

Tandon TM-100 5,25″ Floppy-Drive for the IBM PC

Jugi Tandon
Seine Karriere begann Dr. Sirjang (Jugi) Lal Tandon (geb. 1942 in Indien) bei Firmen wie Memorex und Pertec, beides Zulieferer für Computer-Peripherie. 1975 gründete er die Tandon Corporation in Chatsworth/Kalifornien, um Schreib-/Leseköpfe für Diskettenlaufwerke zu produzieren. Wie bei vielen anderen Firmengründungen dieser Zeit war sein erstes Produktionsgebäude eine Garage. Noch im gleichen Jahr entwickelte er das erste 5.25″ Diskettenlaufwerk mit zwei Schreib-/Leseköpfen. In den folgenden Jahren wurde Tandon der führende Hersteller von kompletten Diskettenlaufwerken. Der IBM PC von 1981 enthielt Laufwerke von Tandon, aber auch andere Hersteller (z.B. Tandy in den TRS-80 Modellen) wurden beliefert. In den frühen 80iger Jahren war Tandon einer der ersten Hersteller, der preislich attraktive Winchester-Platten für Mikrocomputer anbieten konnte. Auch im Bereich der PC-Festplatten wurde Tandon schnell zum Marktführer.
Besondere Diskettenlaufwerkstechnik bot Tandon 1982 für den Sirius 1 Computer, der Laufwerksmotor konnte seine Drehzahl variieren, um dadurch den geringeren Umfang der inneren Spuren einer Diskette auszugleichen. 1984 betrug der Umsatz von Tandon rund 300 Millionen Dollar, wobei 85% mit Festplatten- und Wechsellaufwerken erzielt wurde. Tandon beschäftigte zu dieser Zeit rund 1000 Angestellte.
Von Tandons früheren Kunden Victor Technologies kam 1985 der geniale Entwickler Chuck Peddle (Vater des Commodore PET sowie des Sirius 1) zu Tandon. Daraufhin entschloß man sich zur Erweiterung der Produktpalette um eigene Mikrocomputer. Die ersten Modelle waren ein IBM kompatibler XT und ein AT Modell mit der Bezeichnung PCA. Doch wie viele andere Computerhersteller rutschte auch Tandon 1985 in die roten Zahlen. 1986 wurde wegen überhöhter Lagerbestände zeitweise sogar die Produktion ausgesetzt. Angestellte mußten zwangsbeurlaubt werden, Jugi Tandon kürzte sein eigenes Jahresgehalt von 275.000 Dollar auf 1 Dollar.
Aus Kostengründen verlagerte Tandon große Teile der Produktion daraufhin nach Singapure, im Stammsitz in Kalifornien mußten daraufhin 400 Angestellte entlassen werden. Gerade die deutsche Tandon-Niederlassung war mit 20.000 verkauften PC’s ausgesprochen erfolgreich, konnte jedoch die Verluste der Konzernmutter nicht ausgleichen.

Tandon DataPac mit 30MB

Tandon PAC/286 mit 30MB DataPac-Wechselplatte
1987 stellt Tandon seinen ersten PC mit dem neuen Intel 80386 Prozessor vor. 1988 erreichte die Firma einen 10%igen Marktanteile bei PC’s ab 2500 DM. Die Fabrik für Laufwerksherstellung wurde an Western Digital verkauft, nicht jedoch die patentierten wechselbaren DataPac-Festplatten (übrigens auch eine Entwicklung Chuck Peddle). Trotzdem war Tandon nun sein eigener Kunde, den die Laufwerke für die eigenen PC’s wurden jetzt bei Western Digital bezogen. 1989 brachte wieder wesentlich bessere Geschäftszahlen, zurückzuführen auf starke Umsätze in Europa. 1991 wollte Tandon auch in den Workstation-Bereich vordringen und nahm den Vertrieb von Produkten des Herstellers Solbourne auf. Die Solbourne Workstations basierten auf der SPARC-Technologie der Marktführerers Sun. Auch ein Laptop auf Basis eines Intel 80386SX wurde vorgestellt. Doch in diesem Jahr rutschte Tandon wieder tief in die roten Zahlen, ausgelöst durch Umsatzeinbrüche vor allem in den USA. Mit dem extremen Preiskampf im amerikanischen Low-Cost-Segment konnte Tandon nicht mehr mithalten und wollte sich daraufhin ganz auf den profitableren europäischen Markt konzentrieren, in dem 1989 90% des Umsatzes erzielt wurden.
Doch auch in Europa begannen sich andere Firmen durchzusetzen, wie Compaq und DELL. So mußte Tandon 1993 Konkurs anmelden. 1994 gründete Jugi Tandon zusammen mit Tom Mitchell die Firma JTS, um wieder Disketten- und Fetsplattenaufwerke zu produzieren. Doch durch den enormen Preisverfall auf diesem Sektor kommt auch JTS wieder nahe an den Rand des Konkurses. Mit einer neu entwickelten 3″ Festplatte für Notebooks hatte JTS jedoch wieder ein zukunftsträchtiges Produkt in ihrer Palette, und so fand sich 1996 mit Tandons langjährigem Freund Jack Tramiel und dessen Firma Atari ein Geldgeber. Um es klarzustellen: Atari ging nach dieser Fusion in JTS auf, nicht umgekehrt. Jedenfalls war die Konkurrenz (Seagate, Conner, Western Digital und IBM) zu stark, JTS ging 1999 bankrott.
1983 listete das Forbes Magazine Jugi Tandon unter den 400 reichsten Amerikanern auf. Zu dieser Zeit betrug sein Vermögen ca. 140 Millionen US$. Für seine Leistungen in Technologie und Wirtschaft wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Howard University verliehen.
Jugi Tandon wird 2021 im Verwaltungsrat der Firma enmotus Inc. (SSD Hersteller) aufgelistet.