Vorwort:

  • Windows ist nicht bereits als das auf die Welt gekommen, was es heute ist. Dieses weltweite “Fast-Monopol” auf dem kommerziellen OS-Markt ist erst im Laufe der Zeit und durch überaus geschicktes Marketing entstanden. Computerbenutzer, die z.B. 1980 geboren wurden, dürften Windows überhaupt erst mit Windows 95 kennengelernt haben.
  • Die ersten Jahre seiner Existenz hat Windows nicht als vollwertiges Betriebssystem, sondern als grafische Benutzeroberfläche (GUI) auf der Grundlage von MS-DOS verbracht. Erst 8 Jahre nach der ersten Version, also im Jahre 1993, erblickte ein neues Familienmitglied mit der Bezeichnung Windows NT das Licht der Welt. Noch weitgehend kompatibel mit dem Betriebssystem OS/2 1.3 – einer gemeinsamen Entwicklung von Microsoft und IBM – basiert es grundlegend auf 32-Bit und auf einer durchgängigen grafischen Benutzerführung. Die Installation von NT ist auch ohne ein bereits vorhandenes DOS möglich. Daher kann erst NT als erstes (Windows-) Betriebssystem bezeichnet werden und ist der wahre Urvater des heutigen Windows 11. Die Versionen Windows 1.x bis 3.x, 95, 98 oder ME (s.a. Grafik ganz unten) sind auf MS-DOS basierende grafische Benutzeroberflächen (GUI’s).
  • Natürlich ist uns klar, das so mancher Anwender noch Windows-Versionen vor 10 auf seinem Rechner benutzt und von daher diese Software noch nicht direkt historisch ist. An dieser Stelle sollen jedoch alle bereits ausgelaufenen Windows-Versionen aufgelistet werden, und irgendwann werden auch Windows Vista bzw. Windows 7 hier auftauchen. Zudem werden auch Produkte dargestellt, die speziell von Microsoft als Ergänzung für Windows entwickelt und/oder zusammen mit Windows verkauft wurden.
  • Die Grundlage für die nachfolgenden Abbildungen sind die eingescannten Originalkartons der Software. Diese können noch in Folie eingeschweißt sein oder sich auch in abgenutzten Zustand befinden, beides wirkt sich negativ auf die Qualität der Abbildungen aus. Was Microsoft bereits mit DOS 1.x einführte sind die sogenannten OEM-Versionen (Original Equipment Manufacturer). Diese wurden zusammen mit der jeweiligen Hardware des Herstellers ausgeliefert. Software-seitig waren die OEM-Versionen manchmal mit einem speziellen Startbildschirm versehen, seltener waren die Änderungen aber auch weitreichender und an die spezifische Hardware angepasst, indem z.B. spezielle Gerätetreiber vorinstalliert wurden (Siemens, Compaq, Olivetti…). Für die Hardware-Hersteller bestand der größte Vorteil der OEM-Versionen darin, das sie billiger von Microsoft zu beziehen waren als Vollversionen (Retail), die i.d.R. der Computerhändler oder Fachmarkt anbot. Bis ca. Windows 3.0 wurde von größeren PC-Herstellern oft noch der Aufwand betrieben, die OEM Versionen mit herstellereigenen Handbüchern auszuliefern, manchmal sogar mit teuren Schubern in Ringordnern (z.B. Siemens). Mit zunehmendem Preiskampf verbilligte man das Ganze, in dem Microsoft in Plastikfolie verschweißte Standart-Pakete schnürte, die neben einem universellen Handbuch die Datenräger und ein Lizenzabkommen enthielten. Fast immer waren die Packungen mit dem Hinweis ‘Darf nur mit einem neuen PC vertrieben werden’ oder einen ähnlichen Satz versehen. Später reduzierte man auch die beigelegten Handbücher auf eine Installationsanleitung, ein Handbuch war nur noch auf der Installations-CD in elektronischer Form enthalten. Leider sind nur noch wenige dieser OEM-Versionen im Originalzustand erhalten.

Die Vorgeschichte

Bereits Ende 1982 nahm Microsoft das Projekt Interface Manager für den IBM PC in Angriff, mit dem Ziel, eine Grundlage für grafische Anwendungen zu schaffen. Ob letztendlich Xerox PARC (mit der überhaupt ersten GUI des Xerox Star), Apple mit seiner Lisa oder das auf der Comdex 1982 vorgestellte VisiOn der Fa. VisiCorp (bei deren Produktpräsentation saß Bill Gates nachweislich im Zuschauerraum) für Microsoft der Grund war, die Entwicklung eines eigenen GUI einzuleiten, kann letztendlich nur Bill Gates selbst aufklären. Jedenfalls, der Interface Manager wurde im November 1983 offiziell angekündigt. Damit sollte endlich ein einheitliches Erscheinungsbild der Programme gewährleistet werden und der Anwender davon befreit werden, für jedes einzelne Programm Drucker und Bildschirmauflösung einrichten zu müssen. Ein Team von 20 Programmierern fing mit der Entwicklung an und arbeitete praktisch Tag und Nacht, das Projekt hatte bei MS oberste Priorität. Auch andere Firmen wie Quarterdeck (DESQview), Digital Research (GEM) und IBM (TopView) bastelten an ähnlichen Projekten. Apple konnte sein GUI (Lisa OS) seit Ende 1983 zusammen mit der legendären Lisa bereits ausliefern. Als im Oktober 1983 auch VisiCorp die Fertigstellung der finalen Version von VisiOn bekannt gab beeilte man sich bei MS, einen weiteren verbindlichen (oder eher strategischen?) Auslieferungstermin für das inzwischen umgetaufte Microsoft Windows zu publizieren. Etwas voreilig, wie sich bald herausstellte. Im Oktober 1984 mußte Microsoft – jetzt unter großem Imageverlust – die Freigabe endgültig auf Mitte 1985 verschieben. Doch Bill Gates hatte vorgesorgt und frühzeitig eine stattliche Anzahl von namhaften Firmen um sich gesammelt, die sein zukünftiges “Windows” unterstützten: u.a. Compaq, TI, HP, Tandy, Zenith und DEC. Anfang 1985 stellte auch Digital Research sein GEM fertig und begann mit der Auslieferung. IBM konnte die Fertigstellung von TopView, einer text-basierten Oberfläche (TUI), aber mit Multitasking-Fähigkeit Mitte 1985 vermelden. Doch wie vorher der VisiCorp gelang es weder IBM noch Digital Research, eine größere Zahl namhafter Software-Hersteller davon zu überzeugen, Anwendungen auf Basis ihrer UI’s zu entwickeln. Nur wenige der großen Hardware-Hersteller (u.a. Commodore, Atari, Amstrad und TI) waren des Wartens auf Windows müde und liefen zu GEM über.

Windows 1.0

Nach 110 000 Programmierstunden war es Juni 1985 dann endlich da. Die Pressemitteilung lautete: “Microsoft liefert Windows”. Es wurden zuerst aber lediglich Testversionen an Computerhersteller und die Fachpresse ausgeliefert. Und weil auf der Welt nicht nur Visionäre herumlaufen, sondern auch ein paar verfluchte Praktiker, wurde in so mancher Fachzeitschrift die Gretchenfrage gestellt: für was soll Windows eigentlich gut sein?

Diese Frage war nicht ganz unberechtigt. Grafische Programme für Windows 1.0x waren zunächst nicht verfügbar, außer den im Lieferumfang enthaltenen “Write” und “Paint”. Der einzige echte Vorteil war die Möglichkeit, mehrere MS-DOS-Anwendungen starten zu können und zwischen ihnen hin- und herzuschalten (Task-Switching). Windows war in dieser ersten Version noch nicht in der Lage, mehrere solcher Tasks gleichzeitig auszuführen. Nur die aktive Anwendung lief wirklich, die Anwendungen im Hintergrund wurden angehalten. Und Windows war langsam, ein Rechner der AT-Klasse mußte es schon sein. Ein Farbmonitor mit EGA-Karte war empfehlenswert. Wegen dieser für damalige Verhältnisse hohen Hardwareansprüche und den fehlenden speziellen Windows-Programmen lief der Absatz sehr stockend an.
Hier Steve Ballmer in einem Werbefilm und in seiner unnachahmlichen, leicht verrückten Art, Software zu präsentieren (Quelle www.youtube.com)

Die Neuentwicklung für bzw. die Umsetzung bestehender zeichenorientierter Programme auf die mausgesteuerte, grafische Windows-GUI mit den neuen GUI-Elementen (Pull-Down Menüs, Dialogboxen…) war aufwändig. Zur Unterstützung der Entwickler gab es ein sogenanntes Windows-SDK (Software Development Kit):

 

Windows 1.00 (Premiere Edition) hat es nicht in die Verkaufsläden geschafft und wurde ab Mitte 1985 lediglich als Alpha-, Beta- und Release-Candidates-Versionen – wie oben bereits erwähnt – an Entwickler und die Fachpresse ausgeliefert. Man kann man davon ausgehen, daß die Version 1.01 im November 1985 die Erste war, die in den regulären Verkauf ging. Mit der Version 1.02 wurde Windows dann internationalisiert, unterstützte mehr Hardware und Adobe’s Postscript. Es ist möglich, das diese Version nur in Europa erschienen ist. Wir besitzen diese Version nur als OEM-Ausgaben (Tandon, Tulip). Für die Version 1.03 (erschien Ende 1986) wurde lediglich noch Unterstützung für die damals bei großen US-Firmen sehr verbreiteten AT&T-PC’s sowie ein paar zusätzliche Schriftarten und Gerätetreiber eingebaut. Noch im Frühjahr 1987 – also nur ein halbes Jahr vor Erscheinen von Windows 2.0 – wurde eine an die neue IBM PS/2 PC-Familie angepasste Version 1.04 herausgegeben.

