Adam Osborne

Der erste tragbare PC stammt von wem? Nein, er stammt weder von Apple noch von Compaq noch von IBM oder gar Toshiba. Am 3. April 1981 kündigte eine Firma, die Osborne Computer Corporation, den Osborne 1 auf einer Computermesse in San Francisco an. Er sollte der der erste in Massen produzierte und tragbare PC sein.

Adam Osborne kam am 3. April 1939 in Thailand zur Welt. Seine Mutter war Polin und sein Vater Brite. Er lebte bis zu seinem 11. Lebensjahr zusammen mit seinen Eltern in einem kleinen Dorf in Indien. Mit 11 Jahren wanderte er nach England aus und ging dort zur Schule. Das Studium an der Birmingham-Universität beendete er mit einem Abschluss in Industriechemie. Er folgte seiner Freundin in die USA und heiratete dort auch. Nach der Graduation an der Universtät in Delaware fand er einen Job bei Shel Oil. Doch dort wurde er nicht glücklich. Er verließ Shell und begann, sich einen Namen mit dem Verfassen technischer Literatur zu machen. Dazu gründete er die Firma ‘Osborne & Associates’. Sein bekanntestes Buch stammt aus dem Jahre 1975: ‘An Introduction to Microcomputers’, eigentlich mehr ein Buch über Mikroprozessoren. Dieser Erfolg führte dazu, das 1979 der Groß-Verlag ‘McGraw-Hill’ seine Firma übernahm (der ein Jahr später übrigens auch das ‘byte-Magazine schluckte)’.

Nun standen Osborne 100.000 US$ für die Gründung seiner Computerfirma zur Verfügung. Für weitere 40.000 US$ fand er Risikokapital. Die Firma zog nun in Büroräume in Hayward, Kalifornien ein. Im März 1980 traf Adam Osborne den arbeitslosen Lee Felsenstein. Felsenstein hatte bereits für Processor Technology den ‘SOL-20’ auf die Beine gestellt. Osborne überzeugte den erfahrenen Hardware-Entwickler von der Idee, einen tragbaren und damit portablen Rechner zu realisieren. Das Design des ‘Osborne I’ stammte ursprünglich von James Murez, der dies für Xerox PARC und einen Computer names ‘NoteTaker’ entwickelt und zum Patent angemeldet hatte. Adam Osborne schließlich steuerte die technischen Spezifikationen bei. Auf dieser Basis entwarf Felsenstein den Osborne I , den ersten portablen PC. Er wog 15kg, basierte auf einem Zilog Z80 mit 4Mhz, hatte 64KB RAM und besaß – mittig zwischen zwei 5,25″ Diskettenlaufwerken – einen 5″ großen Bildschirm, der 52×24 Zeichen darstellen konnte. Bei der Markteinführung wurde der Preis auf 1.795 US$ festgesetzt. Dazu gab es ein umfangreiches Softwarepaket, so dass der Käufer auch gleich über entsprechende Anwendungen verfügte: neben dem Betriebssystem CP/M 2.2 ein Basic Interpreter, ‘CBasic’ (Basic-Compiler), die Textverarbeitung ‘WordStar’, die Tabellenkalkulation ‘SuperCalc’ sowie einige Spiele (später kam noch ‘dBase II’ hinzu). Eine im Preis der Hardware inbegriffene Software war zu dieser Zeit ein absolutes Novum.

Osborne 1

Bei der Vorstellung des Rechners 1981 auf der Computermesse ‘West Coast Computer Faire’ musste Felsenstein zwei Prototypen nur ein paar Blocks im Auto transportieren. Später sagte er in einem Interview, die beiden Rechner hätten ihm “fast die Arme ausgerissen”. Das Interesse auf der Messe jedoch war gigantisch, der nachfolgende Verkaufsstart im Juni 1981 ebenso. Der ‘Osborne I’ war ein Preishammer, vergleichbare Apple- oder Commodore Konfigurationen mit einem entsprechenden Softwarepaket waren fast doppelt so teuer. Bereits im Ausgust des gleichen Jahres hatte Osborne für 10 Millionen US$ Computer verkauft, im Februar 1983 lag der Umsatz bereits bei 100 Millionen US$. Derartige Erfolge bleiben nicht lange unbeachtet: im April 1982 brachte die Firma Non-Linear-Systems mit dem Kaypro II einen Konkurrenten, technisch nahezu ein Clone des ‘Osborne I’ und ebenfalls mit einem üppigen Softwarepaket auf den Markt. Größter Vorteil des Kaypro: ein integrierter 9″ Monitor statt eines 5″ beim Osborne.

Ein Fehler – der Adam Osborne trotz seiner Genialität bis heute anhaften sollte – war seine Art, Produkte zu früh anzukündigen. Dieser Fehler und dessen Folgen gehen schließlich als der Osborne-Effekt in die Geschichte ein. Das erste Mal passierte dieser Fehler bei zwei Computern, die Osborne 1982 ankündigt. Der Vixen sollte eine kleinerer Bruder des Osborne I werden, der Executive (2495 US$) sollte u.a. einen auf 7″ gewachsenen Monitor sowie 128KB RAM enthalten und den Nachfolger darstellen. Vollmundig wurde bereits der Executive II für 1983 angekündigt, der auf MS-DOS basieren sollte. Aber Osborne konnte weder das eine noch das andere liefern. Die Verkäufe des Osborne I gingen zurück, weil die Kunden auf das neue Modell warteten. Nachdem mehrere Auslieferungstermine geplatzt waren, verloren Händler und Käufer zunehmend das Vertrauen in die Firma.

Im September 1983 muss die ‘Osborne Computer Corporation’ Konkurs anmelden.

Osborne Vixen

Trotzdem kann 1984 endlich der Executive ausgeliefert werden. Doch in der Zwischenzeit war bereits weitere Konkurrenz von Non-Linear Systems (Kaypro IV) auf dem Markt und ausserdem Portables, die auf dem mittlerweile erfolgreichen IBM PC und MS-DOS basierten (u.a. das Compaq Portable). Die Zeit der CP/M-basierten Systeme begann bereits abzulaufen. 1984 kehrte Adam Osborne in das Verlagswesen zurück und gründet die Paperback Software International Ltd. Ziel war es, preisgünstige, IBM basierte Software an den Mann zu bringen. Der Verkauf von Textverarbeitungen (VP-Writer, VP-Writer Executive), Ki-Systemen (‘VP-Expert’) und Tabellenkalkulationen (VP-Planner) läuft zunächst gut. Dann fallen Lotus (die mit der Tabellenkalkulation 1-2-3 gut im Geschäft war) Urheberrechts-Verletzungen bzgl. der Menüstruktur von ‘VP-Planner’ auf. Das eigentliche Problem ist aber: ‘VP-Planner’ war nicht nur billiger als ‘1-2-3’, sondern stellenweise sogar leistungsfähiger. Es kommt unweigerlich zu einer Klage von Lotus, die Osborne verliert. Dies führte zu einem Einbruch der Verkäufe. Osborne verläßt ‘Paperback Software’ noch vor Verkündigung des Urteils. Später wird bei Osborne eine Gehirnkrankheit diagnostiziert. Er geht – zusammen mit seiner Schwester – zurück nach Ashram in Indien, wo er am 18. März 2003 im Alter von nur 64 Jahren stirbt.

“There were three major people in the industry: Bill Gates, Steve Jobs, and Adam Osborne, and not necessarily in that order.” – David Bunnell