Apple hatte es mit dem Apple II bereits vorgemacht, daß es sich positiv auf die Verkaufszahlen eines Computermodells auswirken kann, wenn man es Schulen zu Unterrichtszwecken verbilligt zur Verfügung stellt. Viele Firmen folgten diesem Beispiel (u.a. Amstrad/Schneider, Sinclair und Texas Instruments), und schließlich ergab sich auch für Commodore eine Gelegenheit.
Commodore hatte es nach Einführung des C64 im Jahre 1982 mit ziemlich vielen Rückläufern in Form von defekten Geräten zu tun. Die fehlerhaften C64-Mainboards wurden von Commodore mit hoher Kulanz gegen neue Platinen umgetauscht. Meist waren die defekten Platinen jedoch leicht zu reparieren, aber was damit anfangen? 1983 kam man bei Commodore auf die Idee es Apple gleich zu tun und diese C64-Platinen sowie dessen Tastatur in ein klobiges CBM-Gehäuse mit integrierten Monitor einzubauen und das Ganze dann zu einem günstigen Preis schulischen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Der CBM 4064 (auch Educator 64 oder als PET 64 bezeichnet) basierte daher fast ausschließlich auf Platinen der Ur-Version des C64 (Assy 326298). Aber warum hat man nicht das billige Brotkastengehäuse verwendet? Der Gedanke dahinter war das man die bei Jugendlichen begehrten C64 im schweren CBM-Gehäuse nicht so leicht stehlen konnte. Zudem entfernte man den SID (Sound Interface Device) sowie den Modulator, das Farbram und einige dazugehörende Bauteile. Außerdem wurde eine Anpassung des eigentlich farbfähigen C64 an den integrierten monochromen Grünmonitor der 4000er Serie notwendig. Dafür fand man eine einfache Lösung. Man modifizierte das C64-ROM geringfügig und baute eine kleine Zusatzplatine ein. Diese dient dazu, alle Signale des VIC in ein Video-Signal umzuwandeln, mit dem der monochrome Monitor zurecht kommt. Im Falle des 4064 waren nur zwei Farben nötig: Hintergrund- und Zeichenfarbe. Konsequenterweise wurden auch die zusätzlichen Farbsymbole von den Tasten-Vorderkanten entfernt. Diese Maßnahmen hatten zwar tatsächlich zur Folge, das der 4064 für Schüler unattraktiv wurde, verhinderte aber gleichzeitig den kommerziellen Verkaufserfolg des CBM 4064. Beraubt um die Farb- und Soundfähigkeiten des C64 waren nur wenige Spiele auf dem abgespeckten Rechner lauffähig. Bei der Modellvariante Educator 64 waren die Modifikationen nicht so umfangreich. Hier beließ man den SID im Gerät, baute für ihn einen kleinen Lautsprecher ein und verwendete einen Monitor, der die C64-Farben als Graustufen darstellen konnte. Dadurch konnte auch das originale Kernel-ROM verwendet werden.
Wir haben einen CBM 4064 in der Sammlung, allerdings wurde der seit 20 Jahren nicht mehr eingeschaltet. Er sollte daher auf Funktion getestet werden. Der 4064 sprang auch tatsächlich an, man sah die C64-ähnliche Einschaltmeldung und der Cursor blinkte. Aber nach ein paar Minuten kam ein zischendes Geräusch. Natürlich wurde er sofort vom Stromnetz getrennt, ließ sich aber kein weiteres Mal mehr einschalten. Große Aufregung, schließlich handelt es sich dabei um ein recht seltenes Computermodell.
Nach dem Öffnen des Gehäuses führte der Geruch zum Netzteil. Nach dem Trennen der Verbindung vom Netzteil zum Mainboard konnten beim erneuten Einschalten keine 5VDC mehr gemessen werden. Das Netzteil mußte ausgebaut werden.