Camillo Olivetti

Ing. Camillo Olivetti ist es zu verdanken, daß in Italien eine Schreibmaschinenindustrie entstanden ist. Olivetti studierte in den Vereinigten Staaten die Elektrotechnik. Zurückgekehrt in seine Heimat, gründete er am 29.10.1908 die Firma Olivetti und begann mit der Fabrikation von Schreibmaschinen. Seine erste Maschine kam unter dem Namen Olivetti M1 auf den Markt und wurde von 20 Angestellten in einer 500 m2 großen Halle produziert. Die M1 war eine Vorderanschlagmaschine mit einfacher Umschaltung und sichtbarer Schrift und wurde auf der Weltausstellung 1911 erstmals einem breiten Publikum präsentiert. Nachfolgermodell war die Standardmaschine Olivetti M40, die mit Segmentumschaltung und Dezimaltabulatur versehen war und bereits über Grenzen Italiens hinweg verkauft wurde.

Und Olivetti wuchs schnell weiter, in den Jahren 1920 bis 1940 wurden Filialen und Europa und auch außerhalb Europa’s eröffnet. In diesen Jahren der Expansion übernahm bereits Camillo Olivetti’s Sohn Adriano eine führende Rolle in der Firma. 1933 wurde er auch Direktor von Olivetti. Der moderne Stil, mit dem Adriano seine Firma führte, wurde beispielhaft für ganz Europa. 1934 hatte Olivetti bereits 1000 Angestellte. In den 50iger Jahren war Olivetti absoluter Marktführer bei mechanischen Geräten. Mit “Underwood” übernahmen sie einen führenden Schreibmaschinenhersteller in den Vereinigten Staaten. Zudem steckte Olivetti viel Geld in neue Technologien, wodurch sie 1959 auch ihren ersten elektronischen Computer vorstellen konnten (Elea 9003).

1960 starb Adriano Olivetti, worauf die Firma in finanzielle Schwierigkeiten geriet und die Elektronikabteilung verkaufen mußte.

Olivetti Programma 101

Totzdem forschte Olivetti weiter und präsentierte 1965 mit der Programma 101 (Entwickler: Ingenieur Pier Giorgio Perotto) den ersten programmierbaren Desktop-Rechner der Welt. Die Programma 101 wird heute von vielen Experten als der Vorläufer unserer heutigen Personal-Computer betrachtet.

1964 wurde Bruno Visentini Direktor von Olivetti. In den 70iger Jahren investierte die Firma stark in den Elektronikbereich, am Ende des Jahrzehnts hatte sie daher wieder finanzielle Probleme.

1978 erwarb Carlo De Benedetti – er arbeitete bereits als Manager bei Olivetti – große Aktienanteile von Olivetti und wurde Generaldirektor. Unter seiner Führung begann eine lange Umstrukturierungsphase. In deren Folge konnte auch der Umsatz wieder gesteigert werden. Zudem brachte De Benedetti neue Kapitalgeber und Partner in den Konzern. Während dieser Periode produzierte Olivetti neue Produkte, u.a. die erste elektronische Schreibmaschine 1978 und den ersten Homecomputer (M20) 1982.

Ab 1983 ging Olivetti eine Allianz mit AT&T ein und hoffte, mit diesem mächtigen Partner seine Operationen auf dem Gebiet der IT erweitern zu können. Den Fuß in den britischen Markt stellte Olivetti 1984 durch die Übernahme des bekannten britischen Homecomputerherstellers Acorn. Im gleichen stellten sie mit dem Modell M24 auch einen sehr schnellen und in Europa sehr verbreiteten IBM PC – Clone her. Im weiteren Verlauf der achtziger Jahre setzte Olivetti sein Wachstum fort, indem Produkte wie Drucker (Entwicklung der BubbleJet-Tintendrucktechnik), elektronische Registrierkassen und natürlich PC’s mit Intel 80286 und 80386 CPU auf den Markt gebracht wurden.

1990 erkannte man bei Olivetti das enorme Wachstumspotential auf demTelekommunikationssektor. Man verbündet sich mit anderen Investoren und gründet Omnitel. 1995 erwarb das Konsortium eine entsprechende Mobilfunklizenz und Omnitel konnte seine Tätigkeit aufnehmen. Im gleichen Jahr sichert sich der Konzern eine maßgebliche Beteiligung an Italiens zweitgrößten Festnetz-Telefonbetreiber Infostrada.

Heute ist das italienische Unternehmen ein reinrassiger IT-Konzern. Wichtigstes Tochter-Unternehmen mit einer Beteiligung von mehr als 52 Prozent (Übernahme erfolgte 1997) ist Italiens führender Telekommunikations-Konzern Telecom Italia. Mehrere Minderheits-Beteiligungen und Joint Ventures hauptsächlich in Europa aber auch in Lateinamerika im Bereich Information und Kommunikations-Technologien runden das Konzern-Profil ab.