Die Existenz einer Software-Industrie (so wie wir sie heute kennen) hat ihre Wurzeln in den späten fünfziger Jahren. Erst ab dieser Zeit gab es so was wie eine Serienproduktion von einigen Computermodellen. Dies machte es möglich, ein Programm, das nur auf einer bestimmten Hardware lauffähig war, öfter als einmal zu verkaufen. Im weiteren Verlauf entstand eine sehr große Nachfrage nach Geschäftsanwendungen. Für so manchen Angestellten einschlägiger Firmen, der sich Programmiererfahrung angeeignet hatte war dies der Zeitpunkt, eine eigene Firma zu gründen und die entsprechende Dienstleistung anzubieten bzw. zu verkaufen.
Die 50iger: erste Firmengründungen zum Zwecke kommerzieller Softwareproduktion können in den 50iger Jahren registriert werden: 1955 wurde von Elmer Kubie und John W. Sheldon, zwei ehemaligen IBM-Mitarbeitern, mit einem Startkapital von 40.000 US$ die Firma Computer Usage Corporation (CUC) gegründet. Bereits 1967 hatte die Firma 700 Angestellte. 1986 ging sie jedoch bankrott.
1959 gründeten 7 ehemalige Univac-Programmierer die Firma Applied Data Research (ADR), um ihre eigenen Softwareprodukte besser an Hardwarehersteller wie Sperry Rand and Honeywell vermarkten zu können bzw. um gemeinsam für größere Auftragsvolumen gewappnet zu sein. Die Firma entwickelte sich in den 70iger Jahren zu einem der größten US-Softwareproduzenten und wurde erst 1986 von Ameritech übernommen.
Die 60iger: mit zunehmender Verbreitung der Computer in den 60iger Jahren nahm auch die Nachfrage nach Individualsoftware rapide zu. Bedingt durch diese Nachfrage wuchs auch die Anzahl von Neugründungen entspechender Anbieter erheblich. Bis Mitte des Jahrzehnt’s existierten daher auch mehrere 100 kleinerer Softwareanbieter mit einer Angestelltenzahl unter 5. Hier einige der großen Firmen, die in diesem Jahrzehnt gegründet wurden: Informatics, Electronic Data Systems (EDS), California Analysis Center, Inc. (CACI), Management Science America (MSA), Turnkey Systems Inc. und Keane, Inc.
Zum besseren Verständnis, falls Sie jetzt gerade darüber nachdenken, das Sie keinen dieser Firmennamen kennen: die Softwarehersteller belieferten i.d.R nur andere Hardwarehersteller, keine Endkunden. Normalerweise wurde die vom Kunden benötigte Individualsoftware als Komplettpaket zusammen mit der Hardware, dem Betriebssystem, den benötigten Utilities sowie den Programmierwerkzeugen (z.B. Fortran- oder Cobol-Compiler) ausgeliefert. Verfügte der Kunde nicht über eigene Entwicklungsabteilungen, dann war es Aufgabe des Hardwarelieferanten, die Software zu entwickeln oder einen Softwarehersteller auszuwählen und diesen mit der Programmierung zu beauftragen.
Ein weiterer Trend bei größeren Firmen wie z.B. Banken und Versicherungen war zu Beginn der 60iger Jahre, das viele betriebseigene EDV-Abteilungen gegründet wurden, um die benötigten Geschäftsprogramme unabhängig von einer Softwarefirma erstellen und pflegen zu können. Die Angst, abhängig zu sein und/oder letztendlich nicht die auf die spezifischen Bedüfnisse zugeschnittenen Programme zu bekommen war groß. Die Softwarehersteller hingegen begannen, sich Bibliotheken von wiederverwendbaren Modulen für die verschiedenen Geschäftsprozesse zuzulegen. Zudem begann man abstraktere, scriptähnliche Sprachen und Programmgeneratoren (z.B. Autoflow von ADR) zu entwickeln, um die Programmerstellung zu beschleunigen.
Die 70iger: die Umsätze der Softwarehersteller stiegen weiter stark an. Zusätzlich zur reinen Programmierung dehnten viele Softwareproduzenten ihre Geschäftsbereiche auf Beratungstätigkeit sowie Analyse und Dienstleistungen im Designbereich aus und festigten somit ihre noch wacklige Stellung in diesem Industriezweig. Der Vertrauensgewinn war enorm, viele Kunden kauften nun auch wesentliche Kernfunktionen – wahrscheinlich auch aus Kostengründen – wieder von Softwareherstellen zu. Bereits 1971 gab es das erste Softwareprodukt, das einen Jahresumsatz von 1 Mio. US$ erzielte. 1976 erreichten diese Grenze bereits über 100 Produkte, hergestellt von 64 Firmen. Das Produkt TOTAL-Database Management System der Firma Cincom erreichte gar einen Umsatz von 50 Mio. US$. Trotzdem wurden Softwarefirmen in den 60iger und 70iger Jahren nicht als ideale Geldanlage betrachtet. Das Kapital stammte i.d.R. von den Gründungsmitgliedern selbst.
Mitte der 70iger Jahre entstanden mit den ersten PC’s für den Heimbereich auch Firmen wie Microsoft und Visi Corp. (mit der ersten Tabellenkalkulation, VisiCalc).
Weitere Beispiele für Firmengründungen in diesem Jahrzehnt: Fortex Data, American Software, Inc., Ryan-McFarland (1970), Software AG, Walker Interactive Systems (1971), Compuware (1972), SAS, Computer Associates (1976), Softool (1977), Oracle (1978)