Die Compaq LTE Familie besteht aus einer Reihe von tragbaren Computern mit CPU’s vom 8086 bis zum Pentium (LTE 5000er). Obwohl der Begriff “Notebook” durch Toshiba schon früher benutzt wurde, definierte die LTE-Modellreihe von Compaq 1989 den zugehörigen Formfaktor, da sie von der Größe her in etwa dem Format eines Notizblocks entsprachen. In diesem Restaurationsbericht geht es um die ersten LTE Modelle 8086 und /286, die wir von einem Spender erhalten haben. In allen LTE’s war ein 3,5″ HD-Diskettenlaufwerk sowie eine 3,5″ Festplatte eingebaut. Anschlüsse für weitere Laufwerke (z.B. Bandlaufwerke) sowie externen Monitor sind vorhanden. Die zu dieser Zeit hochwertigen LCD-Displays schaffen eine Auflösung von 640×200 Pixel, sind hintergrundbeleuchtet und können vier Graustufen darstellen. Erhalten haben wir zwei LTE 8086 sowie vier LTE /286 und drei passende Netzteile. Leider war nur noch ein Manual eines /286 vorhanden, aber immerhin vier gut erhaltene originale Compaq-Tragetaschen.

Bevor wir irgendeinen LTE ans Netz schließen wollen wir zuerst die Netzteile zu überarbeiten und deren Ausgangsspannungen zu prüfen. Wie immer gilt bei der Reparatur von Netzteilen der Hinweis: wer von den zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen keine Ahnung hat oder nicht über das notwendige Equipment verfügt – Finger weg!

Im Netz haben wir das folgende Stecker-Pinout gefunden:

Bei zwei der Netzteile sind die Spannungen in Ordnung. Das dritte hat verdächtige Verformungen am Kunststoffgehäuse. Hier ist eine Doppeldiode durchgebrannt, die nahe an der Seitenwand sitzt. Nach dem Recapping, dem Austausch der Diode und eines ebenfalls verfärbten Widerstandes ist zwar die wichtige 5V Versorgungsspannung wieder da, aber die 12V und die 6,8V fehlen. Hier tiefer zu graben bringt nichts, denn ein Netzteil mit Standard-Spannungen 5V und 12V und nur 2A ist leicht zu ersetzen. Der LTE-spezifische Stecker kann problemlos mit einem neuen Netzteil verwendet werden. Die 6,8V braucht man nicht, wenn kein Akku mehr geladen werden muß.

Mit den überholten und funktionsfähigen Netzteilen versuchen wir die einzelnen LTE’s zu starten. Es ergibt sich folgende Bestandsaufnahme:

  • Alle LTE’s gehen immerhin an
  • Alle Festplatten machen das gleiche typische Geräusch, das darauf hindeutet, daß der Festplattenarm blockiert ist
  • Nur ein Diskettenlaufwerk funktioniert, bei allen anderen vermutlich der Riemen defekt
  • Keiner der Akkus ist noch funktionsfähig.
  • Bei einem LTE 8086 und einem LTE /286 ist die Hintergrundbeleuchtung defekt
  • Alle LTE’s verlangen nach einer Setup-Diskette, da die Pufferbatterien leer sind

Das Auseinanderbauen von Laptops/Notebooks ist bei Geräten dieses Alters ganz allgemein ein Problem. Der Kunststoff hat seine Weichmacher weitgehend verloren. Haltenasen, die die Ober- und Unterteile des Gehäuses miteinander verbinden, brechen daher leicht ab. Zudem weiss man nicht, wo sich diese Nasen genau befinden. In unserem Fall ist das jedoch ein Luxusproblem, denn wir können mit einem der LTE’s beginnen, bei dem die Scharniere gebrochen sind und so Erfahrungen sammeln. Service Manuals für diese ersten LTE-Modelle sind leider keine verfügbar. Daher soll der Zerlegevorgang hier bildlich dokumentiert werden.

Zuerst alle Expansion-Karten (RAM, Modem) aus dem Expansion-Slot entfernen. Wichtig zu wissen ist, das bei diesen Compaq’s der untere Deckel abgenommen wird. Man muß weder Display noch Tastatur entfernen.

