Der Panasonic JB-3000 aka Ericsson Step-One kam 1983 als IBM-kompatibler Rechner zu einer Zeit auf den Markt, als der Hype um den IBM PC seinen Höhepunkt erreichte. Also eigentlich genau zum richtigen Zeitpunkt, wie viele später sehr erfolgreiche Clone-Hersteller wie z.B. Compaq mit seinem Portable oder Olivetti mit dem M24 auch. Im Gegensatz zu diesen Modellen erreichte der JB-3000 aber keine große Verbreitung. Der Grund ist nicht mangelnde Qualität, denn der Rechner und die Peripheriegeräte sind in stabilen Metallgehäusen verbaut. Auch optisch macht der Rechner im Vergleich zum IBM PC was her, wirkt mit seinem flachen Gehäuse moderner. Aber gründlich schiefgegangen ist bei diesem Modell die Kompatibilität zum IBM PC. Was sich Panasonic dabei gedacht hat ist heute schwer nachzuvollziehen. Aber dazu weiter unten mehr. In unserem Bestand befinden sich zwei dieser Rechner (einer davon in Originalverpackung) sowie ein Panasonic Grünmonitor mit der Modellbezeichnung JB-3062E

  • CPU: 8088 mit 4,77 MHz
  • RAM: 128 KiB (erweiterbar auf 256KiB mit Steckkarte)
  • Bus: 3 x 8 Bit ISA
  • Grafik: 320×200 Color (8 Farben) oder 640×400 mono, 80×25 Zeichen
  • Massenspeicher: externes Doppel-FDD 5.25″ einseitig mit 160KiB / Disk (JB-3034E) und/oder extern Doppel FDD 8″ mit 1.26MiB / Disk (JB-3038E)
  • Tastatur: 93 Tasten
  • Betriebssystem: MS-DOS 1.25

Die beiden JB-3000 sind seit 20 Jahren bei uns eingelagert. Anlaß dieser Reparatur war dann eine Inspektion, bei der sich herausgestellte, daß auf dem Floppy-Controller die Elkos angefangen haben auszulaufen. Das muß natürlich beseitig werden, bevor der Schaden größer wird. Diesen trivialen Vorgang müssen wir hier nicht bildlich darstellen.

In einem Rechner ist eine Controllerkarte für die externe 5,25″ Laufwerkseinheit verbaut, im Anderen für die externe 8″ Laufwerkseinheit. Man kann – IRQ und DMA entsprechend ge-jumpert – auch beide Controller in nur einen Rechner einbauen und die unter MS-DOS maximal möglichen vier Diskettenlaufwerke gleichzeitig betreiben.

Als Erstes haben wir uns den Rechner vorgenommen, der aufgrund des eingebauten FDC für den Betrieb mit den 8″ Laufwerken präpariert ist. Unter MS/PC-DOS ein Novum, denn der Betrieb von 8″ Laufwerken war von IBM für den PC eigentlich gar nicht vorgesehen. Für diese Kombination besitzen wir auch eine originale Diskette mit MS-DOS 1.25.

Als erstes wird das Laufwerk geöffnet und der Staub herausgeblasen. Eine gute Möglichkeit, auch gleich ein paar Fotos vom Innenleben der 8″ Laufwerkseinheit zu machen. Das zweiseitige Laufwerk formatiert seine Disketten übrigens mit den üblichen 77 Spuren / Seite sowie 8 Sektoren / Spur und 1024 Bytes / Sektor. Die Kapazität pro Diskette beträgt somit beachtliche 1,26 MiB.

Das Booten erfolgte – unter lautem Klacken des Laufwerks – problemlos. Wir haben keinerlei weitere Software auf 8″ Disketten für diesen Rechner, also schnell eine Kopie vom Original gezogen, sicher ist sicher. Nachdem wir aber keine Boot-Diskette für das 5,25″ Laufwerk haben, müssen wir den Controller aus dem anderen JB-3000 aus- und in diesen Rechner einbauen. So können wir auch die 5,25″ Laufwerke betreiben und es sollte so möglich sein eine 5,25″ Bootdiskette zu erzeugen. Das hat auch geklappt.

