NEC sorgte 1986 mit dem Multisync (Modell JC-1401) für eine Sensation am Markt für Computermonitore. Der NEC JC-1401 war erste Computermonitor der die Anzeige von verschiedenen Grafikkarten bzw. deren unterschiedlichen horizontalen und vertikalen Frequenzen synchronisieren konnte (15Khz, 22Khz, 31Khz). Davor gab es nur Festfrequenz-Monitore, die nur ein bestimmtes Signal verarbeiteten, also entweder MDA, HGC, CGA oder EGA. Beim JC-1401 erfolgte die Umschaltung noch manuell über Schalter. Als er bei den Händlern stand, wollten ihn alle haben, aber nur wenige konnten ihn sich leisten. Der stolze Preis lag in Deutschland bei ca. 2200 DM. Und da war die dazu passende EGA-Karte, die die Fähigkeiten des Monitors erst ausreizte, noch gar nicht dabei.
Der Multisync II (JC1402) war der Nachfolger und erkannte das anliegende Signal selbstständig und schaltete automatisch – mit hörbaren Relais-Klacken – in den benötigten Modus (TTL, analog, digital) um. Die Bildschirmgröße wuchs in Diagonale von 13″ auf 14″. Für den Betrieb an einer VGA-Karte wird ein Adapter benötigt, da der Multisync II nur einen 9-poligen Anschluß hat. Der wird allerdings mitgeliefert.
Um die technischen Daten des Multisync II nicht aufzählen zu müssen, können sie hier das Service-Manual und eine Seite aus einem Werbeprospekt von NEC einsehen.
NEC Multisync Modelle 14xx
- NEC Multisync (JC-1401P3E/EE/ED), 1986, 13″ Bildröhre, Auflösung 640 x 480, EGA
- NEC Multisync II (JC-1402HME/ED/N/R), 1988, 14″ Bildröhre, Auflösung 800 x 560, EGA, VGA
- NEC Multisync 2a (JC-1403HM/E/EE/R/ED), 1989, 14″ Bildröhre, Auflösung 800 x 600, VGA
- NEC Multisync 3d, 3ds (JC-1404HME/EE/R/ED), 1990, 14″ Bildröhre, Auflösung 1024 x 768, VGA
Später folgten mit dem Multisync 4d (16″) und Multisync 5d (20″) noch Modelle für den professionellen Einsatz im Print-Bereich bzw. CAD/CAM.
Nun zum Problem mit unserem Multisync II. Sein Bild wird nach ca. 20 Minuten Betriebszeit immer verzerrter und flackert zunehmend. Das ist auch der Grund, warum ihn ein älterer Herr aus Freising bei uns vorbeigebracht hat. Seit er ca. 1990 den Monitor nebst altem Computer von seinem Sohn geschenkt bekommen hat brauchte er ihn nur einmal im Jahr für die Buchhaltung seines Veteranenverein’s. Da der Monitor jetzt flackert bekam er Kopfweh, aber entsorgen wollte er ihn auch nicht, so seine Aussage. Ausserdem hat seines Wissens nach der Kontrastregler noch nie funktioniert. Wir sagen trotzdem Danke.
Ok, die Aussagen des Vorbesitzers sind korrekt. Nach 20 Minuten wird der Monitor zunehmend unscharf, und flackert auch hie und da. Das kann viele Ursachen haben, vielleicht nur nachjustieren am Zeilentrafo. Aber das naheliegenste ist die Stromversorgung. Der NEC hat eine separate Platine im Gehäuse, die die benötigten Spannungen liefert. Nach mehr als 30 Jahren könnten die Kondensatoren schwächeln, wenn sie warm werden. Und an die beiden Potis vorne kommt auch nur ran, wenn man die Hauptplatine ausbaut. Daher wollen wir den Monitor öffnen und hier Abhilfe schaffen.
Was grundsätzliches: im Monitor gibt es Teile, die Spannungen mit mehr als 20.000V führen. Eine dieser Stellen zu berühren kann tödlich sein. Normalerweise also eine Sache für Radio- und Fernsehtechniker. Wer mit sowas keine Erfahrung hat, über kein Schutz-Equipment verfügt oder zur Unvorsicht neigt läßt also besser die Finger weg.