Hinweis

bei den Übersichten werden u.a. die minimalen Systemvorraussetzungen für die jeweilige Windows-Version angegeben. Das bedeutet, das dieses Windows damit grundsätzlich läuft. Es bedeutet nicht, das es wirklich Spaß macht, damit zu arbeiten. Alle Angaben für CPU-Leistung, RAM und Bildschirmauflösung sind Anforderungen an die Installationsfähigkeit und den Start der jeweiligen Windows-Version.

Hinweis

  • Task-Switching: es können mehrere Programme gleichzeitig gestartet und zwischen ihnen hin- und hergeschaltet werden. Nur die gerade im Vordergrund befindliche Anwendung läuft wirklich, die anderen werden angehalten.
  • Kooperatives Multitasking: die laufende Anwendung, die derzeit die CPU steuert, muß nach einer selbst festgelegten Zeit diese Steuerung an die CPU zurückgeben. Wenn es das tut, wird es als kooperativ bezeichnet. Alle Programme müssen daher fair zusammenarbeiten, damit diese Art des Multitasking funktioniert.
  • Präemptives Multitasking: allen laufenden Anwendungen, die die CPU gemeinsam zu nutzen, wird eine gewisse CPU-Zeit zur Verfügung gestellt. Das OS regelt diese Zuteilung über einen sogenannten Scheduler selbstständig, die Anwendungen können keinen Einfluß darauf nehmen.
Übersicht Windows 1.x

Architektur: 16-Bit
Codename: Interface Manager
Auslieferungsmedium: Disketten, 5 x 360KiB
Systemvoraussetzungen min.: 256 KiB RAM, 8088/8086, DOS 2.x
Multitasking: nein, Task-switching
Dateisystem: FAT12, FAT16
Netzwerkunterstützung:
Zusatzprogramme im Lieferumfang: Notizblock, Kartei, Kalender, Zwischenablage, Uhr, Terminal, Write, Paint
Neue Eigenschaften: GUI, Maus, Clipboard, Version 1.03 (internationale Version, erweiterte Tastaturunterstützung, AT&T 6300 Unterstützung, weitere Fonts, PostScript), Version 1.04 (min. 320KiB RAM, IBM System /2 Unterstützung)

Wenn man die deutschsprachigen Computerzeitschriften der Jahre 1986 und 1987 (Chip, Computer persönlich, mc) durchforstet, dann fällt auf, das man wenig Werbung für Windows 1.x darin findet. Zudem gab es anfangs sehr wenig spezielle Windows-Software. Natürlich findet man fast in jeder Zeitschrift wenigstens einen Testbericht von Windows 1.x. Eines der ersten speziellen Programme für Windows 1 ist In-a-Vision von Micrografx (ein Zeichenprogramm, später “Designer”). Erst ab Mitte 1986 tauchen dann weitere spezielle Windows-Entwicklungen auf. Was hat Microsoft’s grafische Benutzeroberfläche damals gekostet? Auch das war schwierig festzustellen, denn es gab nicht viele Softwarehändler, die in Zeitschriften inserierten und noch weniger solche, die Windows 1.x anboten. Nachfolgend zwei Anzeigen aus der Zeitschrift Chip:

Für die ganz jungen Leser: die Preise sind in DM. Im zweiten Angebot rechts von 1987 wird Windows schon um 60 DM billiger angeboten. Die erste Firma, die in Deutschland einen PC neben dem obligatorischen DOS auch mit Windows auslieferte, war der holländische PC-Hersteller Tulip (Modell “PC compact”).

Windows 2.0

Da der große Verkaufserfolg von Windows ausblieb und viele Programmierkapazitäten durch die OS/2 Entwicklung (die MS damals zusammen mit IBM betrieb) gebunden waren, verlor Windows bei Microsoft seine anfangs hohe Priorität. Nur noch wenige Entwickler beschäftigten sich mit dessen Weiterentwicklung. Das erklärt, warum Windows 2.0 erst im Herbst 1987 auf den Markt kam. Die Neuerungen beschränkten sich zwar weitgehend auf die Benutzeroberfläche (identisch zum “Presentation Manager” des in der Entwicklung befindlichen OS/2), trotzdem waren sie umfassend: überlappende und in der Größe veränderbare Fenstern, VGA-Grafik Unterstützung, Pif-Dateien und Icons für Programme und Dateien. Das DOS-Fenster zum Starten und Verwalten von Programmen blieb praktisch unverändert. Damit Programme untereinander Daten austauschen konnten, wurde DDE (Dynamic Data Exchange) eingeführt.

Windows 2.0x ist die letzte Version, mit der eine Disketteninstallation möglich ist. Alle Nachfolger setzen eine Festplatte voraus.

Übersicht Windows 2.0

Architektur: 16-Bit
Codename:
Auslieferungsmedium: Disketten, 10 x 360KiB (mit Paint und Write), 4 x 1.2 MiB
Systemvoraussetzungen min.: 512 KiB RAM, 8088/8086, DOS 3.x
Multitasking: nein, Task-switching
Dateisystem: FAT12, FAT16
Netzwerkunterstützung:
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang:
Neue Eigenschaften: Präsentation Manager mit in der Größe veränderbaren und überlappenden Fenstern, VGA- und EMS/XMS-Unterstützung, Dynamic Data Exchange (DDE)

Schon 1985 verklagte Apple Digital Research wegen der Verwendung von einigen visuellen Elementen (z.B. Laufwerks- und Papierkorb-Symbole) und Ähnlichkeiten des GEM-Dateiverwalters zum Apple-Finder. Apple ging von einer Copyright-Verletzung aus und Digital Research mußte diese Bestandteile letztendlich aus GEM entfernen bzw. ändern. Windows 1.x besaß keine derartigen Symbole, darum blieb Microsoft verschont – vorerst. Man muß wissen, daß das Macintosh-OS bis zu diesem Zeitpunkt den GUI-Standard definierte. Obwohl ein Vertrag zwischen Apple und MS bzgl. der Nutzung von überlappenden Fenster und der Pull-Down Menüs in Windows bestand, war Apple der Meinung, Microsoft hätte in Windows 2.x mehr übernommen als vertraglich vereinbart. Die damalige Reaktion von Apple wird verständlicher in Anbetracht der Tatsache, das die Akzeptanz für Windows mit der langsam zunehmenden Anzahl von Applikationen wuchs, was für Apple natürlich eine direkte Konkurrenz bedeutete. Konkurrenz zum einen, weil jetzt mit Windows ausgestattete Rechner von der Bedienerfreundlichkeit her den Mac’s recht nahe kamen. Zum anderen, weil viele Softwarehersteller, die bis dato ausschließlich grafische Produkte für den Mac herstellten, diese nun auf Windows portieren konnten und dadurch die Anzahl der für Windows verfügbaren Software noch weiter steigen würde. Es kam zu einem langwierigen Rechtsstreit, der bis 1992 dauern sollte.

Spezielle Windows-Anwendungen, die 1989 zur Verfügung standen:

Micrografx In-a-Vision (1985, Vektorgrafikprogramm)
PC Paintbrush (1988, Malprogramm)
Omnis Quartz (1989, Datenbank, Entwicklungssystem)
Gupta SQL Windows (1988, Datenbank, Entwicklungssystem)
Microsoft Excel (1987, Tabellenkalulation)
Microsoft Word für Windows (1989, Textverarbeitung)
Aldus Pagemaker (1987, DTP)
Actor (1988, Objektorientierte Entwicklungsumgebung)
Samna Ami Pro (1989, Textverarbeitung)
Siemens Comfotext (1987, Textverarbeitung)
Windows Draw (1987, Zeichenprogramm)
Windows Designer (1987, Zeichenprogramm, Nachfolger von In-a-Vision)

sowie natürlich das Windows SDK von Microsoft zur Erstellung von Windows Programmen. Dennoch liefen die weitaus meisten Programme noch zeichenorientiert unter DOS. Man muss bedenken, das zu dieser Zeit die Masse der PC’s noch auf einer 8088 und 80286 CPU basierten. Farbmonitore wurden nur mit teuren High-End PC’s standardmäßig ausgeliefert. Viele DOS Programme waren 1989 auch ohne GUI bereits “mausbedienbar”, der Verbreitungsgrad dieses Eingabemediums stieg daher stark an. Leistungsfähige Grafikkarten waren ebenfalls noch enorm teuer. Die weitaus meiste Software mit grafischer Benutzeroberfläche wurde immer noch für den Apple MacIntosh entwickelt, denn da gab es seit 1984 keine Alternative mehr.

