Hardware am Leben zu erhalten ist schon alleine deswegen nicht einfach, da der Menschheit die Erfahrungswerte fehlen, wie sich im Computerbau verwendete Materialien im Laufe von mehreren Jahrzehnten verĂ€ndern werden. NatĂŒrlich vor allem dann, wenn sie sich in den fĂŒr die Funktion essentiellen Bereichen so verĂ€ndern, daß das Bauteil Schaden nimmt. Das kann z.B. bei einem IC die Schrumpfung des GehĂ€uses und die damit einhergehende Undichtigkeit sein. Auch Haarrisse können das bewirken. Oder die Oxidation der nach aussen gefĂŒhrten Pins und dem damit verbundenen Kontaktverlust. Zum “worst case” fĂŒr das Gesamtsystem fĂŒhrt dies dann, wenn das ausgefallenene Bauteil nicht ersetzt werden kann. Ein Beispiel dafĂŒr sind sogenannte Custom-Chip’s, also proprietĂ€re Chips, die nur fĂŒr ein bestimmtes Computermodell entwickelt und produziert wurden. Ist der letzte dieser Chips defekt und kann – unabhĂ€ngig vom Aufwand – auch mit Re-Engineering nicht mehr reproduziert werden, dann ist dieser Computer nicht mehr reparabel und somit natĂŒrlich auch nicht mehr funktionstĂŒchtig.

Aber die Erfahrung zeigt, daß so ein “worst case” selten ist – zumindest bisher. In der Regel ist unzuverlĂ€ssig funktionierende oder gar ausfallende Hardware hĂ€ufig auf Kontaktverlust zurĂŒckzufĂŒhren. Ein weiteres bekanntes Problem sind ausgetrocknete Kondensatoren – ein passives Bauteil, das sich praktisch auf allen Platinen und in allen Netzteilen befindet. Seltener und meist abhĂ€ngig vom Computermodell sind AltersschĂ€den bei anderen passiven Bauteilen. Positiv ist, das Kondensatoren und andere passive Bauelemente i.d.R. bis heute erhĂ€ltlich sind und relativ schnell ausgetauscht werden können. Ein hoher Reparaturaufwand entsteht, wenn ĂŒberalterte und dadurch undichte Kondensatoren auslaufen und das austretende Elektrolyt zusĂ€tzliche Zerstörungen auf der Platine anrichtet. Ähnliche SchĂ€den verursachen auslaufende alkalische Pufferbatterien, die in Computern ab ca. 1985 verwendet wurden.

FĂŒr den Betrieb von Computern und und auch deren Peripherie ist meist Programmcode notwendig ist, um den grundlegenden Betrieb zu gewĂ€hrleisten. Das kann z.B. das BIOS (Basic Input Output System) eines PC’s sein, das Basic und/oder der Zeichensatz eines Homecomputers oder der Betriebscode eines Druckers. Dieser Programmcode ist in einem Festwertspeicher (ROM, Read Only Memory) dauerhaft gespeichert. Der ROM-Baustein befindet sich auf der Platine des jeweiligen GerĂ€ts und der darin gespeicherte Inhalt steht nach dem Einschalten des GerĂ€ts sofort zur VerfĂŒgung und kann von der CPU ausgefĂŒhrt werden. Doch auch diese ROM’s (oftmals in der AusfĂŒhrung als Eprom) können defekt werden. Man kann den Inhalt eines ROM’s bzw. Eprom’s in diesem Fall durchaus auf ein neues und baugleiches oder kompatibles Eprom speichern, aber natĂŒrlich nur, wenn man dessen Inhalt vorher gesichert hat. Daher ist es wichtig, diese ROM’s auszulesen und deren Inhalt zu archivieren.

Um SchĂ€den vorzubeugen ist es bei jeder Elektronik wichtig, sie in bestimmten Intervallen in Betrieb zu nehmen, also unter Spannung zu setzen. Das ist bei einer großen Anzahl von Computern, Laufwerken, Druckern und sonstiger Peripherie im Hinblick auf den Zeitaufwand natĂŒrlich fast unmöglich.

Bei der Software stellen sich Ă€hnliche Probleme ein. Daten werden auf MagnetbĂ€ndern, Disketten und Festplatten durch Magnetisierung gespeichert. Diese Magnetisierung lĂ€sst ĂŒber die Jahre nach, in jedem Fall ganz natĂŒrlich und schneller bei negativen UmwelteinflĂŒssen (Mechanische SchĂ€den, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Tageslicht). Aber auch die mechanische Belastung (Abrieb) durch die LesegerĂ€te fĂŒhrt zum Verschleiß der magnetisierbaren Beschichtung  von Disketten und MagnetbĂ€ndern. Auch die OberflĂ€che einer CD/DVD kann z.B. durch Oxidation oder mechanische Einwirkung zerstört werden. DatentrĂ€ger mit BinĂ€rdaten fĂŒr Computer sind wesentlich fehleranfĂ€lliger als solche mit Audio-/Videodaten. Bei Computerdaten reicht es, wenn ein Bit fehlerhaft ist, um den DatentrĂ€ger bzw. dessen Inhalt unbrauchbar zu machen. Bei reinen Audio-/Videodaten kann das WiedegabegerĂ€t solche Fehler bis zu einem gewissen Grad kompensieren.

Daher ist es wichtig, die Daten dieser Medien in einen wiederverwendbaren bzw. wiederherstellbaren Zustand zu ĂŒberfĂŒhren. Man bezeichnet dies als DatentrĂ€ger-Image, also einer vollstĂ€ndigen Abbildung des Inhalts in einer Datei. Im Normalfall kann dieses DatentrĂ€ger-Image dann bei Bedarf auf ein neues oder auch ein gebrauchtes, aber noch funktionsfĂ€higes Medium zurĂŒck ĂŒbertragen und so der Originalzustand des DatentrĂ€ges wieder hergestellt werden. Zumindest aber die Verwendung in einem Emulator des Computersystems wird so sicher gestellt.

Eine Ausstellung lauffĂ€higer Systeme wird im Rahmen des Projektes datArena der UniversitĂ€t der Bundeswehr MĂŒnchen realisiert. Seit dem 1. Februar 2022 sind die frisch renovierten RĂ€ume auf dem GelĂ€nde der UniversitĂ€t in Neubiberg an uns zur Benutzung ĂŒbergeben. In KĂŒrze werden wir Bilder der Umbaumaßnahmen sowie dem Aufbau der Ausstellung an dieser Stelle veröffentlichen. Vor uns liegt noch ein langer und arbeitsreicher Weg, aber wir können endlich anfangen! Wie der Besucherzugang geregelt wird, stellt sich erst noch heraus.