NORTON DESKTOP
Im Grunde genommen ist der textbasierte Norton Desktop 1.0 eine Kombination aus Norton Commander und Norton Utilities, die 1991 in Form einer Shell in einem einzigen Programm integriert wurden. Für das reine Dateimanagement ist das Ganze schon fast überladen, andererseits wurden die vielen Einzelprogramme aber auch genial zusammengefügt. Es fehlt auch nichts: mehrere Laufwerksfenster öffnen, Dateien per “Drag&Drop” zwischen der Fenstern kopieren oder verschieben, Backups machen, Undelete von gelöschten Dateien, ASCII-Editor, Anti-Virus, Systeminfo, Disc Doctor und viele kleine Applikationen wie Scheduler, Taschenrechner und Terminal sind integriert. FAT32 Partitionen sind kein Problem. Die Bedienung von Norton Desktop ist an den Norton Commander angelehnt und mit diesem Vorwissen leicht zu erlernen. Letztenendes war der Norton Desktop für DOS dann doch nur ein Produkt für hartnäckige Windows 3.x Verweigerer.
PC-TOOLS DESKTOP
Das gleiche wie für den Norton Desktop gilt vom Umfang her auch für PC Tools Desktop 8. Im Jahr 1992 erschienen markierte dieses Programm das HighEnd für Dateimanagement unter DOS. Auch der hauseigene Virenscanner und ein Backup-Programm – normalerweise separat zu erwerbende Programme – sind mit an Bord. Einen gewissen Reiz übt der Task-Switcher CPTask aus. Da mehrere Programme gestartet werden können (ähnlich der DOS-Shell) braucht der Einsatzrechner viel RAM. Wie viele andere vergleichbare Produkte funktioniert CPTask leider nicht mit DPMI-Anwendungen. Ein echtes Manko für den Einsatz unter modernen DOS-PC’s ist, das die PCShell (das Hauptprogramm des Desktops) mit FAT32-Partitionen nichts anfangen kann und einfach nach dem Starten stehen bleibt. Das gilt auch für den Nachfolger 9.0, der auch die letzte DOS-Version des PC-Tools Desktop ist.
DOS Desktops Grafik
TANDY DESKMATE
Tandy Deskmate ist der Ur-Vater aller DOS-Desktop Programme, wenn man den grafischen Desktop VisiOn (Visi Corp.) außer acht lässt. VisiOn konnte keine DOS-Programme aus dem Desktop heraus starten, deshalb bleibt diese erste GUI für den IBM PC hier außen vor. Der Tandy Deskmate entstand bereits 1984 und erschien zuerst für den Tandy Model 4. Im gleichen Jahr wurde er für den IBM-kompatiblen Tandy 1000 portiert. Diese erste Version war textbasiert, monochrom und lief aber nicht auf dem IBM PC. Die zweite Version (1986) funktionierte dann auch auf IBM und Kompatiblen. Es enthielt jetzt Farbunterstützung sowie integrierte Programme für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Adressenverwaltung und Kalender. Die ersten beiden Ausgaben der Deskmate gehörten streng genommen in die Rubrik DOS Desktops Text.
Die größte Verbreitung erreichte Deskmate 1989 mit der nun grafischen dritten Version. Das mittlerweile ausgereifte Programm bot zwar nun sogar eine Laufzeit-Bibliothek an, die mit speziell dafür entwickelten Programmen ausgeliefert werden durfte. In die Quere kam dem Deskmate allerdings 1990 das neue Windows 3.0, gegen das er nicht konkurrieren konnte.
GEM
GEM (“Graphical Environment Manager”) ist eine grafische Benutzeroberfläche, die 1985 noch vor Microsoft Windows auf den Markt kam. Digital Research – der Hersteller von CP/M und DR-DOS – entwickelte diese GUI seit 1984 (GSX) und primär für den Atari ST, bot aber auch eine Version für den IBM PC an. Einige angepasste Anwendungen wurden im Paket bereits mit ausgeliefert (GEM Write, GEM Draw, GEM Paint), andere von Drittherstellern hergestellt (Ventura Publisher, Artworks). Zu seiner Zeit machte GEM im Vergleich zu der ersten Windows-Version den filigraneren Eindruck und kommt aus heutiger Sicht der Vorstellung einer GUI näher. Dieser Eindruck wird durch die im Vergleich zu Windows 1.x konsequentere Verwendung von Symbolen subjektiv verstärkt. Windows hätte in GEM einen wesentlich härteren Konkurrenten gehabt, wäre da nicht der verlorene Copyright-Prozess gegen Apple gewesen. Unter anderem mußten viele grafische Elemente (das Papierkorb-Symbol und die überlappenden Fenster) entfernt werden. Des weiteren soll aber auch das vergleichweise schlechte Marketing von Digital Research für GEM nicht unerwähnt bleiben.
