Vorab: hier werden keine Hilfestellungen zur Installation der verschiedenen DOS-Versionen gegeben. Es sollen nur auf einige Besonderheiten in der Entwicklung der DOS-Installationsroutinen hingewiesen werden. Ach, Sie wussten gar nicht, das Versionen vor MS/PC-DOS 6.0 auch bereits Installationsprogramme besaßen?! Doch, ja, es gibt sie, auch wenn heutzutage jeder nur noch die aufwändigen Setup’s von Windows, Linux und Office-Paketen kennt. Oftmals wurde für die Einrichtung des vergleichsweise primitiven MS/IBM-DOS großer Aufwand betrieben. Vor allem bei OEM-Setups oder der Konkurrenz von Digital Research finden sich einige mit viel Liebe gestaltete Installationsroutinen.

IBM PC-DOS 1.1

Bei dieser ersten DOS-Version ist nicht viel “Installation” notwendig, da es ein reines Diskettenbetriebssystem ist. Bei seinem Erscheinen unterstützte DOS noch keine Festplattenlaufwerke. Gerätetreiber sowie spezfische internationale Einstellungen sind auch noch nicht installierbar, eine “config.sys” daher nicht notwendig. Lediglich der Tastaturtreiber wird über die “autoexec.bat” installiert. Standardanwendungen wie Wordstar, VisiCalc oder dBase kamen auf bootfähigen Disketten, wodurch eine DOS Diskette nicht notwendig war. Die uns vorliegenden US-Versionen von DOS 1.0 besitzen keinerlei Installation und können in Form einer einfachen Diskettenkopie verwendet werden. Eine internationale Version von DOS 1.0 besitzen wir nicht und können auch nicht bestätigen, daß es jemals eine gegeben hat.

Die Master-Diskette der internationalen Version 1.1 jedenfalls ist so präpariert, das man mit ihr nicht direkt arbeiten kann. So muss beim Booten von dieser Diskette immer ein einfacher Installationsvorgang durchlaufen werden. Dieser sorgt zwangsweise dafür, das eine bootfähige und landespezifische Arbeitskopie der Originaldiskette erzeugt wird. Ein vorzeitiger Ausgang zum DOS-Prompt ist nicht vorgesehen (Profis wissen natürlich, das sich Stapelverarbeitungen unterbrechen lassen). Da bei der Master-Diskette kein Schreibschutz entfernbar war, sorgte diese Einrichtung zudem für maximale Schonung der Master-Diskette. Dieser geradezu sensationellen Einrichtungsvorgang aus dem Jahre 1981 soll hier – für alle DOS-Hardcore’r – erstmalig im Internet dokumentiert werden 😉
Die Erzeugung der Arbeitsdiskette läuft nach dem Booten als Stapeldatei ab (“autoexec.bat”). Nach jeder Benutzerabfrage zeigen wir den aktuellen Bildschirm. Bei der Ausführung neuer Befehle scrollt der Bildschirm meistens. Bereits abgearbeitete Zeilen, die noch am Bildschirm sichtbar sind werden zur besseren Unterscheidung in dunkelgrün, die aktuellen in hellgrün dargestellt.

Bemerkung: es handelt sich hier tatsächlich um eine in Deutschland offiziell ausgelieferte Version von IBM DOS 1.1. Man hat sich damals nicht die Mühe gemacht, die Texte der Installations-Batch-Datei einzudeutschen!

Ergebnis der Operation ist – wie gesagt – eine Bootdiskette mit passendem Tastaturtreiber, dessen Aufruf in der “autoexec.bat” eingebunden ist. Die “autoexec.bat” der Arbeitskopie wird so modifiziert, das der obengezeigte Bootvorgang natürlich nicht mehr ausgelöst wird:

Boot von der erzeugten Diskette

Da man u.U. auch bootfähige Disketten mit selbstgewählten Anwendungen (Tools, selbstgeschriebene Programme etc.) erzeugen wollte, musste man individuell eingerichtete, bootfähige Disketten erzeugen können. Hier gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Arbeitskopie der Master-Diskette kopieren, die nicht unbedingt benötigten Befehlsdateien löschen und dann die eigene(n) Anwendung(en) auf die Diskette kopieren.
  2. Formatieren einer neuen Diskette mit dem Parameter /s. Dadurch werden ein Bootsektor sowie die unsichtbaren Dateien “io.sys” und “msdos.sys” (bei IBM: “ibmbio.com” und “ibmdos.com”) und der Befehlsinterpreter “command.com” nach dem Formatieren auf die Diskette übertragen.
  3. Bereits formatierte Disketten können nachträglich mit dem Befehl “sys.com” (s.a. http://support.microsoft.com/kb/q66530/) bootfähig gemacht werden. Die Wirkung ist die Gleiche wie “format a: /s”, lediglich der Befehlsinterpreter “command.com” muß bei DOS 1.x noch manuell auf die Diskette kopiert werden.