Nachdem alles wieder zurückgerüstet wurde, wollen wir uns jetzt mit dem Rechner mit dem 5.25″ Laufwerkseinheit weiter beschäftigen. Auch diese wird geöffnet und gereinigt und ein  paar Fotos vom Innenleben der gemacht. Die 5.25″ Einheit wird übrigens über das Flachbandkabel mit Spannung versorgt und enthält daher kein eigenes Netzteil.

Wie erwähnt besitzen wir außer dem OS keinerlei Software für den JB-3000. Auch im Netz ist überhaupt nichts spezielles zu finden, weder für den JB-3000 noch für den Step-One. Da das einseitige 160KiB Format aber ein Standard-IBM Format ist, sollte es kein Problem sein, geeignete Disketten aus Software-Images für den Panasonic herzustellen. Natürlich mit Augenmerk darauf, das nur 256KiB RAM zur Verfügung stehen. Als erstes haben wir es mit MS Multiplan 1.06 versucht. Das startete zwar, blieb aber dann aber einfach hängen. Das passierte in übrigens in beiden Laufwerken, da ist also keines defekt. Ein ausgeführtes “chkdsk” auf diese Diskette meldete Fehler. Manche Dateien auf der Diskette konnten gelesen werden, andere nicht. Dieser Effekt wiederholte sich auch bei anderen Programmen. Umgekehrt konnte ein anderer DOS-Rechner auch keine Diskette verarbeiten, die mit dem JB-3000 formatiert wurden. Vielleicht ist der FDC bzw. das Diskettenformat doch nicht ganz kompatibel? Also haben wir zu folgenden Trick gegriffen: das Laufwerk B der Laufwerkseinheit haben wir durch ein Standard-Double Density Laufwerk ersetzt. Irgendwie nicht überraschend konnte dieses Laufwerk die aus Images erzeugten Disketten einwandfrei lesen. Jetzt konnten die einzelnen Dateien auf das Laufwerk A kopiert werden. Nun startete Multiplan ohne Aufhänger, aber es kam keine korrekte Bildschirmanzeige zu stande, lediglich ein blinkender Cursor in der linken oberen Ecke. Nach einem Warmstart wurden andere Terminal-Optionen ausprobiert, aber immer mit dem gleichen Ergebnis. Das wiederholte sich auch mit Wordstar 3.0. Das wäre lt. Installationsprogramm eigentlich bereits für den IMB PC konfiguriert, lief aber auch nicht. Die verschiedenen Programme der Norton Utilities 2.0 liefen nur soweit, solange sie rein auf der Kommandozeilen agierten, ansonsten stürzten auch diese ab. PC-Tools 1.03 crashte bereits nach dem Start. Erst Display Write 1.0 brachte Erkenntnisse. Das Programm lief an und monierte dann am Bildschirm “Illegal INT 10”.

Man muß also davon ausgehen, dass das BIOS des JB-3000 bzw. die Implementierung der Interrupts nicht wirklich IBM-kompatibel ist. Das ist beispielweise bei einem Siemens PC-D ähnlich, aber hier liegt das hauptsächlich an der abweichenden Speicherverwaltung, die durch die 80186-CPU möglich wurde, und dem entsprechend stark modifizierten BIOS. Der Unterschied ist, das es beim Panasonic keine so stark abweichende Hardware gibt. Trotzdem muß die Software – wie beim Siemens – offensichtlich speziell angepaßt werden. Siemens hat sich diese Arbeit bei vielen Standard-Programme gemacht, damit für den PC-D Software zur Verfügung stand. Panasonic tat das nicht, das erklärt dann auch den Misserfolg des Panasonic JB-3000 aka Ericsson Step-One. Die Fehler wurden allerdings schnell erkannt und die Produktion des Modells bereits 1984 wieder eingestellt. Zu Recht, denn ohne Software ist der eigentlich hübsche Rechner zu nichts zu gebrauchen.