Erst 1983 wurde es IBM schmerzlich bewußt: sie hatten eine Lücke in der Modellpalette gelassen. Den Markt der tragbaren Computer besetzen bis dahin Osborne und Kaypro mit ihren CP/M-basierten Geräten, welche von IBM nicht als echte Konkurrenz angesehen wurden. Aber als Compaq 1983 einen IBM-kompatiblen PC in Form eines tragbaren Computers erfolgreich vermarkten konnte, wurde dieses Versäumnis offenkundig. Es bestand akuter Handlungsbedarf, wollte man diesen speziellen Markt nicht anderen überlassen.

Heraus kam der IBM 5155 Portable Personal Computer, ein tragbarer IBM XT in einem Gehäuse, das dem einer Nähmaschine ähnlich war. Integriert sind ein bernsteinfarbener 9″ Monitor sowie ein oder zwei 5.25″ Diskettenlaufwerk(e) a’ 360 KiB. Optional war auch eine 10 MiB Festplatte verfügbar. Die im Vergleich zum XT modifizierte Hauptplatine mit dem 4.77 MHz Prozessor enthält standardmäßig 256 KiB RAM. Die abnehmbare XT Tastatur bildet gleichzeitig die Abdeckung für die Front des Portables. Netzunabhängiger Betrieb war nicht vorgesehen, der Stromverbrauch wären für einen Akku auch zu hoch gewesen. Eine weitere Einschränkung war, das nur drei der acht ISA-Steckplätze lange Erweiterungskarten aufnehmen können.

IBM 5155 Portable Computer – Broschüre

Zu unserem 5155. Der war mindestens 10 Jahre eingelagert, hat aber vorher einwandfrei funktioniert. Er ist mit einer ATI-Grafikkarte (Hercules, CGA) ausgestattet und besitzt eine RAM-Erweiterung auf 512 KiB sowie zwei 5.25″ Diskettenlaufwerke. Der Festplattenbetrieb wurde über eine besonders schlanke Filecard (Hardcard Plus, 20 MiB) realisiert. Dadurch spart man einen Einschub ein und beide Diskettenlaufwerke können erhalten werden. Außerdem sind zwei serielle Schnittstellen über Adapter vorhanden. Leider macht der 5155 keinen Mucks mehr. Die Standard-Prozedur für solche Fälle:

  • alle Steckkarten entfernen. Springt das Netzteil an, eine Steckkarte nach der anderen wieder einbauen. Auf diese Art findet man eine evtl. fehlerhafte Steckkarte.
  • läuft der Rechner trotz Ausbau der Steckkarten nicht an, sind diese nicht die primäre Fehlerquelle. Als Nächstes die Netzanschlüsse vom Mainboard abziehen. IBM Netzteile benötigen Last, um zu starten. Z.B. kann eine alte Festplatten angeschlossen werden. Dann erneut einschalten.
  • läuft das Netzteil auch jetzt nicht an, ist das Netzteil auf jeden Fall die Fehlerquelle. Das heißt aber noch nicht, dass das Mainboard fehlerfrei ist.

In unserem Fall sind die 5V vorhanden, die 12V fehlen komplett.

Mainboard Anschluß Netzteil, Pin-Belegung

An das Netzteil des 5155 ist nicht leicht ranzukommen. Steckkarten, Laufwerke und Hauptplatine müssen ausgebaut werden. IBM hat es sich nicht nehmen lassen, das Ganze durch die Verwendung von mehreren unterschiedlichen Schraubentypen noch interessanter zu machen. Das Zerlegen des Rechners beginnt mit der Entfernung der Tastatur und von sechs Schrauben an der Front. Danach kann das Gehäuse abgehoben werden. Ab jetzt empfiehlt es sich Fotos zu machen, auf denen die verschiedenen Schraubentypen erkennbar sind. Nach dem Abnehmen der Metallabdeckung über den Laufwerken kommt man an den Stromanschluss der Hauptplatine und kann die Steckkarten ausbauen

Jetzt müssen als Nächstes alle Steckkarten entfernt werden. Erst danach ist es möglich, die Laufwerke auszubauen.