Um möglichst viel freien Platz auf der Diskette für die eigene Anwendung freizuhalten, sollten natürlich nur die am dringensten benötigten Betriebssystemfunktionen auf die Diskette kopiert werden. Da wären zum einen natürlich der Kommandointerpreter „command.com“, aber auch der deutsche Tastaturtreiber „keybgr.com“ wird i.d.R. benötigt. In ähnlicher Form gelten die in 1. bis 3. aufgezeigten Möglichkeiten übrigens auch für CP/M (86).

Auf die Installation von IBM-PC-DOS Version 2.x wird nicht näher eingegangen, denn sie läuft nahezu identisch ab. Die MS/PC-DOS Versionen 3.0, 3.1 und 3.2 besitzen keinerlei Installationsroutine mehr. Sie werden mit einer landesspezifischen Originaldiskette ausgeliefert, die natürlich den entsprechenden Tastaturtreiber installiert.

Compaq DOS 3.31

Als Beispiel für ein erstes aufwändiges Installationsprogramm soll das legendäre Compaq DOS 3.31 aus dem Jahre 1988 angeführt werden. Die auf einer eigenen Diskette mitgelieferte Software FASTART übernahm bei Compaq diesen Job. FASTART wurde übrigens noch Jahre weiterentwickelt und auch für die nachfolgenden Compaq-DOS Versionen 4.0 und 5.0 angepasst, obwohl das Standard-DOS von Microsoft zu diesem Zeitpunkt über ein eigenes DOS Installationsprogramm vefügte (s.u.). Die Installation von Compaq-DOS 3.31 nahm ungefähr 15 Minuten in Anspruch.
Erstmals in der Geschichte von MS/PC-DOS wurde ein so hoher Aufwand betrieben. Man gab sich bei Compaq mit dem Entwicklungsstand von MS/PC-DOS nicht mehr zufrieden und fügte Erweiterungen ein, die zu diesem Zeitpunkt weder Microsoft noch IBM noch ein anderer DOS-Lizenznehmer seinen Kunden bieten konnte. Unter anderem wird Quarterdecks brandneuer Expanded Memory Manager QEMM-386 mitgeliefert, bei Compaq als CEMM bezeichnet. Zudem ein Disk Cache Programm, das Lese- und Schreibzugriffe beschleunigte (ähnlich dem späteren “smartdrv”). Zudem konnte Compaq DOS 3.31 bereits Partitionen bis max. 512MiB erstellen und verwalten. Vergleichbare Möglichkeiten finden sich erst im späteren DOS 4.0 (Partitionen > 32MiB, Expanded Memory Manager). Aufgrund der vergleichsweise komplexen Möglichkeiten war eine Unterstützung bei der optimalen Installation daher durchaus angebracht.

Die größte Problematik bei der Einrichtung von DOS war zum einen natürlich, das man wissen musste, was in die Konfigurationsdateien “config.sys” und “autoexec.bat” einzutragen war. Aber selbst wenn man das wußte gab es für viele immer noch das Problem, das als einziger ASCII-Editor standardmäßig nur das zeilenorientierte Programm “edlin”  zur Verfügung stand. Und dessen Bedienung (ähnlich “vi” unter Unix) war sehr gewöhnungsbedürftig. Unter DOS 4.0 stand später zwar mit “edit” ein bildschirmorientiertes Programm zur Verfügung, das benötigte zum Laufen jedoch immer “QBasic” im gleichen Verzeichnis (quasi als Runtime).

PC/MS-DOS 4.0

Für das Ende 1988 erschienene PC/MS-DOS 4.0 entwickelte Microsoft dann mit SELECT eine eigene Installationsroutine, die jedoch bei weitem nicht so flexibel wie Compaq’s FASTART ist. Beispielweise können “config.sys” und “autoexec.bat” vor der eigentlichen Installation nicht bearbeitet werden, ein interner Editor fehlt. Eine Anzeige von Systeminformationen fehlt ebenfalls. Die Partitionierung einer Festplatte muß weiterhin mit dem antiquierten FDISK durchgeführt werden. Ärgerlich – vor allem für Profis – das bei jeder Installation zwangsweise eine Kopie der Originaldiskette erzeugt werden muß.

