzmonitor, eine neue Atomuhr, Laser-Interferometer und der HP-IB Interfacebus für Meßgeräte entwickelt. 1979 wird die Geschäftsführung an John Young übertragen.

Hewlett Packard 85 (Quelle: wikipedia)

1980 erscheint der HP-85, der erste Personal Computer von Hewlett Packard. Ein kleiner Tischrechner mit einem integrierten 5″ Monitor und einem Thermodrucker. Die gebotene Ausstattung und ein mit 4500 US$ knallhart kalkulierter Preis verhilft dem HP-85 zu einem gutem Absatz.

1983 eine weitere Innovation: der erste Touchscreen, woduch Anwender durch Tippen auf den Bildschirm Computeranweisungen durchführen können. Implementiert wird diese Technik erstmals im HP-150, einem weiteren PC-System, das aber nicht mehr auf einer HP-CPU, sondern auf einem Intel 8088 basierte und daher beinahe kompatibel zum IBM-PC war. 1984 wird die InkJet-Drucktechnologie (Tintenstrahl) vorgestellt, wodurch das Ende der lärmenden Typenrad- und Matrixdrucker eingeleitet wird. An dieser Technologie hatte HP bereits seit 1978 gearbeitet. Ebenfalls in diesem Jahr wird auch der erste Laserdrucker von HP vorgestellt.
1987 tritt Bill Hewlett als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats zurück, ein Jahr später werden die Söhne der Unternehmensgründer, Walter Hewlett und David Woodley Packard, in den HP-Aufsichtsrat gewählt. 1988 wird mit dem 500 der erste Tintenstrahlrucker der bis heute produzierten Deskjet-Reihe herausgebracht. 1989 überschreitet HP die Umsatzgrenze von 10 Mrd. $.
1991 wird mit dem HP 95LX der Palmtop-Computer von HP vorgestellt, der aufgrund der NEC V20 CPU zu 100% kompatibel zum IBM-PC ist und per Infrarot-Schnittstelle Daten mit Desktop-PC’s austauschen kann. Ebenfalls 1991 wird mit dem Modell 500C der erste Farb-Tintenstrahldrucker in die Deskjet-Reihe aufgenommen. Ab 1992 wird die Apollo-9000 verkauft, eine 32-Bit Workstation mit UNIX Betriebssystem. Ein Jahr später erscheint mit dem Omnibook 300 ein ultraleichtes Notebook und HP kann den 10 millionsten Laserdrucker der Laserjet-Modellreihe ausliefern.
994 wird der OfficeJet herausgebracht, welches auf Basis der Tintenstrahl-Technik mehrere Bürogeräte integriert: Drucker, Fax und Kopierer. HP steigert den Umsatz in diesem Jahr auf 25 Mrd. $ und hat fast 100.000 Angestellte.

1995 wird der Preiskampf im PC-Markt nahezu brutal. HP produziert mit der Pavilion-Reihe ebenfalls eine Billig-PC Linie, die in Kaufhäusern verkauft wird.

1998 beginnt die Produktion des Journada, einem Pocket-PC mit Microsoft’s Windows CE als Betriebssystem.

Bill Hewlett stirbt am 12.01.2001, 5 Jahre nach seinem Freund Dave Packard.

2002 kommt es unter CEO Carly Fiorina zur größten Fusion (oder war’s die teuerste Übernahme?) der Computergeschichte. HP übernimmt für ca. 25 Milliarden US$ den Hersteller Compaq. Im Vorfeld war die Fusion sehr umstritten, sogar die Gründerfamilie Hewlett sprach sich in Zeitungsberichten dagegen aus. Kurz nach der Fusion traten Compaq’s CEO Michael Capellas (und auch der deutsche Compaq-Geschäftsführer Heribert Schmitz) zurück. Verständlicherweise, wenn man bedenkt, in welch kurzer Zeit nach der Fusion Fiorina die fast komplette Auflösung des Markennamens Compaq bewerkstelligt hatte.

Meine eigene Meinung zum Compaq-Deal: ich persönlich vermute, das HP’s CEO Carly Fiorina 2005 aus schwerwiegenderen Gründen gehen musste, als in die, die in der Öffentlichkeit genannt wurden. Zum Einen teilten mir (ehemalige) HP-Mitarbeiter mit, das der von den Firmengründern eingeführte “HP Way” unter Fiorina verlorenging (eine besondere Form des Miteinanders der Mitarbeiter und Vorgesetzten). Zudem war der Mehrwert, den HP sich mit der Compaq-Übernahme erkaufte, zu gering. Hätte er aber nicht sein müssen, wenn der erfolgreiche Markenname Compaq besser verwertet worden wäre. Man muss wissen: die Marktführer im PC-Markt hießen 2002 Compaq und DELL. Natürlich legt man aus Kosten- und Effizienzgründen Verwaltung und Support von zwei Firmen im gleichen Marktsegment zusammen. Aber HP hätte den Namen Compaq – zumindest werbetechnisch – als weitgehend eigenständig vermarktetes Produkt innerhalb des Konzerns erhalten müssen.

Um gegenseitige Konkurrenz zu vermeiden, hätte HP seine eigene, wenig erfolgreiche PC-, Notebook- und PDA-Linie einstellen bzw. ins Compaq-Portfolio integrieren können. So wären die 25 Milliarden Dollar langfristig vielleicht rentabel eingesetzt gewesen. Stattdessen aber hat HP lediglich dafür gesorgt, das DELL in der Folge – zumindest international – keine ernsthafte Konkurrenz mehr hatte! Mittlerweile versucht man, diesen einzigartigen Marketingfehler zu korrigieren und setzt den Markennamen Compaq wieder mehr ein. Aber der PC-Markt ist schnelllebig und sensibel. Zwei, drei Jahre Marktabstinenz sind zuviel, die Marke Compaq ist nichts mehr wert. Mein privates Resume: die größte Geldvernichtung der Computergeschichte.