Windows 2.1

Windows 2.1 bzw /286 und /386 verdient deshalb eine Erwähnung in einem separaten Abschnitt, weil es seine Existenz einem computer-historisch relevanten Ereignis verdankt. Compaq gelang Ende 1986 das damals sensationelle Kunststück, mit dem Modell Deskpro /386 den ersten PC mit dem brandneuen Intel 80386 32-Bit-Prozessor auf den Markt zu bringen (Urversion mit 16MHz). Bis dahin war es IBM vorbehalten gewesen, neu erschienene CPU’s als erster in einen PC zu implementieren. Mitte 1987 lieferte Microsoft mit Windows /386 auch ein auf diesen Prozessor zugeschnittenes Windows 2.1. Compaq erhielt diese Windows-Version schon vorab in Form einer speziellen OEM-Version als Windows 2.01. Es wird sogar darüber diskutiert, ob dieses spezielle Windows /386 vor der offiziellen Markteinführung von Windows 2.0 an Compaq geliefert wurde. Ein wichtiges Feature dieser speziellen Windows Variante: die Emulation mehrerer virtueller 8086-Maschinen (VM), deren Speicherbereiche voreinander abgeschottet sind (Protected mode). Jedem gestartetem Programm können in so einer VM bis zu 640 KiB Speicher zugewiesen werden. Dies wurde erst durch die besonderen Eigenschaften des Intel 80386 möglich. Die neue CPU ermöglichte die Einführung des sogenannten präemptiven Multitasking, wodurch Windows /386 jetzt in der Lage war, bei mehreren gleichzeitig gestarteten Tasks (Programmen) auch die im Hintergrund befindlichen weiter laufen zu lassen. Zudem kann der 80386 bis zu 4 GiB Speicher linear adressieren. Das ermöglichte dem 16-bit Windows/386 jetzt immerhin bis zu 16 MiB Speicher zu adressieren.

Das normale Windows gab’s natürlich weiterhin. Um wieder zu einer einheitlichen Namensgebung zu kommen, wurde die Nachfolgeversion 2.11, die ein halbes Jahr nach Erscheinen von Windows/386 auf den Markt kam, mit Windows /286 bezeichnet. Zum Verständnis: es gab also jetzt zwei Windows 2.1 Varianten am Markt: Windows /386 (für Rechner ab Intel 80386) sowie Windows /286 (für XT’s und AT’s).

Übersicht – Windows /286

Architektur: 16-Bit
Auslieferungsmedium: Disketten, 7 x 720 KiB, 4 x 1.2 MiB
Systemvoraussetzungen min.: 8088/8086, 512 KiB RAM, DOS 3.x, Festplatte
Multitasking: nein, Task-switching
Dateisystem: FAT12, FAT16
Netzwerkunterstützung:
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang:
Neue Eigenschaften: Unterstützung von mehr Grafikkarten und Druckern (>100). HMA Unterstützung (64 KiB mehr Speicher)

Übersicht – Windows /386

Architektur: 16-Bit
Auslieferungsmedium: Disketten, 7 x 720 KiB, 4 x 1.2 MiB
Systemvoraussetzungen min.: 80386, 1 MiB RAM, 2 MiB Extendet, DOS 3.x, Festplatte
Multitasking: ja (präemptiv, eingeschränkt)
Dateisystem: FAT12, FAT16
Netzwerkunterstützung:
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang:
Neue Eigenschaften: Verbesserung der EMS/XMS-Unterstützung, Unterstützung von mehr Grafikkarten und Druckern (>100), 8514/a Bildschirmtreiber

Nachfolgend passende Prospekte von Microsoft (pdf, 1,50MB, 1,29MB):

 

Ein ungewöhnlicher Werbefilm für Windows/386 (Quelle www.youtube.com)

Auch für Windows 2.x bzw. 286/386 wurde von Microsoft – zumindest in den damaligen deutschen Fachzeitschriften, die uns zur Verfügung stehen – keine Werbung geschaltet. Doch aufgrund des inzwischen reichhalterigeren Softwareangebotes und der insgesamt gestiegenen Rechnerleistung wurde es für Softwarehändler lukrativer, Windows-basierte Software und Windows selbst anzubieten. Viele der zu dieser Zeit aus dem Boden sprießenden Software-Discounter inserierten inzwischen in Zeitschriften, ein Preis für Windows 2.0/286/386 ist daher leichter zu finden als noch für Windows 1.x. Nachfolgend eine Anzeige aus der Zeitschrift Computer persönlich (1989):

Für die ganz jungen Leser: die Preise sind in DM. Beachten Sie bitte auch die viel umfangreicheren Programmangebote für die Benutzeroberfläche GEM (Digital Research), die damals in vielen Vergleichstest mit Windows konkurrierte.

Windows 3.0

Windows 3.0 erschien im im Mai 1990 und vereinte die beiden Versionen 286/386 wieder zu einer einzigen Windows Version. Der bisherige Mangel an speziellen Programmen schien schlagartig kein Problem mehr zu sein, denn die Einführung war von Microsoft bestens vorbereitet worden. Neue Büroanwendungen schossen plötzlich wie Pilze aus dem Boden, denn das neue Windows war schneller, farbiger, plastischer (dank 3D-Look) und stabiler. Die Unterstützung des “Protected Mode” (ab 80286) war enthalten, wodurch nun 16 MiB adressiert werden konnten. Drag&Drop – das Verschieben von Programmen/Dateien per Maus – wird eingeführt. Microsoft maß seiner GUI nun wieder mehr Bedeutung zu und stellte 3 Millionen Dollar für die Eröffnungsgala von Windows 3.0 zur Verfügung. Die Fachpresse urteilte überwiegend positiv. Das war er, der von MS lange erhoffte Durchbruch, finanziell und technologisch. Sonstige Erweiterungen gegenüber der Version 2.x: Farbunterstützung von mehr als 16 Farben, Netzwerkfähigkeiten, Auftrennung der Hauptfenster in einen Programm Manager (zum einfachen Ausführen der Programme über Symbole) und den Datei Manager (Kopieren, Löschen von Dateien etc.). Zudem wird ein verbessertes Speichermanagement eingeführt. Begünstigt wurde das neue Windows auch dadurch, das sich erschwingliche Hardware auf dem Markt durchgesetzt hatte, schnelle 286er und 386er Systeme, meist mit VGA-Grafikkarte und passendem Farbmonitor ausgestattet, waren 1990 zum Standard geworden.

Übersicht Windows 3.0

Architektur: 16-Bit, Real Mode (8086), Standard Mode (80286), Enhanced Mode (80386)
Auslieferungsmedium: Disketten, 7 x 720 KiB, 4 x 1.2 MiB
Systemvoraussetzungen min.: 8086, 640 KiB RAM, 256 KiB Extended, DOS 3.1, Festplatte
Multitasking: ja, kooperativ, nur bei 80386 CPU
Dateisystem: FAT12, FAT16
Netzwerkunterstützung: Novell NetWare, Banyan Vines, LAN Manager, 3Com 3+Share
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Paintbrush, Recorder, Solitaire
Neue Eigenschaften: Unterstützt bis zu 16 MiB Arbeitsspeicher, Virtual Memory (386 Enhanced Mode), Programm-Manager mit Programmgruppen und Programmverknüpfungen, separater Datei-Manager, farbige Symbole, MS-DOS im Fenster, Kontrollelemente im 3D Look, bessere Zusammenarbeit mit bestehenden Netzwerken, Hypertext-Hilfesystem

Im Windschatten des neuen und erfolgreichen Windows können sich zudem die MS-eigenen Programme Word und Excel zu Marktführern emporschwingen, gegen etablierte Konkurrenz wie Lotus, Wordperfect und MicroPro. Der Grund dafür war, das sie (notgedrungen) von MS frühzeitig auf Windows 3.0 umgesetzt wurden, damit professionelle Standardsoftware zeitgleich mit dessen Erscheinen verfügbar war. MS versprach sich dadurch mehr Akzeptanz für die neue Version. Bei Microsoft hatte man aber auch erkannt, das die Zeit für grafische Benutzeroberflächen jetzt reif war. Leistungsfähige Hardware, VGA Grafikkarten und entsprechende farbfähige Monitore entwickelten sich zum Standard. Festplatten und RAM verbilligten sich, die 486’er CPU etablierte sich gerade. Die PC-Anwender erkannten diesen den jetzt vorhandenen Leistungsüberschuß der Hardware und forderten grafische, mausbasierte Programme, WYSIWYG (“what you see” (am Bildschirm) “is what you get” (auf dem Drucker)) wurde zum geflügelten Wort in den Fachzeitschriften. Dieser Forderung kam Microsoft nach. Viele andere Hersteller, die bis dahin marktführende Produkte für das zeichenorientierte DOS im Angebot hatten – wie z.B. Ashton-Tate mit dBase, Wordstar und WordPerfect mit den gleichnamigen Textverarbeitungen sowie Lotus mit der Tabellenkalkulation 1-2-3 – verschliefen diesen beginnenden Trend hin zur GUI und gerieten in den nachfolgenden Jahren ins Hintertreffen, vor allem gegenüber Microsoft.