Nachdem die Laufwerke nach hinten rausgezogen wurden kann die durch zwei Schrauben fixierte Hauptplatine ausgebaut werden. Eine dieser Schrauben ist nur durch den unteren Laufwerksschacht zugänglich. Danach die ganze Einheit hochkant auf die Monitorseite stellen, damit die Unterseite zugänglich wird. Als Nächstes wird die Schachtabdeckung entfernt, die die Kabelführung vom Netzteil zum Mainboard schützt. Um das Netzteil auszubauen müssen – ebenfalls an der Unterseite – vier Schrauben gelöst werden.

Zum vollständigen Entfernen des Netzteils muß das Kabel für den Lüfter und das Kabel zur Stromversorgung des Monitors auseinander gesteckt werden. Danach wird es knifflig. Zum Herausziehen des Netzteils ist es notwendig, ständig die Stromkabel nachzuführen. Erst wenn genug Platz ist, können die Kabel ganz herausgezogen werden und das Netzteil ist frei.

Auch zum Verschrauben des Netzteils hat IBM wieder andere Schrauben benutzt. In den nachfolgenden Abbildungen sind nicht alle Schrauben dargestellt, es sind tatsächlich noch ein paar mehr.

Das Netzteil liefert stabile 5V, lediglich die 12V sind nicht vorhanden. Nachdem das Netzteil geöffnet ist widmen wir uns daher der 12V Schiene. Zunächst mal sind alle Elkos mit einer Spannungsfestigkeit > 12V verdächtig. Aber natürlich können auch andere Bauteile für das Versagen der 12V Spannung verantwortlich sein (Gleichrichter, Dioden). Im Übrigen wird auch der Monitor mit 12V versorgt, daher ist klar, das auch der kein Lebenszeichen von sich gibt. Das Netzteil ist sehr sauber, kein Staub oder sonstiger Dreck zu finden. Die Kondensatoren sind nicht gebläht oder eingerissen, aber sie müssen alle ausgelötet werden, um deren Werte zuverlässig zu festzustellen.

Messen in einem Netzteil unter Spannung ist mir zu knifflig, da muß ich passen. Also raus mit den Elkos. Leider ergab das keinerlei Hinweise auf Fehler, die Kapazitäten und ESR sind im Rahmen der Nennwerte. Trotzdem kommen natürlich neue Kondensatoren rein. Als Nächstes sind die Dioden dran. Auch hier muß wenigsten ein Anschluß ausgelötet werden, um sie zuverlässig zu überprüfen. Auch diese sind alle OK. Keine blinden Lötstellen, nirgends Verfärbungen oder Risse. Also wieder zusammenbauen und mal testen.

Das Netzteil startet! Warum ist nicht ganz klar, da eigentlich an keinem Bauteil ein Fehler gemessen werden konnte. Aber vermutlich war doch einer der Kondensatoren defekt, obwohl deren Werten innerhalb der Toleranzen lagen.

Aber mit positiven Überraschungen kann man ja gut leben. Nachdem das Zerlegen des Rechners doch eine ziemliche Prozedur ist, tauschen wir die (berüchtigten) Tantal-Kondensatoren des Mainboard’s. Diese häufige und daher bekannte Fehlerquelle betrifft alle Modelle der ersten PC Reihe (5150, 5155, 5160, 5170). Diese Tantal’s (meist 16V 10uF) haben drei Beine, wobei der mittlere der Plus-Anschluß ist (Anode), die beiden äußeren Minus (Kathode). Sie sind daher verpolungssicher. Aktuelle Tantal’s haben nur zwei Beine, eine Anode (+) und eine Kathode (-), können aber problemlos als Ersatz verwendet werden.

Nach dem Bearbeiten des Motherboard’s bauen wir den Rechner wieder zusammen. Jetzt stellt sich heraus, daß das Laufwerk A: nicht formatiert und dabei auch befremdliche Geräusche macht. Das Laufwerk muß nochmal ausgebaut werden, was bedeutet, das auch alle Steckkarten wieder entfernt werden müssen. Was soll’s. Nach einer Reinigung der Schreib-/Lesekopfes und der Führungsschienen keine Besserung. Die nächsten Verdächtigen sind die Kontakte des Shugart-Anschlusses. Diese werden mit Kontaktspray und Glasfaserpinsel gereinigt.

Das zeigt Wirkung, das Laufwerk funktioniert wieder einwandfrei. Der IBM 5155 Portable Computer ist wieder voll einsatzfähig.