Die Signalverarbeitung mit Monitoranschluß ist in einem eigenen Gehäuse untergebracht, das über verschiedene Kabel mit der Platine verbunden ist. Nachdem alles abgesteckt ist, kann man das Modul abschrauben. Hilfreich ist, dass NEC die einzelnen Kabel sehr gut beschriftet bzw. die Stecker codiert hat. So können Fehler/Irrtümer weitgehend ausgeschlossen werden, wenn später wieder alles zusammengebaut werden muß.
Für den Ausbau der Hauptplatine muß der Anodenstecker von der Bildröhre abgezogen werden. Zuvor ist jedoch unbedingt sicher zu stellen, daß die Bildröhre bzw. ein Kondensator spannungsfrei ist. Dafür gibt es verschiedene Vorgehensweisen, wie dies über den Anodenstecker durchgeführt wird. Die einfachste Methode ist, den Monitor im ausgeschaltetem Zustand einige Wochen stehen zu lassen, damit die Entladung stattfinden kann. Alle anderen sollen aus gutem Grund hier nicht beschrieben werden, denn an der Anode liegen Spannungen bis zu 25.000V an. Hier finden Sie Informationen dazu. Wichtiger ist der Hinweis, das die Anodenkappe noch weich, elastisch und natürlich unbeschädigt sein sollte. Ihr Zustand ist ein Anzeiger für die Betriebsstunden der Röhre.
Nachdem der Anodenstecker entfernt wurde und auch der Stecker vom Rörenhals gezogen ist, kann die Hauptplatine ausgebaut werden. Wenn dann noch links unten ein paar Schrauben entfernt werden, kann man die Röhre so weit nach vorne drücken, das die Platine mit den beiden Reglern ausgebaut werden kann.
Beide Potis sind leichtgängig und kratzen nicht. Die Widerstandswerte von beiden sind identisch. Irritierend, denn der Helligkeitsregler hat im Betrieb anstandslos funktioniert. Am Kontrast-Poti liegt es demnach nicht, trotzdem werden sie beide mit Kontaktreiniger gespült und mit Kontakt Gold (Schmier- und Schutzstoff für elektrische Kontakte) geschmiert.
Die Hauptplatine sieht sehr sauber aus, Weder Staub noch irgendwelche ausgelaufenen Flüssigkeiten der Elkos fallen auf. Auch auf der Unterseite sind nur glänzende Lötpunkte zu sehen. Fast alle Elkos sind von Rubycon oder anderen guten Herstellern. Hier hat NEC nicht gespart. Verfärbte Bauteile aufgrund von Überhitzung sind ebenfalls nicht zu finden. Die Platine ist zwar nicht sehr verstaubt, aber wird natürlich trotzdem gründlich gereinigt, Teile sollen hier aber keine gewechselt werden.
Widmen wir uns also dem Netzteil. Das Modul ist ebenfalls leicht auszubauen. Auch hier stammen fast alle Elkos von Rubycon. Keiner hat optisch erkennbare Ausbeulungen oder Elektrolytentweichungen auf der Platine. Trotzdem werden wir alle gegen neue Panasonic-Elkos auswechseln.
Der Monitor wird wieder zusammengebaut, in der Hoffnung, das irgendwas besser wird. Denn an den Kondensatoren im Netzteil war nichts Auffälliges zu messen, alle Kapazitäten und Widerstandswerte in der Toleranz.
Na immer hin, er geht wieder, und hat im Betrieb mit einem EGA Rechner auch ein scharfes Bild. Wir wollen uns nicht zu früh freuen und lassen wir ihn eine halbe Stunde laufen. Schade, auch der Kontrastregler tut leider weiterhin gar nichts. Aber nach einer Stunde: der Monitor bleibt scharf, kein Flackern, keine Verzerrungen. Die reinen Messwerte von steinalten Elkos stehen eben doch nicht immer für eine gute Funktion!
Nun schließen wir ihn an einen Rechner mit Hercules-Karte an. Da funktioniert der Kontrastregler plötzlich! Anruf bei einem Freund, der vom Fach ist: wieso ist das so? Die einfache Erklärung: EGA ist digital, da gibt es beim Kontrast nichts zu regeln. Alles ganz normal also. Na gut, Reinigen und Schmieren von Potis ist nie ganz umsonst. Hauptsache, die Bildschirmstörungen sind dauerhaft weg.
Die nachfolgenden Bilder zeigen noch die Umschaltmöglichkeiten des NEC Multisync im monochromen Modus auf weiß, amber, und grün.