Das Prospekt von Microsoft (pdf, 1,84MB):

Damit schnell Programme für das schöne, neue Windows auf den Markt kamen, mußte den Anwendungsentwicklern ein passendes Werkzeug zur Verfügung gestellt werden. Dies wurde über das aufwändige, aber nicht gerade billige Windows “Software Development Kit”, kurz SDK, abgedeckt. Das SDK wurde zum Standard-Tool für die Windows 3.x Entwickler-Gemeinde. Optimal dazu passend natürlich die C Compiler 5.x oder 6.x oder ab 1991 das brandneue Visual Basic von Microsoft. Kommerziell vertriebene SDK gab’s natürlich auch bereits für Windows 1.x und 2.x, aber bei Weitem nicht so ausgefeilt. Dies war übrigens das letzte als eigenständiges Produkt vermarktete Windows SDK. Später in den 32-Bit Umgebungen (ab Windows NT 3.1 bzw. Windows 95) war das SDK integraler Bestandteil der jeweiligen Entwicklungsumgebungen. Ein erstes 32-Bit SDK (für das Win32s-Subsystem) existierte übrigens bereits für Windows 3.1x und war kostenlos von MS erhältlich. Um 32 Bit Programme unter diesen 16-Bit Windows Umgebungen zu betreiben, musste das Win32s Subsystem nachträglich installiert werden.

Relativ schnell bemerkte man auch bei Microsoft, das Windows 3.0 Raum für viele Zusatzprodukte bot. Neben den Standard-Büranwendungen (Excel, Word) wollte auch man am Markt der vielen kleinen Erweiterungen und Spielen mitverdienen. So kam das erste Entertainment Pack auf den Markt, das u.a. weitere Spiele (u.a. Golf, Taipei, Minesweeper) enthielt. Ebenso gab’s das Productivity Pack. Dieses Zusatzpaket enthielt hauptsächlich Lernprogramme, die einen produktiveren Umgang mit Windows 3.0 emöglichen sollten.

Die Microsoft Maus gab’s ja schon seit 1983, also bevor Windows oder eine andere GUI für den PC mit größerem Verbreitungsgrad auf dem Markt war (VisiOn von VisiCorp. gab’s seit 1982). 1990 versuchte MS, das erfolgreiche Windows mit der eigenen Maus zu “bundeln” und dadurch auch deren Absatz anzukurbeln. Und es funktionierte!

Eine weitere, relativ unbekannte Zwischenversion von Windows 3.0 ist das sogenannte Windows 3.0a with Multimedia Extensions. Diese Version wurde jedoch nie offiziell als eigenständiges Produkt verkauft. Lediglich OEM’s lieferten diese Version zusammen mit Ihren Rechnern aus. Es waren Erweiterungen für CD-ROM Laufwerke und Soundkarten enthalten, die erst in Windows 3.1 zum Standardumfang von Windows gehören sollten.

Windows 3.1

Nach diesem Erfolg (ca. 25 Millionen Windows 3.0 wurden angeblich verkauft) schob MS 1992 die noch schnellere Version 3.1 nach. Zudem war dieses Windows auch noch etwas stabiler als der Vorgänger Windows 3.0. Erweiterungen gegenüber der Version 3.0: Object Linking and Embedding (OLE), Multimedia Erweiterungen, TrueType Schriften, verbesserte Fehlerbehandlung und ein neu konzipierter Datei-Manager. Die Anzahl der Windows-Installationen sollte dadurch um weitere 11 Millionen steigen. Die Frage, ob IBM mit OS/2 vielleicht doch noch die Oberhand gewinnen könnte, erledigte sich. Praktisch jeder neue PC wurde jetzt mit der Kombi MS-DOS 6.x und Windows 3.1 ausgeliefert.

Übersicht Windows 3.1x

Architektur: 16-Bit, Standard Mode (80286), Enhanced Mode (80386)
Codename: Janus
Auslieferungsmedium: Disketten, 8 x 1.44 MiB, 8 x 1.2 MiB
Systemvoraussetzungen min.: 640 KiB RAM, 80286 (1 MiB RAM Extended), 80386 (2 MiB RAM Extended), DOS 3.1, Festplatte 10MiB, VGA
Multitasking: ja, kooperativ, ab 80386 CPU
Dateisystem: FAT12, FAT16
Netzwerkunterstützung: NetBios, Novell NetWare, Banyan Vines, LAN Manager, 3Com 3+Share
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Klangrecorder, Medienwiedergabe, Minesweeper
Neue Eigenschaften: Neuer Dateimanager, unterstützt bis zu 64 MiB Arbeitsspeicher, 32-Bit Dateizugriff, True Type Schriften, Object Linking & Embedding (OLE), Drag & Drop, neue Systemsteuerung, MS-DOS Fenster unterstützt Grafik, erweiterter Datei-Manager

Die neue Version 3.1 unterstützte keine Programme mehr, die für die Windows-Versionen 1.x und 2.x geschrieben wurden. Umsteigewilligen Windows-Anwender offerierte man erstmals ein Update auf die Version 3.1. Vorausetzung war ein installiertes Windows 2.x oder 3.x. Ein fehlerkorrigiertes Zwischenupdate in Form von Windows 3.11 (Codename: Janus, nicht zu verwechseln mit Windows für Workgroups 3.11) war kostenlos verfügbar und konnte auch von Microsoft FTP-Seite heruntergeladen werden. Still und leise ersetzte diese Version Windows 3.1 bei den OEM-Lieferungen. Äusserlich war die Version nicht erkennbar, denn die Verpackung entsprach der Version 3.1. Microsoft machte sich für dieses kleine Update auch nicht nicht nicht die Mühe, die üblichen weissen Aufkleber auf den Packungen zu ändern. Lediglich auf den Diskettenetiketten und – nach der Installation – in der Info-Anzeige der Programm-Managers war die Version für den normalen Anwender identifizierbar.

Promotion-Video für Windows 3.1 (Quelle www.youtube.com)

Für zusätzliche True-Type Font’s gab es bald eine große Nachfrage, die oft von Drittherstellern befriedigt werden musste. Auch Microsoft erkannte dies und brachte im gleichen Jahr ein Schriftenpaket für Windows 3.1 heraus:

Ein seltenes Windows-Hardware-Bundle dürfte das nachfolgende sein: Windows 3.1 mit der Microsoft BallPoint Maus! Die Maus wird seitlich an der Tastatur oder am Laptop befestigt und wie ein Trackball gesteuert.

Auch für Windows 3.1 (und WfW 3.11) wurde wieder das erfolgreiche Entertainment Pack herausgegeben. Diesmal sogar zweifach: Entertainment Pack II und Entertainment Pack III. Auf beiden war wieder die erprobte Spielemischung enthalten. Die letzten Versionen übrigens, die Produktreihe wurde ab Windows 95 von den sogenannten “Plus”- Paketen abgelöst.

Dann gab’s da noch ein Paket, das die multimedialen Fähigkeiten von Windows 3.1 unterstreichen sollte: das Microsoft Windows Sound System. Auch hier wurde die Hardware beigelegt in Form einer 16-Bit Soundkarte, eines kleinen Mikrofons sowie eines Kopfhörers. Dieses Paket war übrigens kein Bundle, sondern eine Erweiterung. An Software war nur das Soundsystem dabei, Windows 3.1 mußte man bereits besitzen.

Windows for Workgroups 3.1x

Schon ein halbes Jahr später, im Oktober 1992,  erschien Windows for Workgroups, erstmals mit Netzwerkfähigkeiten, allerdings noch recht dürftigen. TCP/IP, das wichtigste Netzwerkprotokoll (neben Novell’s IPX/SPX), wurde erst später als Erweiterung nachgereicht. Trotzdem löste Windows for Workgroups 3.1 (auch auf Einzelplatz-PC’s) Windows 3.1 recht schnell ab. Unten ein sogenanntes Add-On für Windows 3.1. Es setzte installiertes Windows 3.1 voraus und erweiterte es um die Netzwerkfähigkeiten von Windows for Workgroups.

Im August 1993 erfolgte ein Update auf Windows for Workgroups 3.11, welches zwingend eine 80386 CPU voraussetzte. Als wichtigste Neuerungen dieser Version können die vollständige 32-Bit-Netzwerkumleitung und der zwischen ihnen gemeinsam genutzte VCACHE.386-Dateicache angeführt werden. Diese letzte reine 16-Bit Version von Windows hatte ein langes Leben vor sich, denn bis zum Jahr 2008 konnte man bei MS Lizenzen dafür erwerben.