Nachdem die untere Gehäuseabdeckung entfernt ist kommt das Innenleben zu Vorschein. Um an das Mainboard zu kommen, muß zuerst das CPU-Board ausgebaut werden. Dazu entfernt man die Abschirmung (mehrere Schrauben) und löst zwei Flachbandkabel aus ihren Steckern. Das CPU-Board wird über einen Stecker – der sich ungefähr mittig auf der Unterseite der Platine befindet – mit dem darunter liegenden Mainboard verbunden. Die CPU-Platine sollte sind mit wenig Druck angehoben werden können.

Die (weißen) Quetschstecker mit äußerster Vorsicht behandeln. Die Haltenasen an den Enden der Quetschleiste brechen schnell ab. Niemals die Kabel einfach herausziehen, ohne den Quetschleiste vorher herauszuhebeln. Die Graphitbeschichtung der Leiterbahnen ist nicht sehr wiederstandsfähig.

Um das Mainboard auszubauen gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man entnimmt es mit der Einheit für externen Anschlüsse, in dem man das gesamte rückseitige Blech abschraubt. Oder man zieht die Kabel ab und beläßt das Blech im Gehäuse. Die bessere Methode ist nach unserer Erfahrung, die gesamte Einheit abzuschrauben (zwei Schrauben) und mit dem Mainboard zu entnehmen. Die empfindlichen Kabel bei der Enge wieder in die Quetschstecker reinzufummeln ist mühsam.

Die weißen Elkos sind ganz normale Becherelkos, die in einem Keramikgehäuse stecken das auf dem Mainboard verklebt ist. Das Entfernen geht am Leichtesten, wenn man die beiden Beine der Elko’s abzwickt und das Keramikgehäuse mit einer Zange leicht hin- und her dreht. Dazu eine Flachzange ohne Rippung verwenden, sonsten brechen sie und man muß die Einzelteile aufsammeln. Da die Gehäuse beim Entfernen meisten kaputtgehen und daher nicht wiederverwendbar sind, löten wir die neuen Elkos (Sub-Miniatur Elkos) ohne ein Gehäuse auf. Bei allen Elko’s bitte beachten, das vor dem Auflöten der neuen Elko’s die Umgebung gut vom ausgelaufenen Elektrolyt gereinigt wird (Isopropyl). Gute Praxis ist auch, die von den Lötpads abgehenden Leitbahnen auf Durchgang zu prüfen.

Da wir dringend ein funktionierendes Diskettenlaufwerk brauchen, um mit der Compaq Diagnostic Disc die korrekten BIOS-Einstellungen wieder einzugeben, kommt als nächstes das Laufwerk auf den Tisch. Soweit uns bekannt, hat Compaq hier zwei Modelle von Citizen verbaut: V1DA-15A oder U0DA-02A. Für beide sind noch Nachbau-Riemen erhältlich.B. bei der Firma phonohifishop. Der Einbau ist nicht ganz einfach, mit ein bißchen Geduld, Fingerspitzengefühl und einer guten gewinkelten Pinzette aber machbar. Und wenn das Laufwerk schon mal zerlegt ist, tauschen wir auch die SMD-Elko’s. Für den Riemenwechsel und den Elkotausch muß bei beiden Laufwerksmodellen in jedem Fall der Laufwerksmotor ausgebaut werden. Der Ausbau des Laufwerksschlittens ist nur beim Modell U0DA-02A für den Riemeneinbau zwingend, da sonst die Abdeckung der Umlenkrolle nicht entfernt werden kann.

Die Reparatur der Festplatten wurde leider nicht im Bild festgehalten. Das Öffnen einer Festplatte sollte natürlich in einer weitgehend staubfreien Umgebung erfolgen, wenn sie noch einige Zeit funktionieren soll. Der Trick, um das Verkleben des Festplattenarmes zu verhindern besteht darin, ist den Gummianschlag mit einem Stück Tesa oder ähnlichem zu bekleben. Das geht natürlich nur, wenn sich derselbe nicht bereits komplett verflüssigt hat. Wir werden Bilder nachreichen, wenn wir über eine bessere Umgebung für solche Maßnahmen verfügen.

Das Resultat unserer Bemühungen: ein vollständig funktionierender LTE 8086, drei vollständig betriebsbereite LTE /286. Da nur zwei funktionierende Netzteile vorhanden sind, werden uns mit dem Stecker des defekten Netzteils noch eines anfertigen und den Umbau hier dokumentieren.

Weitere Infos: Oldcrap