PET, VC-20, Amiga und natürlich der legendäre Commodore 64, mit diesen einzigartigen Heimcomputern verbindet man den Namen Commodore. Aber mit dem Erfolg des IBM PC 1981 sah sich auch dieser Hersteller gezwungen, eine eigene PC-kompatible Modelllinie auf die Beine zu stellen. Ein solcher IBM-Clone ist der Commodore Colt, der 1988 auf den Markt kam und nur ein umbenannter Commodore PC10-III ist. Durch die Namens-Individualisierung erhoffte sich das Commodore-Marketing vielleicht mehr Umsatz des Modells. Das Mainboard des Commodore PC10-III (kam 1987 auf den Markt) ist jedenfalls identisch mit dem des Colt. Auch der PC20-III verwendete das gleiche Motherboard und besaß lediglich eine werkseitig installierte 20-MB-Festplatte.
Die technischen Daten (Colt, PC10-III, PC20-III):
Prozessor: Intel 8088-1, 4,77 / 7,16 / 9,54 MHz Speicher: 640 kbyte RAM, 16 kbyte ROM Grafik: Paradise PVC4, 720 x 348 Grafik, 80 x 25 Text, 16 Farben Schnittstellen: Parallel, Serial, MDA/Hercules/CGA Video, Keyboard, Mouse, 3 x ISA 8-Bit
Der Rechner stand sehr lange unbenutzt im Regal eines Kinderzimmers und sollte nun in einem bekannten Auktionshaus verkauft werden. Allerdings stellte er sich als defekt heraus, und nun ist er eben bei uns gelandet. Was wir vor der ersten Inbetriebnahme immer tun, ist das Netzteil öffnen und die Ausgangsspannungen überprüfen. Unsere Erfahrung ist, das geplatzte Entstörkondensatoren in Netzteilen die Luft unserer Werkstatt für längere Zeit verpesten können. Das Problem ist, das deren Spannungsfestigkeit schon 1990 knapp ausgelegt war (270V). Man muß im deutschen Stromnetz mit Spannungsschwankungen bis über 240V rechnen, das halten die mehr als 30 Jahre alten Bauteile oft nicht mehr aus.
Der Gehäusedeckel kann nach dem Entfernen von sechs Schrauben abgenommen werden, nach weiteren sechs Schrauben ist die Laufwerks/Netzteileinheit herausnehmbar.
Das Zerlegen ist recht einfach und praktisch gemacht, diese modulartige Bauweise findet sich aber meist bei Markenrechnern dieser Jahrgänge, in irgendeiner Form.
Das Innenleben des Netzteils macht einen neuwertigen Eindruck, der Rechner kann nicht viele Betriebsstunden auf dem Buckel haben. Außerdem Entwarnung: die Entstörkondensatoren sind keine Riva und in gutem Zustand. Ebenso die restlichen Kondensatoren, keine Blähungen, Risse oder Ausdünstungen. Nach dem Zusammenbau des Netzteil’s können jetzt die Spannungen gemessen werden.
Das ist die Belegung des Netzteilstecker’s:
Alle Spannungen sind vorhanden, auch unter Last. Das Netzteil scheint gesund zu sein. Der Rechner ist bereit zum Starten. Jetzt wird offensichtlich, warum der Colt als defekt erklärt wurde.
Vielleicht ein Fehler im Bereich der Grafikeinheit, oder auch im konventionellen RAM. Das Supersoft/Landmark Diagnostic ROM kann hier helfen. Das zeigt auch tatsächlich einen RAM-Fehler an. Aber es geht sogar einfacher, denn ein RAM-IC wird sehr heiß. Nach dem Entfernen des defekten IC’s stellen sich auch einige unterbrochene Leiterbahnen heraus. Daher werden alle vier RAM-IC’s in dieser Reihe herausgenommen. Nach der Reparatur der Leiterbahnen mit Lackdraht kommen Sockel und neue RAM-IC’s rein.
OK, das war der Fehler! Die Einschaltmeldung passt wieder, DOS 3.3 kann gebootet werden.
Der Colt wurde werksmäßig ohne Festplatte ausgeliefert, aber er besitzt einen IDE-ähnlichen Anschluss für Festplatten. Die auch als XTA bezeichnete Schnittstelle ist tatsächlich eine 8-bit Variante des 16-bit IDE. Die speziellen Festplatten dafür sind allerdings rar. Zudem haben die Commodore Colt/PC10-III/20-III wie viele andere XT-Kompatible weder ein eingebautes BIOS-Setup-Programm noch irgendein anderes Dienstprogramm für diesen Zweck. Commodore bewirbt in diesem Zusammenhang die Fähigkeiten seines Autoconfig-Bios. Kommt der Colt mit einem modernen 8-Bit XT-IDE-Controller von lo-tech und einem DOM zurecht? Das wollen wir testen, wenn der Rechner schon offen ist.
Wie man sieht, ist das kein Problem. Das Bios des Colt erkennt, das keine anderweitige Festplatte angeschlossen ist, blendet das XT-IDE Universal Bios ein, welches das eingebaute XT-IDE findet und einwandfrei davon bootet.
Nach einer langen Suche in unserem Software-Archiv finden sich tatsächlich originale Disketten des Colt. Die müssen einem PC10-III oder PC20-III beigelegen haben, denn wir hatten ja bisher keinen Colt. Auf diesen Disketten finden sich die Utilities zum Setzen von Datum und Uhrzeit der eingebauten RTC sowie zum Umschalten der CPU-Geschwindigkeit.
setclock.exe -r -> stellt die Systemzeit basierend auf der Echtzeituhr ein setclock.exe -w -> stellt die Echtzeituhr basierend auf der Systemzeit ein
Der Colt funktioniert wieder. Ein netter kleiner PC wie seine Zwillingsbrüder PC10-III und PC20-III auch, der aber aufgrund seines Gehäuses und seiner Modellbezeichnung eine kleine Rarität ist.
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