NEW DEAL OFFICE
New Deal Office 3.2 von 1996 ist der Nachfolger von Geoworks und Breadbox Ensemble. Das ist u.E. der ausgefeilteste GUI-Desktop für DOS. Viele Applikationen werden bereits mitgeliefert, womit NDO eher ein Office-Paket mit der Dreingabe einer GUI (PC/GEOS) ist. Hier bleiben (fast) keine Wünsche offen. Es ist wirklich alles da: Systemeinstellungen ähnlich Windows 95, Textverabeitung, Tabellenkalkulation, Dateimanager, Internet Browser und Mail Programm, File Viewer u.s.w. Um zwischen externen Programmen umzuschalten nutzt das Programm wahlweise die Task-Switcher von DR-DOS 6/7 bzw. von Novell Dos 7. Das alles verpackt in ein farbenfrohes, aber durchaus ansprechendes GUI, die der Optik von Windows 3.x überlegen ist. Aber das ist Geschmackssache.
Die Netzwerkeinrichtung wurde nicht getestet. Es gibt zwar Netzwerkeinstellungen in New Deal, aber nicht für Hardware. Die Textverarbeitung von “New Deal Office” kann zwar vieles importieren, aber nur sein eigenes Format schreiben. Was wir uns zudem von New Deal Office erhofft hatten, ist ein PDF-Viewer, aber den gibt es leider auch hier nicht.
DOS-PROGRAMM-MANAGER 4.0
Der Kern des Programm-Managers 4.0 ist ein frei konfigurierbares grafisches Menüsystem. Mehrere Gruppen können erstellt und über Funktionstasten bequem angewählt werden. Jede erzeugte Gruppe erzeugt ein Programmfenster, in dem die der Gruppe zugeordneten Programme als Symbol angezeigt werden. Ein Doppelklick auf eines der Symbole startet das Programm. Nach dem Beenden des Programms befindet man sich wieder im DOS-Programm-Manager.
Das Zuordnen von Programmen zu einem Dateisymbol ist einfach, auch das Verschieben in eine andere Gruppe ist problemlos möglich. Es steht eine Vielzahl von Symbolen zur Verfügung. Evtl. notwendige Startparameter von Programmen können angegeben werden. Auch die Fenster können in der Größe und Position verändert werden. Ein Terminplaner und einige Spiele sind inclusive. Werden Dateioperationen wie Kopieren, Löschen, Verzeichnisse erstellen etc. benötigt, dann befindet sich auch der Dateimanager ArcShell im Lieferumfang. Alles in allem eine Runde Sache.
Man könnte das Programm auch zu den Menüprogrammen (Programmstartern) zählen, die weiter unten beschrieben werden. Allerdings sind hier so viele Zusatzfunktionen on Board, das man es auch unter Desktop’s einordnen kann.
DESKTOP
Desktop V2.62 (1998) von Felix Ritter ist ein grafischer Dateimanager und Programmstarter. Das ganze Programm ist ausgesprochen liebevoll und aufwändig gestaltet. Stellenweise wirkt es aber doch ein bisschen “grafisch überladen”. Es läuft durchaus schnell und stabil und läßt bei der Konfiguration seines Programmstarters keine Wünsche offen. Deshalb ist dieses Programm nicht als reiner File-Managern oder als einfaches Menüprogramm (siehe weiter unten) einzuordnen, sondern hier bei Desktops.
ERGO
Ergo-Desktop 4.0 vom DMV Verlag aus dem Jahre 1992 ist grafisch ebenfalls aufwändig gestaltet. Der Ergo-Desktop enthält zusätzlich zu den Dateifunktionen lediglich einen ASCII-Editor und ein Programm zum Bearbeiten von Icons. Allerdings kann der Ergo-Desktop um Office-Funktionen mit Textverabeitung (Ergo-Text), Tabellenkalkulation (Ergo-Calc) und zur Datenverwaltung (Ergo-Base) zum Office-Paket Ergo-Works 4.0 erweitert werden. Als Startzenzentrale für vorgenannte Programme zu dienen scheint allerdings der Hauptzweck von Ergo-Desktop zu sein.
SEAL
Seal 2 ist nicht als fertiger Desktop gedacht, eher die Demonstration einer grafischen Bibliothek für Software-Entwickler. Man kann mit dieser “Demo” also nicht allzuviel anfangen. Sie soll die Möglichkeiten der Seal-Bibliothek verdeutlichen.
Eine GUI, die in diese Reihe passen würde, wäre natürlich auch Microsoft Windows 1.x bis 3.x. Die Vorstellung sparen wir uns an dieser Stelle, da kommen wir am Ende dieses Projekts noch darauf.
Für Programmierer, die grafiklastige Software entwickeln, bieten GUI’s unter DOS riesige Vorteile. Sie können die Routinen der GUI benutzen, wodurch viele Sachen leichter realisierbar sind (Internet, Grafiken, PDF etc.). Wichtig ist, daß die GUI dem Entwickler gute Bibliotheken und die zugehörige Dokumentation zur Verfügung stellt.