Übersicht Windows for Workgroups 3.1x

Architektur: 16-Bit, Standard Mode (80286), Enhanced Mode (80386)
Codename: Kato (3.1), Snowball (3.11)
Auslieferungsmedium: Disketten, 9 x 1.44 MiB (OEM: auch CD-ROM)
Systemvoraussetzungen min.: 80286, 3 MiB RAM (ohne Netzwerk 2 MiB), DOS 3.1, Festplatte, VGA
Multitasking: ja, kooperativ, nur bei 80386 CPU
Dateisystem: FAT12, FAT16
Netzwerkunterstützung: NetBios, SPX/IPX, TCP/IP (Add-On)
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Fax, Schedule, Mail, Hearts
Neue Eigenschaften: Remote Access Service (RAS), 32-Bit-Netzwerkumleitung (nur 3.11)

Hier zwei OEM Versionen von Windows for Workgroups 3.11 (einmal gebundelt mit MS-DOS 6.2), Vor- und Rückseite. Es handelt sich jeweils um Disketten-Versionen. Beachten Sie den Hinweis ‘Darf nur mit einem neuen PC vertrieben werden’.

Ein Spezialangebot von Microsoft bestand 1992 in einem Komplettangebot (Starter Kit) zur Vernetzung von 2 PC’s mit WfW 3.1. Dieses Angebot enthielt neben der Software auch 2 Netzwerkkarten sowie ein Netzwerkkabel, 2 T-Verbindungsstücke, Anschlußwiderstände und sogar einen Schraubendreher.

Ende 1993 erschien die Nachfolgeversion Windows for Workgroups 3.11, u.a. jetzt mit dem integrierten Netzwerkprotokoll TCP/IP.

Statt eines normalen Updates gab es eine WfW-Spezialversion, das sogenannte “Workgroup Add-On für Windows”. Nach dessen Installation wurde aus einem Windows 3.1 ein vollwertiges WfW 3.11. Voraussetzung war jedoch eine bereits bestehende Windows 3.1- oder WfW 3.1-Installation.

Relativ unbeachtet blieb, das Windows für Workgroups 3.11 bereits in der Lage war, 32-Bit Programme abzuarbeiten (nachinstallierbares “Win32s”-Subsystem). Trotzdem kann man festhalten, das die 16-Bit Reihe der Microsoft Windows GUI, die 1985 mit Windows 1.0 begann, mit WfW 3.11 endet.

Microsoft Bob

1995 erschien mit Microsoft Bob ein weiteres, bis heute relativ unbekanntes Produkt, das als Erweiterung von Windows 3.1 (oder neuer) konzipiert war. Die neuartige Benutzeroberfläche von “Bob” wurde als “Utopia” bezeichnet und sollte Anfängern den Umgang mit Windows erleichtern. Das Ganze war gut gemeint, der durchgängig verwendete “Comic”-Stil der Grafiken wirkt auf den ersten Blick fast schon ein bisschen kindisch. Ausgestattet u.a. mit Adressbuch, Kalender und Haushaltsmanagern brachte es auch einige spezielle Applikationen mit, die über OLE-Technik gut miteinander kommunizieren konnten. Doch “Bob” floppte, denn gerade die starke OLE-Integration stellte für die damalige Zeit hohe Ansprüche an die Hardware (mindestens 80486 CPU, 8MB RAM, 30 MB freier Festplattenspeicher). Die Software selbst war mit 100$ auch nicht gerade billig. Als Windows 95 mit seiner moderneren Benutzeroberfläche immer mehr Marktanteil erreichte, wurde “Bob” eingestellt. Da wir in 7 Jahren Suche keine deutsche Version von Bob finden konnte, ist davon auszugehen, das es in Deutschland zwar angeboten wurde, aber schon aufgrund der fehlenden Sprachanpassung praktisch überhaupt keinen Absatz fand.

Windows NT 3.1

Microsoft hatte bereits 1988 den genialen David Cutler mit der Entwicklung eines völlig neuen, plattformunabhängigen 32-Bit Betriebssystems beauftragt. Cutler war vorher bei DEC und maßgeblich an der Entwicklung des Betriebssystems VMS beteiligt. Fachleute spekulieren noch heute, wie weit das VMS-Konzept auf NT übertragen wurde. Offiziell arbeitete Cutler jedoch an einer neuen Version von OS/2 (OS/2 NT (New Technology)), um die Kooperation mit IBM nicht zu gefährden. 1989 liefen bereits erste Teile von Windows NT, die zum größten Teil in der Programmiersprache “C” programmiert wurden. Irgendwann konnte MS vor IBM nicht mehr verbergen, das heimlich an einem eigenen 32-Bit OS gearbeitet wurde und nicht an OS/2. So kam es Anfang 1991 zum Bruch zwischen MS und IBM. Auf der Comdex 1991 kann bereits eine erste lauffähige Version des neuen OS der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ebenfalls in diesem Jahr werden erste Beta-Versionen an Entwickler ausgeliefert. Es sollte jedoch noch fast ein ganzes Jahr ins Land gehen, bevor das schon so lange angekündigte Windows NT im Juli 1993 auf den Markt kommen sollte. Irritierenderweise erschien NT nicht mit der Versionsnummer 1.0, sondern mit der Versionsnummer 3.1. Vielleicht hat Microsoft die Versionsnummer so gewählt, weil NT über die gleiche Benutzeroberfläche wie Windows 3.1 verfügte. Aber damit enden auch schon alle Gemeinsamkeiten, denn NT wurde von Grund auf als 32-Bit Betriebssystem konzipiert (6.1 Millionen Codezeilen) und benötigte im Gegensatz zu den 16-Bit-Windows Versionen kein vorinstalliertes DOS als Systemvoraussetzung. DOS ist in NT nur noch als Software-Emulation vorhanden. Diese erste Version war übrigens noch weitgehend kompatibel zu OS/2 1.3.

Übersicht Windows NT 3.1

Architektur: 32-Bit (NTVDM, 16-Bit Subsystem)
Plattform(en): IA-32, DEC Alpha, MIPS
Codename: AXP/93
Auslieferungsmedium: 22 x 1.44 MiB, CD-ROM
Systemvoraussetzungen min.: 80386, 12 MiB RAM, Festplatte, VGA
Multitasking: ja
Multiuser: ja
Service Packs: 3
Dateisystem(e): FAT12, FAT16, NTFS, HPFS
Netzwerkunterstützung: NetBEUI, TCP/IP, DLC, SPX/IPX
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Command (Kommandozeilenprozessor), Benutzer-Manager, Systemmonitor, Festplatten-Manager, Druck-Manager, Ereignisanzeige, Bandsicherung
Neue Eigenschaften: HAL (Hardware Abstraction Layer), Multi/Uniprocessor-Support, Arbeitsgruppen- und Domänen-Netzwerkmodelle, lange Dateinamen (nur NTFS und HPFS), Registry Systemdatenbank

Im Gegensatz zu den 16-Bit Windows Versionen arbeitet NT mit präemptivem Multitasking. Die Stabilität im Vergleich zu Windows 3.1 nahm dadurch enorm zu, allerdings auch die Hardwareanforderungen, ein 386er mit 12 MiB RAM (besser 16MiB RAM) war die Minimalanforderung. NT 3.1 kann theoretisch bis zu 4GB RAM adressieren. Sein Kernel ist portierbar und wurde auch tatsächlich an andere Prozessorarchitekturen wie MIPS und Alpha-AXP angepasst. Netzwerkunterstützung (NetBEUI, TCP/IP, IPX/SPX) gehört bei NT zur Grundausstattung. Es werden aber auch gängige Netzwerke von Novell, Pathworks, Banyan u.s.w. unterstützt. Das neue Dateisystem NTFS wird eingeführt, NT unterstützt jedoch weiterhin FAT16 und auch HPFS (OS/2 Filesystem). Die Kompatibilität zu bestehender Software (DOS, 16Bit Windows) war gut, solange Programme nicht versuchten, direkt auf die Hardware des Rechners zuzugreifen. Die Systemdatenbank Registry wird eingeführt und ersetzt die bisherigen Konfigurationsdateien wie system.ini und win.ini. Der Unterschied des normalen Windows NT 3.1 zu Windows NT 3.1 Advanced Server Version war optisch nicht leicht zu erkennen. Die Server Version enthielt – neben zusätzlichen Netzwerkprotokollen wie z.B. AppleTalk – vor allem einen sogenannten Domain-Controller. In einer Domain können die Benutzer zentral verwaltet werden. Die individuellen Benutzereinstellungen werden durch den Domain-Controller (i.d.R. am Server) gespeichert und sind an den Benutzer und nicht an eine bestimmte Arbeitsstation gebunden (wie es z.B. beim Arbeitsgruppen-Prinzip der Fall ist). Zudem verfügt die Server-Version über die Möglichkeit, Festplatten in einem RAID-Verbund zu organisieren.

Windows NT 3.5

Ende 1994 wird Windows NT zum ersten Mal verbessert. Es erscheint mit der Versionsnummer 3.5 und hat jetzt einen Umfang von 10.1 Millionen Codezeilen. NT 3.5 gibt es ebenfalls in einer Workstation-Version und in einer Server-Version. Außerdem wird OLE (Object Linking & Embedding) verbessert und erhält die Versionsnummer 2.0. Der Nachfolger mit der Version 3.51 (Juni 1995) war dann eigentlich mehr ein fehlerbereinigtes Uodate. Lediglich die PCMCIA-Unterstützung wurde verbessert und eine Datenkompression eingeführt. Die PCMCIA-Implementierung setzte beim Einsatz einer einer entsprechenden Karte allerdings noch immer ein Reboot voraus, Plug&Play wurde noch nicht unterstützt. Die Optik der Benutzeroberfläche entsprach weiterhin der von Windows 3.1.

