Mehrere Macintosh II Modelle standen zur Reparatur an. Erstens mußte kontrolliert werden, ob in einem der Modelle evtl. noch Batterien eingebaut sind. Denn diese müssen dringend entfernt werden. Dazu weiter unten mehr. Außerdem sind auslaufende SMD-Elkos eine gefährliche Sache bei fast allen Modellen der Macintosh II Serie. Diese Serie erschien ab 1987 mit eben dem Macintosh II und endete 1993.

Hier die Modellvarianten des Macintosh II:

  • Macintosh II (1987, Motorola 68020 16 MHz, 4 MB RAM, 800 KiB Floppy Drive, optional 20 MiB HD)
  • Macintosh IIx (1977, Motorola 68030 16 MHz + FPU 68882, 4 MiB RAM, 800 KiB Floppy Drive, 40 MiB HD, optional 80 MiB HD)
  • Macintosh IIfx (1977, Motorola 68030 40 MHz + FPU 68882, 800 KiB Floppy Drive, 80 MiB HD, optional 160 MiB Harddisk)

Ein wichtiger Unterschiede zu den vorher erschienenen Macintosh-Modellen ist, das der Mac II über sogenannte NuBus-Steckplätze erweiterbar und somit ein sogenanntes “offenes System” ist. Einen 32-Bit Datenbus fand man übrigens zur damaligen Zeit nur im Workstation-Bereich. Der Mac II besitzt sechs Stück dieser NuBus-Steckplätze. Einer davon ist aber bereits für die Grafikkarte reserviert, denn der Mac II besitzt keine Grafik-Chips onboard. Die beim Erscheinen 1987 sehr teuren Rechner dürften hauptsächlich im Print- bzw. Desktop Publishing – Bereich eingesetzt worden sein. Mit Grafikkarte und Monitor lag der Preis bei ca. 7100 US$, umgerechnet auf 2020 sind das ungefähr 12.000 €.

Wie oben erwähnt haben wir in mehreren Wochen Arbeit viele Macintosh- und Macintosh II-Modelle aufgearbeitet. Bei vielen Mainboards und Netzteilen wurde ein Recapping durchgeführt. Als dieser Macintosh II geöffnet wurde, fand sich eine Überraschung. Eine recht seltene Daystar Digital PowerCache war verbaut. Diese pimpt den normalerweise mit 68020 und 16 MHz ausgestatten Mac II auf einen 68030 mit 50MHz Takt. Zudem ist auf der Karte ein 68882 Co-Prozessor integriert. Der Geschwindigkeitszuwachs ist enorm und hebt den Mac II mindestens auf das Niveau eines Mac IIfx. Die Restauration dieses Rechners soll stellvertretend für die anderen Mac II hier illustriert werden.

Zuerst nehmen wir uns das Netzteil vor. Dessen Ausgangsspannungen sollten immer zuerst überprüft werden. Starke Abweichungen von den Sollwerten sind grundsätzlich verdächtig bzgl. des Zustandes der Kondensatoren.

Im 5V-Bereich können ohne Last 5,25V gemessen werden. Das ist etwas zu hoch, bei anderen Netzteilen dieses Typs wurden meist unter 5V gemessen. Die 5V sind aber die Spannung, mit der das Mainboard betrieben wird. Die 12V werden nur für zusätzliche eingebaute Geräte wie z.B. Festplatten benötigt. Die 12V-Schiene scheint im übrigen mit 12,02V auch OK zu sein. Wir entscheiden, die Kondensatoren des Netzteils zu tauschen.

Lediglich vier Schrauben, das Netzteil ist einfach zu öffnen. Bitte beachtet, das ihr – nachdem die Platine von unten zugäglich ist – als erste Maßnahme die Primär-Elkos fachgerecht entladen müßt. Die Gefahr, hier einen elektrischen Schlag zu bekommen ist einfach zu groß. Ansonsten sind die Elkos gut zugänglich, der Wechsel gut durchführbar. Wie bei den meisten NT’s sind auch zwei Entstörkondensatoren der Fa. Rifa drin, welche grundsätzlich gewechselt werden sollten. Diese sind zwar nicht wichtig für die grundsätzliche Funktion des Netzteils, stinken und rauchen aber gehörig, wenn sie platzen.

Nach der Elko-Kur sind auch die Werte der 5V-Schiene wieder normal (4,99V).