Aber immerhin, SELECT verfügt sogar über eine Online-Hilfe und hinterläßt letztendlich einen ordentlich eingerichteten Rechner, der nach dem Booten die DOSSHELL startet. Die DOSSHELL stellt nach der Installation einen (externen) Editor zur Verfügung, mit dem nachträglich manuelle Feineinstellungen an “config.sys” und “autoexec.bat” durchgeführt werden können. Nachbesserungen sind auch notwendig, denn die Standardinstalltion “hinterläßt” dem Anwender bei einem mit 640KiB ausgestattetem Rechner nur 513KiB freien Hauptspeicher für Anwendungen. Dieser kann bereits um 3KiB erhöht werden, wenn die DOSSHELL nicht beim Booten gestartet wird. Dadurch wird der speicherresistente Teil der DOSSHELL nicht geladen, der nach deren Aufruf und dem nachfolgenden Beenden dieses Programms immer im Speicher “hängen bleibt”. Komisch in Zusammenhang mit der Installation der DOSSHELL ist auch, das für die voll mausbedienbare Software nicht automatisch ein Maustreiber installiert wird. Dies gilt übrigens auch für die Installation von PC/MS-DOS 5.0.

DR-DOS 3.41

1989 erscheint Digital Research’s DR-DOS 3.41. Dieser DOS-Clone war dem aktuellen IBM/MS-DOS 4.0 funktionsmässig überlegen, aber nicht 100%ig kompatibel dazu. Dafür war DR-DOS mit einem hübschen Installationsprogramm ausgestattet. DR’s INSTALL gestattete eine recht komfortable Einstellung vieler Optionen. Diese Installationssoftware wurde in ähnlicher Form übrigens auch für die Installation der Benutzeroberfläche GEM verwendet.

DR DOS optimiert den Hauptspeicher unter 640K mit den voreingestellten Standardeinstellungen nur mittelmäßig. Das vergleichbare Compaq DOS 3.31 kann das besser. Nach dem Booten von DR DOS 3.41 ergeben sich folgende Einstellungen:

Die DR DOS Versionen 5.0 und 6.0 verfügen über ähnliche, lediglich an die zusätzlichen neuen Funktionen angepasste Installationen.

PC/MS-DOS 5.0

Bei Microsoft wurde die SELECT Installation bei PC/MS-DOS 5.0 durch SETUP abgelöst. Der Einrichtungsvorgang wurde natürlich an die neuen Optionen von DOS 5.0 angepasst – vor allem in Bezug auf die Speicherverwaltung – aber die Optik von SELECT wurde beibehalten. Viel hat Microsoft diesbezüglich nie investiert.

Die Einstellungsmöglichkeiten im Zuge der Installationsprozedur sind beschränkt. Aus der Installation resultiert jedoch ein vollständiges deutsches DOS mit relativ hohen freien Speicher im Bereich bis 640K. Wie DOS 4.0 bootet DOS 5.0 ebenfalls standardmäßig in die DOSSHELL.

Novell DOS 7

Nach der Übernahme von Digital Research durch Novell im Jahre 1991 wurde DR-DOS von Novell weiterentwickelt. Die Installation des jetzt netzwerkfähigen Novell DOS 7 aus dem Jahre 1994 basierte auf einer Windows-ähnlichen GUI und war zeitgemäß mausbedienbar.

Da zusätzlich ein kompletter Novell-Netzwerkclient eingerichtet werden musste, dauerte die Installation von 7 3,5″ Disketten auf Festplatte schon mal gut eine 3/4 Stunde. Zu bemerken wäre noch, das auch die weitere Feineinstellung nach der eigentlichen Installation über das Novell-Setup sehr gut gelöst ist. Die Standardinstallation richtet bereits einen Speichermanager ein und stellt maximal Hauptspeicher für DOS Programme zur Verfügung.

MS-DOS 6.22

Bei DOS 6.22 – der letzten als eigenständiges Produkt verkauften DOS-Version von MS – hat sich von der Installation her gegenüber DOS 5.0 nicht viel geändert. Aber da sie – wie gesagt – die letzte Microsoft DOS-Installation ist, soll sie hier nochmal gezeigt werden. Geliefert wird DOS 6.22 meist auf vier 3,5″ HD Disketten. Die vierte Diskette wird aber zur Installation nicht benötigt. Sie enthält u.a. die DOSSHELL, die standardmäßig nicht mehr installiert wird.

Mit DOS 6.x steht mit MEMMAKER eine Software zur automatischen Auslagerung von Systemprogrammen und Treibern in die freien Speicherbereiche oberhalb 640K zur Verfügung. Das Programm arbeitet “einfach, schnell und schmerzlos”, ein paar KBytes zusätzlicher freier Speicher springen dabei fast immer raus. Aufgrund des geringen Aufwandes und im Hinblick auf das voranschreitende Windows-Zeitalter ist das Ergebnis durchaus akzeptabel. Die speziellen Programme von Quarterdeck und Novell DOS jedoch können es besser.

Natürlich könnten hier auch die PTS DOS, FreeDOS und IBM DOS 7 bzw. 2000 Installation vorgestellt werden. Vielleicht später mal…