Das C64 Game System hat Commodore pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 1990 auf den Markt geworfen. Eigentlich war das GS nur eine abgespeckte C64-Platine in einem speziellen Gehäuse mit einem speziellen ROM. Es wurde unseres Wissens nicht in Deutschland verkauft, aber sicher in Italien und in England. Hier ein Foto des gesamtem Umfangs und der Originalverpackung auf Commodore Info Page.

Obwohl es für Commodore nur ein weiterer Sargnagel war, werden für das C64 GS heutzutage Sammlerpreise aufgerufen. Da wir aber keine Lust haben, derart aberwitzige Preise für einen gestrippten C64 zu bezahlen, bauen wir uns eben selber eines. Natürlich so nah am Original wie möglich. Was Commodore kann, das können wir auch ;-). Das Ganze ist eine nette Bastelei, die man machen kann, wenn bei einem so ein Gehäuse rumliegt, man Lust auf’s Löten hat und unbedingt einen fast zum Original identischen C64 GS haben will. Als Platine wurde eine Assy 250469 Rev B verwendet, die entsprechend modifiziert werden muß. Die Tastatur und der serielle Anschluß werden beim GS nicht gebraucht, dementsprechend hat Commodore auch die entsprechende Bauteile auf der Platine eingespart. Auch den Stecker für Expansionsport muß man ersetzen, denn der ist für den GS um 90° nach oben gedreht. That’s it…

Natürlich, ein GS-Gehäuse zu besitzen ist die Grundvoraussetzung für dieses Projekt! Der Elektronikvertrieb Voelkner hat Anfang der 1990iger Jahre überschüssige Gehäuse des C64 Game Systems für wenig Geld verkauft. Davon besitzen wir zwei in der Sammlung. Das Game-Cartridge, das Commodore mit dem GS mitgeliefert hat, haben wir auch schon lange und glücklicherweise nie geschlachtet. Ein weiteres Dusel: in einem unserer riesigen Kartons mit Joysticks findet sich auch noch ein Cheetah Annihilator. Genau dieser qualitativ miese Joystick wurde mit dem C64 GS beigelegt.

Das passende Board war schnell gefunden, denn wir besitzen einen größeren Bestand an C64 Mainboard’s. Jetzt könnte die Frage kommen: “einen größeren Bestand, woher habt ihr den ?”. Antwort: Mitte der 1990iger Jahre wurden einem auf Flohmärkten VC-20, C64, C128 und Amiga’s (sowie andere 8-Bit Homecomputer) buchstäblich nachgeschmissen. Jeder Verkäufer war froh, wenn er für einen Umzugskarton voll mit den vorgenannten Modellen nach einem Wochenende mit Dauerregen 20 oder 30 Mark bekam. Das waren Zeiten…

Das C64 GS – Manual gab’s in einer britischen Auktion, für 13 €.

Jetzt zum Modifizieren des Mainboards. Zuerst müssen wir den Stecker für den Expansion Port entfernen, denn der Stecker darf nicht gewinkelt sein. Die Cartridges werden beim GS von oben und nicht von hinten aufgesteckt. So ein Stecker kann im bekannten Auktionshaus gefunden werden.

Um den Expansion Port ist beim Original GS ein Metallrahmen angebracht. Den basteln wir aus aus einem Slotblech. Die Befestigungsöffnungen dafür sind auf dem Mainboard vorhanden. Die Nasen unseres selbstgebauten Metallrahmens müssen natürlich genau passen. Also messen, anzeichnen und dann vorsichtig schleifen, damit entsprechende Nasen an beiden Enden stehen bleiben.

Der serielle Port fällt weg, da ein Anschluß von Diskettenlaufwerken nicht vorgesehen war. Im GS-Gehäuse ist auch keine Ausparung dafür vorgesehen.

Ebenso hat man die Tastatur weg-rationalisiert. Billig um jeden Preis, konkurrenzfähig zur Nintendo 64 Konsole und anderen. Spielkonsolen dieser Zeit brauchten keine Tastatur und wurden über Joysticks gesteuert. Nachfolgend sehen Sie die Halbleiter, die entfernt werden können, da sie für seriellen Port oder die Tastatur notwendig wären. Dazu haben wir ein ähnliches C64-Mainboard mit allen Bauteilen und unser Mainboard mit den entfernten Bauteilen gegenübergestellt.

Jetzt brauchen wir noch das richtige ROM dazu, das wie bei den C-Modellen üblich das Basic und das Kernal enthält. Der originale Baustein des GS hat die Bezeichnung 390852-01. Das ROM gibt eine eigene Einschaltmeldung aus, mit dem zum Einstecken eines Cartridges aufgefordert wird. Passende Imagefiles können im Netz heruntergeladen werden (z.B. www.emuparadise.me) und in ein 27128 Eprom gebrannt werden. Dann noch den entsprechenden Aufkleber gedruckt und fertig ist das ROM.

Nachdem das Board tadellos funktioniert, können wir alles zusammenbauen.

Bei den Kernal-ROM’s in den C64 GS – zumindest auf den Bildern, die im Web zu finden sind – findet man Varianten mit Aufklebern auf den ROM und ohne. Das könnte also auch im Original so sein. Zum vollständigen Fake fehlt also nur noch der Seriennummer-Aufkleber auf der Gehäuseunterseite unseres GS. Die Aufkleber waren an den Gehäusen sogar mal dran, man sieht die Klebereste. Sie mussten vor dem Verkauf der Leergehäuse jedoch entfernt werden. Wo bekommt man so einen her? Tipp: Pixelwizard Retro Shop. Natürlich ohne Seriennummer.

Noch ein letzter Hinweis: unseren C64 GS jetzt als Original zu verkaufen wäre durchaus möglich. Ein Laie kann den Unterschied zum Original unseres Erachtens nicht mehr erkennen. Trotzdem ist es ein Fake und der Verkauf als originales C64 GS wäre selbstverständlich Betrug.