Als nächstes kommt das Diskettenlaufwerk dran. Dessen Mechanik ist schwergängig und rastet unvollständig ein. Diskettenlaufwerke in Apple Computer sehen im eingebauten Zustand keine manuelle Auswurftaste vor, wie z.B. PC’s. Die Disketten werden per Software ausgeworfen. Das schafft unser Laufwerk nicht mehr, was an den alten und zäh gewordenen Schmierstoffen liegt, mit denen die beweglichen Bestandteile im Zuge der Produktion geschmiert wurden. Unter Einsatz vieler QTipps und Isopropanol muß der Schmierstoffbrei gelöst und runtergeputzt werden. Dabei immer wieder mal eine Diskette einlegen, da so andere Flächen mit dem alten Schmiermittel zum Vorschein kommen. Ebenso sollten die Schreib-/Leseköpfe und deren Antriebsspindel gereinigt werden. Ob man danach die beweglichen Laufwerksteile wieder fetten sollte, ist fraglich. Wir benutzen einen kleinen Pinsel und schmieren mit ganz wenig (!) WD-40.

Jetzt zum Mainboard. Wie man SMD-Elkos entlötet wird in eischlägigen Foren diskutiert und ist natürlich jedem selbst überlassen. Wir drehen die Elkos mit einer Zange so lange hin und her, bis deren Lötfahnen einen Ermüdungsbruch erleiden. Dabei sollte man keinesfalls nach oben anziehen, sondern lieber leicht auf das Board drücken. Ansonsten könnten sich die Lötpads lösen. Die Lötfahnen der Elkos sind danach gut zugänglich und können mit Lötkolben und Entlötlitze entfernt werden.

Danach unbedingt die gesamte Umgebung um den herum Elko reinigen. Das ausgelaufene Elektrolyt ist meist noch flüssig und lässt sich mit Platinenreiniger oder auch Isopropanol gut entfernen. Findet man dunkle Stellen bzw. dunkle Verfärbungen der Leiterbahnen, dann könnte die Verbindung des Elkos zum Mainboard bereits unterbrochen sein. Auslaufende Elkos greifen vor allem die Minus-Seite des Elkos stark an, also unbedingt mit einem Multimeter auf Durchgang des Pad’s zum VIA (oder sonstiger Verbindung) messen. Die Leiterbahn in diesem Fall vorsichtig aufkratzen, um den Schutzlack zu entfernen. Um die darunterliegende Kupferbahn wieder glänzend sauber zu bekommen, muß hier evtl. auch ein Glasfaserpinsel zum Einsatz kommen. Eine Lupe kann hier sehr hilfreich sein. Danach mit Platinenlack wieder versiegeln.

Das Mainboard ist wieder einbaufertig. Ein erster Check erbrachte einen “lächelnden Mac”, also alles gut. Nachdem Mainboard, Festplatte und Diskettenlauferk wieder angeschlossen sind, kann der Mac gestartet werden. Da keine Batterie mehr zur Verfügung steht, gibts für das Netzteil auch keinen Startimpuls mehr. Diesen bekommt unser Mac manuell über eine 3V-Batterie.

Doch nach der Installation der Rückschlag. Die Quantum-Festplatte rattert ein paar Mal, als wenn sie wo anschlagen würde. Danach klingelt sie nur noch so vor sich. Der Mac ist abgestürzt und bootet auch nicht mehr neu. Da in so einem Fall die Platte sowieso defekt ist, kann man sie auch aufschrauben und reingucken, was da passiert ist.

Da ist der Kopf ab, wir brauchen definitiv eine neue Platte. Eine SCSI-Platte ist schnell gefunden, allerdings keine 5.25″ sondern im 3.5″ Formfaktor. Die hat allerdings auch bereits Reparaturbedarf, denn die vier Gummidämpfer, die Vibrationen und Stöße fernhalten sollen, lösen sich zu einer schwarzen, überaus “anhänglichen” Flüssigkeit auf. Da brauchen wir Ersatz. Aber zuerst wird überpüft, ob die Festplatte korrekt läuft. Also erst mal ein System aufspielen. Das verläuft erfolgreich, sie geht einwandfrei. Kümmern wir uns um die vier Dämpfungselemente. Man bekommt sowas in der “Bucht”, allerdings müssen die Halterungsöffnungen der Festplatte auf 3mm aufgebohrt und ein M4 Gewinde in den Festplattenrahmen reingeschnitten werden. Jetzt noch ein 3.5″ Einbaurahmen aus dem Ersatzteillager gesucht und am Ende passt alles.

Das war genug Arbeit, dafür läuft der Mac wieder einwandfrei.

Das System 6 werden wir später durch ein System 7.1 oder 7.5.3 ersetzen. Dieser Mac mit 16MiB RAM und der ultraschnellen Daystar verkraftet auch diese anspruchsvolleren Systeme leicht und locker.