Windows NT 3.1 und 3.5 waren keine Mainstream-Betriebssysteme! Diese ersten Versionen fanden kaum Verbreitung auf PC’s des Durchschnittsanwenders bzw. den Heim-PC’s. Dafür waren dessen Ansprüche an die Hardware zu hoch und die Administration zu komplex. Lediglich Netzwerk-Server, bei denen WfW 3.11 als Client vorgesehen war, wurden mit Windows NT ausgestattet. Erst ab 1996, mit dem Erscheinen von Windows NT 4.0, sollte sich dies langsam ändern.

Übersicht Windows NT 3.5x

Architektur: 32-Bit (NTVDM, 16-Bit Subsystem)
Plattform(en): IA-32, DEC Alpha, MIPS, Power PC
Codename: Daytona
Auslieferungsmedium: 22 x 1.44 MiB, CD-ROM
Systemvoraussetzungen min.: 80386, 12 MiB RAM, Festplatte, VGA
Multitasking: ja
Multiuser: ja
Service Packs: NT 3.5 (3), NT 3.51 (5)
Dateisystem(e): FAT12, FAT16, NTFS, HPFS
Netzwerkunterstützung: NetBEUI, TCP/IP, DLC, SPX/IPX
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang:
Neue Eigenschaften: OLE 2.0, Erweiterungen der Systemsteuerung, OpenGL, lange Dateinamen auch bei FAT16

Die ersten Versionen von Windows NT (bis NT 4.0) liefen übrigens auch auf MIPS, Power PC sowie DEC’s Alpha Architekturen. Letzteres hatte DEC mit Microsoft ausgehandelt, da ein Gericht 1995 entschieden hatte, das Microsoft den NT-Entwickler David Cutler (und dessen Crew) illegal von DEC abgeworben hatte. Zudem hatte das Gericht Patent- und Lizenzrecht-Verletzungen aufgrund von Änhlichkeiten zwischen Windows NT und dem DEC Betriebsystem VMS festgestellt (das Cutler vorher maßgeblich mitentwickelt hatte).

Hier eine OEM Ausgabe von Windows NT 3.51 Workstation, Vor- und Rückseite. Es handelt sich um eine CD-Version. Beachten Sie den Hinweis ‘Darf nur mit einem neuen PC vertrieben werden’.

Windows 95

Im August 1995 erscheint nach einer riesigen Werbekampagne Windows 95 (Codename Chicago). Es ist das erste Produkt der Windows 9.x – Reihe (Windows 95 bis Windows ME), die alle einen DOS Hybrid-Kern mit 16/32bit haben und alle unter der internen Versionsnummer 4.x laufen. DOS muss bei der 9.x – Reihe nicht mehr zwingend vorher installiert werden, obwohl es aus Kompatibilitätsgründen immer noch als Unterbau des ganzen Systems fungiert. 32Bit TCP/IP ist jetzt im Standardumfang enthalten, wodurch sich Rechner mit Windows 95 als Client-OS für verschiedenste Netzwerke durchaus anbieten. Die alte 8+3 Namenskonvention ist jetzt auch bei der DOS-basierten Windows Linie aufgehoben.
Microsoft hätte die zunehmende Verbreitung des Internets bei der Entwicklung von Windows 95 beinahe verschlafen. Erst sehr spät (als Netscape mit seinem Navigator bereits einen Riesenerfolg hatte) reagierte man und lizensierte für 2 Mio. Dollar einen Browser der Fa. Spyglass. Dieser wurde dann als Internet Explorer 1.0 in den ersten Versionen von Windows 95 integriert.

1995 wuchsen die Angebote des Internet sprunghaft. In diesem Jahr wurden u.a. ‘Ebay’ und ‘Amazon’ gegründet.

In den Jahren danach folgte ein mehrjähriger Rechtstreit mit der US-Anklägerin Janet Reno. Hauptpunkt der Anklage war der Wettbewerbsvorteil Microsofts bei Web-Browsern gegenüber den Mitbewerbern wie Netscape durch die feste Integration des IE in Windows 95/98. Vor allem der Internet Explorer 4.0 ‘krallte’ sich förmlich in Windows ein. Bei seiner Installation wurden sogar Systembibliotheken ersetzt. Microsoft wollte so den Entwicklungsvorsprung und die Marktanteile von Netscape unbedingt aufholen. Die feste Integration in ein erfolgreiches Produkt wie Windows 95 und später 98 erschien ihnen die beste Methode zu sein.

Übersicht Windows 95

Architektur: 16/32-Bit
Plattform(en): x86
Codename: Chicago
Auslieferungsmedium: 21 x 1.44 MiB, CD-ROM
Systemvoraussetzungen min.: 80386, 4 MiB RAM, Festplatte, VGA
Multitasking: ja (präemptiv 32Bit, kooperativ 16Bit)
Multiuser: ja (Benutzerprofile, ungeschützt)
Service Packs: 3 (OSR2, OSR21, OSR25)
Dateisystem(e): FAT12, FAT16, FAT32 (ab OSR2), NTFS, HPFS (nur Netzlaufwerke)
Netzwerkunterstützung: NetBEUI, TCP/IP, SPX/IPX, DLC (32-Bit)
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Internet Explorer (kostenlose Beilage als Starter-Kit), Freecell, Rechner, Medien-/CD-Wiedergabe Wordpad, Hyperterminal
Neue Eigenschaften: Neues GUI (Startmenü) mit neuem Desktop, Kontextmenüs, Plug & Play Hadwareerkennung, lange Dateinamen, DirectX, USB Unterstützung (ab OSR2), Registry Systemdatenbank

Die Benutzeroberfläche wurde im Vergleich zu seinen Vorgängern komplett geändert, Windows 95 erweckt beim Anwender den Eindruck, als sei es bereits weitgehend objektorientiert. Mit dem Service Release 2 werden USB-Unterstützung sowie mit “FAT32” ein erweitertes Dateisystem eingeführt.

OEM Versionen: hier eine OEM Version von Windows 95 OSR2, Vor- und Rückseite. Es handelt sich um eine CD-Version.

Für Windows 95 Einsteiger stellte Microsoft mit Windows 95 Start! erstmals ein separat zu erwerbendes Produkt zur Verfügung, das interaktiv in die Bedienung der neuen Oberfläche einweisen sollte.

Ein weiteres Begleitprodukt zu Windows 95 gab es in Form Microsoft Plus!. Neben mehreren Bildschirmmotiven beinhaltete es auch einige brauchbare Programme wie den Systemdienst und Datenkomprimierung. Zudem wurde der Internet Explorer 1.0 zusammen mit diesem Paket ausgeliefert, wahrscheinlich aufgrund der andauernden Rechtstreitigkeiten mit der US-Kartellbehörde. Eine besondere Version der Plus! Paktes erschien 1997: “Microsoft Plus! for Kids”. Spezielle Desktop-Themes, ein spezielles Malprogramm (“PaintIt”), das Programm “TakeIt” (gibt Text als Sprache aus) und vieles mehr.

Damit auch Windows 3.x Benutzer in den Genuss des Microsoft Web-Browsers kamen, wurde 1996 der “Internet Explorer Starter Kit” herausgegeben, der zusätzlich zum IE 3.0 (32Bit Version für Windows 95 und Windows NT 4.0) auch die 16Bit-Version 2.1 des IE enthielt. Das war (bis auf separate Internet Explorer SDK’s und Installations-CD’s) das letzte Mal, das der “Microsoft Internet Explorer” als separat zu erwerbendes Verkaufsprodukt erschien.

Windows NT 4.0

Im dritten Quartal 1996 erscheint auch NT 4.0 als Workstation und Server-Version (18.9 Millionen Codezeilen) mit der neuen Benutzeroberfläche von Windows 95. Um die Bildschirmausgabe zu beschleunigen, wurde der entsprechende Treiber in den Kernel gelegt. Dies führte zu erheblichen Schwierigkeiten mit einigen Grafikkarten. In nachfolgenden Service Updates wurde diese Inkompatibilität wieder rückgängig gemacht. Zudem wurden Änderungen im RAS (Remote Access Service) durchgeführt. Ein ziemlicher Wermutstropfen der neuen Version war, das die Unterstützung des OS/2 Filesystems HPFS aufgegeben wurde.

