Es geht darum, einen IBM XT von 1983 – der bei seiner Markteinführung mit 10MB Festplatte über 12.000 DM gekostet hat – für das Jahr 1990 fit zu machen. Immerhin hätte man sich zu dieser Zeit für dieses Geld z.B. auch einen neuen Opel Corsa 1.0 (ca. 12.700 DM) kaufen können. So eine Investition trägt man nach 5 oder 6 Jahren nicht einfach zum Wertstoffhof, zumindest damals nicht. 1990 erschienen bereits die ersten High-End PC’s mit dem neuesten Intel 80486 Prozessor, der mit mindestens 16MHz – meist aber schneller mit 25MHz oder gar 33MHz – getaktet war. Zudem waren schon PC’s ab dem Intel 80386 (ab 1986) mit einem 32-Bit breitem Datenbus ausgestattet, während sich der IBM XT mit seiner auf einen 8-Bit Datenbus kastrierten und mit nur 4,77MHz getakteten 8088 CPU begnügen musste. DOS-Programme wurden von Version zu Version mit immer mehr Features vollgestopft (Microsoft Word, Ashton-Tate dBase und Framework, Lotus 1-2-3 …) und benötigten in der Folge mehr Speicher, leistungsfähigere CPU’s und Grafikkarten sowie größere und schnellere Festplatten. Nicht zu vergessen die Spieleindustrie mit ihren grafisch immer aufwändigeren Spielen (z.B. Wing Commander), die ebenfalls hohe Ansprüche an die CPU und die Grafikkarte stellten. 1990 kam zudem die multitasking-fähige und grafische Benutzeroberfläche Windows 3.0 auf den Markt. Das lief zwar noch auf einem XT, aber nur im Real-Mode und langsam, zu langsam um damit produktiv zu arbeiten. Fast zeitgleich kamen nun auch sehr viele leistungsfähige, grafische Programme für Windows 3.0 auf den Markt (z.B. Microsoft Word und Excel).
Mit anderen Worten: der IBM XT gehörte zum absolut alten Eisen. Wäre es möglich gewesen, diese Kiste mit dem im Jahr 1990 verfügbaren Zubehör so aufzurüsten, das er wieder mithalten kann – zumindest mit einem 80386 PC ? Diesen Versuch wollen wir machen – natürlich ohne einen originalen IBM dafür zu schlachten. Wir wollen den XT mit damals verfügbarer, zeitgenössischer Technik aus dem Zubehörhandel vollstopfen. Dabei soll das Mainboard und das Gehäuse nicht irreversibel verändert werden, also kein Lötkolben und kein Dremel zum Einsatz kommen. Äußerlich soll der Umbau nicht erkennbar sein. Der 8-Bit ISA-Bus ist zudem die Beschränkung für alle Erweiterungskarten, die verbaut werden können.
Wunschausstattung
- 80386 CPU
- Mehr verwendbarer Hauptspeicher
- Leistungsfähige Grafikkarte
- Leistungsfähige und größere Festplatte
- Leistungsfähige Soundkarte
- HD Diskettenlaufwerke 5,25″ und 3,5″
- Iomega Zip-Laufwerk intern zur Datensicherung
- Erweiterte IBM Tastatur mit 102 Tasten (Modell M)
Was stellt der Markt von 1990 für diesen Umbau an Hardware zur Verfügung:
- Intel Inboard 386/PC
- 8-Bit ISA Speichererweiterungen
- 8-Bit ISA Grafikkarten (VGA)
- 8-Bit ISA SCSI-Controller und -Festplatten
- 8-Bit ISA Soundkarten
- 8-Bit ISA Diskettencontroller mit Unterstützung von HD-Laufwerken
- Iomega SCSI Laufwerke mit 100MB Kapazität
- IBM Model M Tastatur
Natürlich ist oben genannte Hardware nicht mehr leicht aufzutreiben, vor allem durch die vorgegebene Beschränkung auf 8-Bit ISA. Speziell ein Intel Inboard 386/PC ist eine absolute Rarität und in unserem Fall die Grundlage aller weiteren Massnahmen. Aber auch 8-Bit VGA Grafikkarten sind selten, gute 8-Bit Soundkarten hat es überhaupt nur wenige gegeben. Den Rest sollte eine ordentliche und gepflegte PC-Zubehörsammlung “auf Lager” haben. Das wir ein intel Inboard 386/PC im Bestand haben versteht sich, sonst wären gar wir nicht auf diese Umbau-Idee gekommen. Dieses Teil ist mit viel Geduld schon noch aufzutreiben, aber meist nur zu einem horrenden Preis.