Übersicht Windows NT 4.0 Workstation

Architektur: 32-Bit (NTVDM, 16-Bit Subsystem)
Plattform(en): IA-32, DEC Alpha, MIPS, Power PC
Codename: Cairo
Auslieferungsmedium: CD-ROM
Systemvoraussetzungen min.: 80486, 12 MiB RAM, Festplatte, CD-ROM, VGA
Multitasking: ja, präemptiv
Multiuser: ja
Service Packs: 6
Dateisystem(e): FAT12, FAT16, NTFS, HPFS (teilweise)
Netzwerkunterstützung: NetBEUI, TCP/IP, DLC (32-Bit), SPX/IPX
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Internet Explorer, Exchange, Freecell, 3D Pinball, Space Cadet, Rechner, Medien-/CD-Wiedergabe Wordpad, Hyperterminal
Neue Eigenschaften: GUI wie Windows 95, DirectX (eingeschränkt), Graphics Device Manager (GDI) nun im Kernel, Crypto API, Telephony API

Es wurden 6 Service-Packs nachgeschoben (u.a. zur Unterstützung des Euro-Symbols, sogar 7, wenn man das 6a mitzählt), was NT 4.0 schlußendlich zu einem hochstabilen Betriebssystem machte. Seine Auslieferung wurde, obwohl der Nachfolger Windows 2000 bereits auf dem Markt war, erst im September 2001 eingestellt. Ein ausschlaggebender Umstiegsgrund auf von NT 4.0 auf Windows 2K war für viele seine fehlende USB Unterstützung, ohne die moderne Digitalkameras, Drucker und Scanner nicht benutzt werden konnten.

Windows NT 4.0 Server enthält mit dem Internet Information Server (IIS) standardmäßig einen kompletten Webserver. Sehr fortschrittlich ist auch die Implementierung eines Terminal Server, der es mehreren Benutzern gleichzeitig erlaubt, sich auf dem Server einzuloggen und die auf ihm gespeicherten Programme auszuführen. Zwei Windows NT 4.0 Server können jetzt auch zu einem Cluster zusammengeschaltet werden, wodurch die Ausfallsicherheit bzw. die Verfügbarkeit des gesamten Servers wesentlich erhöht wird.

Hier eine OEM Version von Windows NT 4.0 Workstation, Vor- und Rückseite. Es handelt sich um eine CD-Version. Im Vordergrund eine Boot-Diskette, aber es sind noch zwei weitere CD’s enthalten.

Windows NT 4.0 wurde mit viel TamTam auf verschiedenen Messen auch in einer Version für die brandneue DEC Alpha Workstation angekündigt. Diese besass in der ersten Version einen RISC-Prozessor mit 266MHz, der mit Alpha bezeichnet und bereits seit 1992 mit Unix/Linux Systemen eingesetzt wurde. Windows NT 4.0 lief neben der Alpha-CPU übrigens auch auf IBM-Power-PC und MIPS R4400. Das beweist: es hat tatsächlich mal funktioniert, was Microsoft immer versprochen hatte: dass NT auf viele Plattformen portierbar wäre. Aber die Sache hatte dann doch einen Haken. Man darf sich das nicht so vorstellen, das man jetzt sein Office 95 genommen, zur Alpha-Maschine mit Windows NT 4.0 rübergegangen wäre und dann einfach hätte installieren können. Das zugrunde liegende Betriebssystem wäre ja identisch. Aber dem ist natürlich nicht so. Windows-Programme für Intel CPU’s basieren selbstverständlich auf CPU-spezifischen Binärcode. Und was für Intel gut ist löst auf RISC-Maschinen einen Weltuntergang aus – und umgekehrt. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Architekturen könnten gar nicht größer sein. Offensichtlich hatte Microsoft an einer Portierung seiner Anwendungen auf die Alpha’s kein gesteigertes Interesse und beließ es bei der Unterstützung von NT. Und somit gab’s kein Word und kein Excel und auch sonst nicht viel schöne Windows Software für die hübsche Alpha Workstation von DEC.

Windows CE

1996 erscheint Windows CE, eine resourcen-schonende Windows-Version für die sich immer mehr verbreitenden PDA-Computer. Im Unterschied zum normalen Windows kann es statt mit der Maus und der Tastatur nur mit einem Stift bedient werden. Spezielle SDK’s beinhalten Windows CE und ermöglichen die Entwicklung von CE-Applikationen am Desktop-PC. Ob Windows CE außerhalb dieser SDK’s als separates Produkt erschienen ist oder nur an Gerätehersteller geliefert wurde, ist nicht bekannt.

Vorgänger von Windows CE ist Windows for Pen Computing, das 1992 als Add-On für Windows 3.1 für sogenannte Tablet- bzw. Handheld-PC’s entwickelt wurde. Microsoft musste in dieser Zeit ein Konkurrenzprodukt zum visionären PenPoint der Firma GO Corporation anbieten. Die Fachpresse sah einen riesigen Markt für Pen-gesteuerte Computer, zu dieser Zeit eine Fehleinschätzung. Bereits 1994 wurde die Entwicklung von Windows for Pen Computing eingestellt. In Windows 95 waren aber überarbeitete Funktionen zur Pen-Steuerung nachinstallierbar.

Bereits 1998 werden die Versionen 2.0 und 2.1 von Windows CE herausgegeben.

Windows CE dient noch heute als Basis für die moderne PDA-Computergeneration, denn Microsoft Pocket PC oder das aktuelle Windows Mobile basierten bzw. basieren auf dem WinCE-Kern. CE läuft auf unterschiedlichster Hardware (Intel und sowie Risc-Systemen wie MIPS und ARM) und kann von den Herstellern individuell mit Anwendungen ausgestattet werden. Im April 2000 (Windows CE 3.0) und im Februar 2001 (Windows CE 4.0) erscheinen weitere Nachfolger. Windows CE wird bis 2004 weiterentwickelt (CE 5.0) und ändert 2006 seinen Namen zu Windows Embedded. Microsoft hat das Ende der Produktlinie CE für 2022 angekündigt.

Windows 98

Windows 98 (Codename Memphis) wird im Juni 1998 veröffentlicht. Der Internet Explorer 4.0 wird (angeblich) vollkommen in die grafische Benutzeroberfläche integriert, was Microsoft so manchen Ärger mit dem Browser-Marktführer Netscape einbringt. Aber durch diese enge Integration in Windows können Internet-Seiten auch auf dem (Active-) Desktop platziert werden, wodurch sich deren Inhalte sich im Falle einer Online Verbindung automatisch aktualisieren. Für das neue FAT32-Dateisystem (unterstützt Festplatten größer 2 GB), ist ein Hilfsprogramm vorhanden, das die Konvertierung bestehender Installationen von FAT16 nach FAT32 erlaubt. Zudem wurde das Powermanagement (ACPI) überarbeitet, wodurch vor allem die Verwendung von Windows in Zusammenhang mit Notebooks vereinfacht werden sollte.

1998 geht auch die Suchmaschine ‘google’ an den Start. Schon am Ende des gleichen Jahres hatte ‘google’ 60 Millionen Seiten indexiert.

Übersicht Windows 98

Architektur: 16/32-Bit
Plattform(en): x86
Codename: Memphis
Auslieferungsmedium: CD-ROM, Diskettensatz mußte gekauft werden
Systemvoraussetzungen min.: 80486, 16 MiB RAM, Festplatte, VGA
Multitasking: ja (präemptiv 32Bit, kooperativ 16Bit)
Multiuser: ja (Benutzerprofile, ungeschützt)
Service Packs:
Dateisystem(e): FAT12, FAT16, FAT32, NTFS und HPFS (nur Netzlaufwerke)
Netzwerkunterstützung: NetBEUI, TCP/IP, SPX/IPX
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang:
Neue Eigenschaften: mehr Treiber, USB, UDMA (Ultra-Direct Memory Access), WDM (Win32 Driver Model), ActiveX Desktop, Desktop-Themes

OEM Versionen: hier eine OEM Version von Windows 98, Vor- und Rückseite. Es handelt sich um eine CD-Version mit Windows START und Bootdiskette.

Neue Hardware wie DVD, Firewire und AGP wird unterstützt. Erwähnenswert ist auch, das das Treiber-Modell erstmals mit dem High-End Betriebssystem Windows NT kompatibel gemacht wurde.

Auch zu Windows 98 gab es die von Windows 95 bekannten Begleitprodukte Start! sowie Plus!. Neben den Bildschirmmotiven gab es diesmal u.a. McAfee VirusScan sowie einen CD-Player.

Windows 98 SE (Zweite Ausgabe)

Die Auslieferung von Windows 98 SE erfolgt im Mai 1999. Während für die Vorgängerversionen Windows 95 und Windows 98 die sogenannten Plus-Pakete separat zugekauft mussten, sind diese in SE bereits integriert. Verschiedene Programme wurden überarbeitet (Paintbrush, Defragmentierer). Windows 98 SE ist die stabilste aller erschienen 4.x Versionen, das behauptet zumindest die Fachpresse dieser Zeit.

OEM Versionen: hier eine OEM Version von Windows 98 SE, Vor- und Rückseite. Es handelt sich um eine CD-Version mit Windows START und Bootdiskette für die Firma Medion.

Windows 2000

Der lange als Windows NT 5.0 (Codename Cairo) angekündigte Nachfolger von Windows NT 4.0 ist 1999 fertig und wird ausgeliefert. Fast vollständig in C++ kodiert, mit 30 Millionen Zeilen (!) eines der größten Softwareprodukte, die bis dahin jemals produziert wurden. In den ersten beiden Beta Versionen wurde das neue Windows noch mit NT 5.0 bezeichnet, bei der Beta 3 erhielt es seinen endgültigen Namen.

Übersicht Windows 2000

Architektur: 32-Bit
Plattform(en): x86
Codename: Memphis NT (NT 5.0)
Auslieferungsmedium: CD-ROM
Systemvoraussetzungen min.: Pentium 133, 64 MiB RAM, Festplatte, VGA
Multitasking: ja, präemptiv
Multiuser: ja
Service Packs: 4
Dateisystem(e): FAT12, FAT16, FAT32, NTFS
Netzwerkunterstützung: NetBEUI, TCP/IP, SPX/IPX
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Defragmentierung, neue 3D-Bildschirmschoner
Neue Eigenschaften: Plug&Play, USB Support, Safe Mode. Active Directory, Dateiverschlüsselung, WDM (Windows Driver Model)

Die Boot Sequence wurde überarbeitet, die Speicherverwaltung geändert, die Netzwerkfähigkeiten verbessert und endlich auch die Plug&Play USB-Unterstützung implementiert.

Das von Windows 98 her bekannte Filesystem FAT32 wird jetzt auch von Windows 2000 unterstützt. Der neue Windows Installer soll die saubere installation und Deinstallation von Programmen gewährleisten und die Nachinstallation von benötigten Moduln vereinfachen. Zudem wurde – nicht so ganz überraschend – die Unterstüzung der Alpha-CPU aufgegeben.

Windows ME

Das letzte Windows (ME steht für Millenium Edition), das MS/PC-DOS als Grundlage benutzt, wird ausgeliefert und als Home-Version von Windows 2000 beworben. Der DOS-Modus selbst wurde bei ME allerdings entfernt. Mit ME endet zudem der 16Bit-basierte Zweig des Windows Baums. Als wichtigste Neuerung in ME sei das “System Recovery” angeführt. Diese Funktion stabilisiert das Betriebssystem, indem es sicherstellt, das die Systemdateien den für einen ordnungsgemäßen Betrieb benötigten Versionen entsprechen. Ansonsten wurden lediglich einige Multimedia Erweiterungen (u.a. Videoschnitt) als Verbesserungen gegenüber der Vorgängerversion Windows 98 SE eingebaut.

Übersicht Windows ME

Architektur: 16/32-Bit
Plattform(en): x86
Codename: Millennium
Auslieferungsmedium: CD-ROM
Systemvoraussetzungen min.: Pentium 150 MHz, 32 MiB RAM, Festplatte, CD-ROM, VGA
Multitasking: ja (präemptiv 32Bit, kooperativ 16Bit)
Multiuser: ja (Benutzerprofile, ungeschützt)
Service Packs:
Dateisystem(e): FAT12, FAT16, FAT32, NTFS und HPFS (nur Netzlaufwerke)
Netzwerkunterstützung: NetBEUI, TCP/IP, SPX/IPX
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Movie Maker, DirectX 8.0, Media Player 7.0, IE 5.5
Neue Eigenschaften: weitere Desktop-Themes

Mit Windows ME endet der Zweig von Windows 9.x, der mit Windows 95 begann und noch auf MS-DOS als Unterbau beruht. Das nachfolgende Windows XP kommt aus der Windows NT/2000 Linie und hat als Gemeinsamkeit mit dem 16/32-Bit Zweig nur das Design der grafischen Beutzeroberfläche.

Windows XP

Wie im obigen Absatz erwähnt wurde mit Windows XP – das im August 2001 erschien – die 16-Bit Linie (Windows 9.x) sowie die 32-Bit Linie (Windows NT/2000) zu einer Produktlinie zusammengeführt. Für den Heimanwender gab es die Home Edition, für den Profi die Professional Edition. Das sorgte bei den Käufern für einige Verwirrung, da die Unterschiede zwischen den Editionen nicht offensichtlich waren. Tatsächlich fehlten in der Home Edition nur Funktionen, die der normale Heimanwender nicht brauchte. Einige davon sind nachfolgend aufgeführt:

  • Remote Desktop
  • Multi-CPU Unterstüzung
  • IIS (Internet Information Services/Personal Web Server)
  • EFS (Encrypting File System)
  • Domains (Active Directory)
  • Multi-Language Unterstützung

Zudem sparte man bei der Home Edition im Vergleich zur Professional Edition einige Sicherheitseinrichtungen und Netzwerkprotokolle ein.

Was beide Editionen betraf, war die jetzt notwendige Produktaktivierung. Nach der Installation von einer regulär erworbenen Edition läuft Windows XP zwar, verlangt aber in regelmäßigen Abständen seine Aktivierung. Innerhalb eines Monats muß diese durchgeführt werden. Sie kann Online oder per Telefon erfolgen.

Eine für alle Anwender sichtbare Änderung betraf die Benutzeroberfläche Luna. Vielen war diese neue Aufmachung einfach zu bunt. Dafür führte Microsoft die sogenannten ‘Themes’ (Farbschemata) ein, wodurch das Erscheinungsbild von XP schnell verändert werden konnte. Da sich viele wieder die Bedienung (Startmenü) und Optik von Windows 2000 zurück wünschten, gab es auch bald Tools, die genau das realisierten.

Übersicht Windows XP

Architektur: 32-Bit / 64-Bit
Plattform(en): x86 / x86-64
Codename: Whistler (NT 5.1)
Auslieferungsmedium: DVD-ROM
Systemvoraussetzungen min.: Pentium (32 Bit: 233 MHz, 64 Bit: 733 MHz), RAM (32 Bit: 64 MiB, 64 Bit: 256 MiB), Festplatte (min. 1,5 GB) , SVGA
Multitasking: ja, präemptiv
Multiuser: ja
Service Packs: XP (3), 2003 Server (2)
Dateisystem(e): FAT12, FAT16, FAT32, NTFS
Netzwerkunterstützung: NetBEUI, TCP/IP, SPX/IPX
Neue Zusatzprogramme im Lieferumfang: Internet Explorer 6.0, Media Player 8, Movie Maker, CD Brenner
Neue Eigenschaften: neue GUI (Luna), Produktaktivierung, automatische Updates, Desktop-Themes, Systemwiederherstellung

Auch bei Windows XP hielt Microsoft an den Nachrüstmöglichkeiten über Plus-Pakete fest.

Die Server-Version von Windows XP erhielt eine neue Namensgebung: Windows Server 2003 (Whistler Server). Sie erschien in verschiedenen Editionen und Ausbaustufen (Web Server, Small Business Server, Enterprise, Datacenter, Storage Server u.a.) sowie als 32-Bit und 64-Bit Version. Nach dem Launch von Windows XP dauerte es ganze zwei Jahre, bis Microsoft die Server Version veröffentlichte. Der Grund war, das Microsoft – Unterschied zu früheren Server-Versionen – diesmal wirklich lange testete. Sogar der Kernel wurde gegenüber den XP-Editionen nochmals überarbeitet. Sicherheitsfunktionen bzgl. Dateibehandlung (Sicherung geöffneter Dateien) und gegen unauthorisierte Zugriffe (Firewall) sind implementiert. Auch das .NET-Framework ist integraler Bestandteil der Server-Version.

Mit dem Windows XP Media Center gab es eine spezielle Edition, die speziell auf den Multimediabereich (Abspielen von Musik und Videos) abzielte und optional auch mit einer Fernbedienung gesteuert werden konnte. Die Schriftgrößen wurden angespasst, damit WMC auch am heimischen Fernseher – vor dem man ja mit einem gewissen Abstand sitzt – eine gute Figur machte. Vom Windows XP Media Center erschienen mehrere Versionen, die jeweils ihr Erscheinungsjahr im Namen hatten (2002, 2004, 2005). Weitere Editionen erschienen für die sich mittlerweile verbreitenden Tablet PC’s und für den Einsatz in der Industrie, zum Beispiel für Kassensysteme (XP Embedded).

2005 erschien Windows XP Professional auch als 64-Bit-Version. Die Verbreitung hielt sich in Grenzen, da zu dieser Zeit die minimalen Hardware Voraussetzungen für Desktop-Rechner (siehe Kasten oben) noch zu hoch waren.

Hier endet unsere Microsoft Windows Historie – vorläufig! Natürlich hat diese Entwicklung bekanntermaßen noch kein Ende gefunden, aber wir sind der Meinung, das Windows XP – dessen Support im April 2014 eingestellt wurde – aktuell ein guter Schlußpunkt ist. XP ist im Jahr 2020 noch auf ca. 0,98% aller Computer weltweit installiert (nach einer Umfrage der Statista GmbH). Windows 8.x (ab 2013), der unmittelbare Vorgänger des heutigen Windows 10, kommt 2020 mit 2,06% noch sogar noch auf einen geringeren Anteil als Windows 7 (2009), das mit fast 21% (!) noch einen überraschend hohen Anteil hat.

Ein Teil der Windows-Sammlung sowie einige zeitgenössische Konkurrenzprodukte in einer Ausstellung am VCFe

Windows Ausstellung

Bis heute verwenden mehr als 1 Milliarde Menschen Produkte der Firma Microsoft.

“Wir haben bei der Entwicklung von Windows wie die Tiere geschuftet”
Neil Konzen, langjähriger Mitarbeiter von Microsoft

“Windows gibt den Blick frei auf die Zukunft der Integration”
PC World, Dezember 1985

Die Reihe wird demnächst mit Windows Vista und Windows 7 fortgesetzt !